Der jungen Frau drohen eineinhalb Jahre Gefängnis. In dem Fall bleibt aber einiges ungeklärt.
Es war ein Fall, der in der Filmwelt und darüber hinaus für sehr viel Aufmerksamkeit sorgte. Der amerikanische Schauspieler Alec Baldwin hatte bei den Dreharbeiten für den Western «Rust» eine Szene geübt. Baldwin, der einen Cowboy spielte, zückte einen Revolver, zielte in Richtung der Kamera und schoss. Die Frau hinter der Kamera, die 41-jährige Halyna Hutchins, wurde tödlich verletzt, der Regisseur des Films an der Schulter getroffen. Die Waffe war statt mit Platzpatronen mit echter Munition geladen. Das war am 21. Oktober 2021. Nun ist es zu einer ersten Verurteilung in dem Fall gekommen.
Die 26-jährige Hannah Gutierrez-Reed wurde wegen fahrlässiger Tötung verurteilt. Sie war am Filmset für den Einsatz der Waffen und entsprechende Sicherheitsvorkehrungen verantwortlich. Sie hatte den Revolver geladen, den Baldwin beim Schuss benutzt hatte. Das Strafmass wird zu einem späteren Zeitpunkt verkündet. Ihr drohen bis zu eineinhalb Jahre Gefängnis.
Filmcrew beklagt mangelnde Sicherheit am Set
Der Fall von Gutierrez-Reed wurde vor einer Jury in Santa Fe im Gliedstaat New Mexiko verhandelt. Die Staatsanwaltschaft wirf ihr vor, die Patronen bei der Ladung des Revolvers nicht ordnungsgemäss geprüft zu haben. Sie hätte merken müssen, dass es sich um echte Munition handelte, so die Staatsanwaltschaft.
Bereits kurz nach dem Vorfall im Oktober 2021 hatten Mitarbeitende der Filmcrew gesagt, Gutierrez-Reed sei überfordert gewesen und habe bei der Arbeit Alkohol und Drogen konsumiert.
Neben dem Vorwurf der fahrlässigen Tötung musste sie sich vor Gericht auch wegen des Vorwurfs der Manipulation von Beweismaterial verantworten. Ein Crewmitglied hatte ausgesagt, Gutierrez-Reed habe sie nach dem tödlichen Schuss am Set gebeten, eine Tüte mit weissem Pulver für sie aufzubewahren. Die Geschworenen sprachen Gutierrez-Reed am Mittwoch aber von dem Vorwurf frei.
Ihre Anwälte argumentierten, sie sei zum Sündenbock eines tragischen Unfalls gemacht worden. Sie warfen der Produktionsfirma vor, aus Kostengründen an Sicherheitsvorkehrungen am Set gespart zu haben. Gutierrez-Reed selbst habe zwei Jobs gemacht – neben ihrer Rolle als Waffenverantwortliche war sie zudem als Requisiteurin angestellt. Gutierrez-Reed sei überlastet gewesen, sagten ihre Anwälte.
Wegen Covid-Beschränkungen habe Gutierrez-Reed zudem nicht bei allen Aufnahmen dabei sein können. Auch bei Szenen, in denen Waffen benutzt wurden. Und: Sie habe nicht ahnen können, dass sich an einem Filmset scharfe Munition befinden würde.
Wie aber kam die scharfe Munition ans Set? Diese zentrale Frage blieb bislang ungeklärt. Die Ermittler hatten nach dem Vorfall fünf echte Patronen am Set entdeckt. Die Staatsanwaltschaft hat Gutierrez-Reed vorgeworfen, sie ans Set gebracht zu haben. Aber Beweise fehlen.
Der Prozess gegen Alec Baldwin beginnt im Juli
Auch der Schauspieler Alec Baldwin, der an der Produktion als Schauspieler und Mitproduzent von «Rust» beteiligt war, ist wegen fahrlässiger Tötung angeklagt. Sowohl Gutierrez-Reed als auch Baldwin haben die Schuld stets von sich gewiesen.
Im April letzten Jahres war die Anklage gegen Alec Baldwin zunächst fallengelassen worden. Es seien weitere Untersuchungen und forensische Analysen erforderlich, hiess es. Im Herbst hatten die Sonderermittler in dem Fall eine neue Anklage gegen Baldwin vorgelegt. Eine Jury in New Mexiko hat die Vorlage untersucht und im Januar entschieden, dass sie Baldwin erneut anklagt. Der Prozess gegen ihn wird im Juli beginnen.