Weil sie Frauen zu Sexvideos gedrängt haben sollen, sassen die Macho-Influencer Andrew und Tristan Tate in Rumänien im Gefängnis. Jetzt sind sie in die USA ausgereist. Doch auch dort sind sie nicht willkommen.
puz./(dpa)
Kurz sah es so aus, als könnten die Tate-Brüder durchatmen: Nach jahrelangen Schwierigkeiten mit der rumänischen Justiz, nach monatelangem Gefängnisaufenthalt und mehreren langen Hausarresten gelang es den Brüdern, eine Ausreisegenehmigung zu erlangen. Am vergangenen Donnerstag flogen sie nach Florida. Doch wenn sie gehofft hatten, dort einen Neustart hinlegen zu können, so platzte der Traum schnell: Gegen die Influencer Andrew und Tristan Tate, die mit ihrer zur Schau getragenen Frauenfeindlichkeit so viel Geld verdient wie Schaden angerichtet haben, geht seit Dienstag auch der Justizminister von Florida strafrechtlich vor.
Er habe das Büro der Staatsanwaltschaft angewiesen, Durchsuchungsbefehle zu vollstrecken und Vorladungen im Rahmen einer nun laufenden strafrechtlichen Ermittlung gegen die Tate-Brüder zu erlassen, teilte James Uthmeier auf der Plattform X mit. In Rumänien wird gegen die Tates wegen des Verdachts auf Vergewaltigung und Menschenhandel ermittelt.
Seit ihrer Festnahme im Dezember 2022 konnten die beiden Männer Rumänien zunächst nicht verlassen. Schliesslich erlaubten die rumänischen Behörden die Ausreise. Die Ankunft der berühmt-berüchtigten Brüder in Fort Lauderdale erregte grosses Aufsehen. Ihr Anwalt, Joseph McBride, sagte, die beiden würden Ende März nach Rumänien zurückkehren, um dort einen Gerichtstermin wahrzunehmen, dann würden sie wieder in die USA zurückkehren. «Sie fühlen sich in Amerika aus mehreren Gründen sicher, der wichtigste ist, dass Donald Trump Präsident ist. Daher freuen sie sich, Amerika wieder ihre Heimat nennen zu können», so McBride in einer Erklärung.
Medien spekulierten, die neue US-Regierung unter Präsident Donald Trump könnte sich für die Tate-Brüder eingesetzt haben. Die beiden haben sowohl die britische als auch die amerikanische Staatsbürgerschaft. Der US-Präsident erklärte vergangene Woche, er wisse nichts über die Freilassung der Tate-Brüder aus Rumänien.
Die Tates selbst scheinen auf das Wohlwollen Trumps gesetzt zu haben. Vor der Ausreise aus Rumänien sagte Tristan Tate, die Rolle seines Bruders dabei, «Millionen junger Männer» davon zu überzeugen, Trump zu unterstützen, könne «nicht übersehen werden».
«Wir werden das nicht akzeptieren»
Der Plan, als Trump-Protégés ein neues, bequemes Leben in Florida zu beginnen, scheint zumindest vorerst nicht aufzugehen. Erst einmal müssen sich die Tates den Fragen von Ermittlern stellen. Der Justizminister von Florida liess offen, weswegen genau er strafrechtlich gegen die misogynen Brüder vorgeht. «Diese Jungs haben selbst öffentlich zugegeben, dass sie sich an etwas beteiligt haben, was sehr nach Anstiftung zu illegalen Aktivitäten, Menschenhandel und Ausbeutung von Frauen auf der ganzen Welt aussieht», sagte er. In Florida werde diese Art von Verhalten als abscheulich angesehen. «Wir werden das nicht akzeptieren. Sie haben sich entschieden, hierherzukommen und in diesem Staat Fuss zu fassen, und wir werden alle uns zur Verfügung stehenden Mittel nutzen, um sie zur Rechenschaft zu ziehen.»
Vergangene Woche hatte bereits Floridas republikanischer Gouverneur Ron DeSantis gesagt: «Florida ist kein Ort, an dem man willkommen ist, wenn solche Vorwürfe im Raum stehen.»
Andrew Tate, ein ehemaliger Kickboxer, erreichte mit frauenverachtenden Aussagen in sozialen Netzwerken Millionen Jugendliche und junge Männer. Sein Bruder Tristan assistierte ihm dabei. Die Staatsanwaltschaft in Rumänien wirft den beiden vor, Frauen in die Produktion kommerzieller Sexvideos gedrängt zu haben. Die Ermittlungen führten zur Identifikation von mindestens 34 mutmasslichen Opfern, unter ihnen eine 15-Jährige. Die beiden Brüder weisen alle Vorwürfe zurück.