Der Schweizer Sportartikelhersteller On bricht mit den Kleidern für die olympischen Athleten mit einer Tradition.
Der Schweizer Sportartikelhersteller On hat mit einer kleinen Modeschau in den «On Labs» in Zürich die «Swiss Olympic Collection Paris 2024» präsentiert. Es sind die Kleider, die die Schweizer Sportlerinnen und Sportler an den Olympischen Spielen im Sommer in Paris tragen werden. Und die Outfits sind weiss. Sehr weiss.
Die Farbwahl überrascht, denn bei vergangenen Outfits für internationale Sportanlässe dominierte das Schweizerflaggenrot: an Olympia, im Fussball, im Eishockey. In Paris werden die Athleten für die Zeremonien zwar rote Jacken tragen. Doch die Hosen gibt es nur in schlichtem Weiss oder in Dunkelblau. Die Oberteile sind weiss, teilweise mit dezenten Farbklecksen.
On ist seit den Spielen in Tokio 2021 offizieller Ausrüster der Schweizer Sommer-Olympioniken. Für Swiss Olympics ist On eine gute Wahl: eine Schweizer Sportmarke, die international für Swissness steht. Doch in der Schweiz steht On auch für Boomer-Turnschuhe, für durchschnittliche Qualität und hohe Gewinnmargen. Das Konsumentenmagazin «K-Tipp» hat Anfang Jahr herausgefunden, dass On den Herstellern in Vietnam deutlich weniger zahlt als Puma oder Nike, von Konsumenten jedoch den höheren Preis verlangt.
On könnte nun mit einer guten Kollektion für Paris das Image in der Schweiz aufbessern: Die Sportlerinnen und Sportler werden im Juli und im August täglich am TV zu sehen sein.
Bunte Farben stehen für Schweizer Vielfalt
On hat zwei Jahre lang an der Kollektion gearbeitet. Der Chefdesigner Thilo Brunner sagte bei der Präsentation am Mittwoch in Zürich, oberste Priorität hätten Funktionalität und Nachhaltigkeit gehabt. Zwei Teile seien aus PET-Flaschen entstanden, die aus der Limmat gefischt worden seien. Die Kollektion sei in Zürich entworfen und «mehrheitlich» in Portugal hergestellt worden. Die Stoffe sind laut Brunner ungefärbt, damit habe man Wasser und Energie gespart.
Bei den Olympischen Spielen in Tokio 2021 (links) traten die Schweizer Athleten komplett in Rot auf. Und auch bei den Spielen in Salt Lake City durfte das Rot im berüchtigten silbernen Mantel von Simon Ammann nicht fehlen.
Die Farbverläufe auf den Jacken und Shirts erinnern an die Klimastreifen, mit denen Forscher langfristige Temperaturverläufe sichtbar machen. Oder an ein Wärmebild. Oder an das Instagram-Logo. Der Chefdesigner Brunner sagte jedoch, man habe sich bei den Farben von den 26 Kantonen der Schweiz inspirieren lassen. Das Farbspektrum von Rot bis Blau stehe für die Vielfalt der Kulturen, der Sprachen, für Inklusion und die vielen Sportverbände.
Dieselbe Idee realisierte On bereits für Tokio, aber mit anderem Resultat. Der Mitgründer Olivier Bernhard sagte damals: «Wir wollten die Schweiz so interpretieren, wie wir sie wahrnehmen. Vielschichtig und divers. Deshalb verwenden wir eine ganze Palette von Rottönen.»
Hochwertig, funktional, typisch schweizerisch?
Der Mountainbiker Nino Schurter trug auf der Bühne in Zürich bereits die bunte On-Mütze: «Mir gefällt die neue Kollektion sehr. Ich fühle mich nicht wie ein Papagei!» Der Läufer Tom Elmer sagte, ihm gefalle, dass das Olympia-Outfit nicht rot sei. Nur: Bei so viel Weiss müssten sie mit der Spaghettisauce aufpassen.
Mit dem vielen Weiss könnte nun passieren, dass die Athleten in Paris nicht direkt als Schweizer Delegation erkannt werden. Die Sportler tragen die Kleider an den Zeremonien, beim täglichen Treiben im olympischen Dorf, bei Trainingseinheiten. Sie sollen laut Ochsner Sport die olympischen Heldinnen und Helden mit den Fans in der Schweiz verbinden. Seit Donnerstag kann man sie in ausgewählten Läden von Ochsner Sport und On kaufen. Sie seien «nicht ganz billig», hiess es bei Ochsner Sport.
Ob die Kleider bei den Fans in der Schweiz ein olympisches Feuer entfachen, wird sich noch zeigen. Der Chefdesigner Brunner sagte, die Kollektion sei «rational, minimalistisch, funktional». Schweizerinnen und Schweizer könnte das ansprechen, sie lieben Funktionskleider.
Und damit wirklich jedem klar wird, dass On für Swissness steht, sass der Volksheld und On-Investor Roger Federer am Mittwoch persönlich im Saal. Federer sprach über seine Liebe zu Olympia, plauderte mit den Athleten und machte das, was er nebst Tennisspielen am besten kann: Werbung.
Für On ist es die perfekte PR: Mit Federer verknüpfen die Schweizer grosse Emotionen, Erinnerungen, Nationalstolz. Und als einer der besten Sportler der Geschichte muss er ja wissen, was gute Sportkleidung ist. Olympia sei für ihn alles, sagte Federer in Zürich. Nun hat er einen Weg gefunden, bei den Spielen in Paris auch ohne Racket präsent zu sein.