0:0 gegen den FC Basel: Der FCZ ist mit einem Punktverlust ins Jahr gestartet und ist seit vier Spielen sieglos. Milos Malenovic, der neue starke Mann im Klub, hat bald alle Trainer im FCZ ausgetauscht. Doch was ist mit dem Cheftrainer Bo Henriksen?
Mit einem 0:0 im Letzigrund gegen den FC Basel ist der FC Zürich am Sonntag ins Jahr 2024 gestartet. Die Nullnummer in hitziger Ambiance hilft keiner Mannschaft wirklich weiter. Der Rückstand der Zürcher auf den Leader YB, der glanzlos 1:0 gegen GC gewonnen hatte, beträgt nun bereits 9 Punkte – Ende November war der FCZ noch Tabellenführer.
Der FCZ spielte gegen Basel in der gleichen Formation wie im ersten Halbjahr dieser Saison, der gesperrte Leistungsträger Cheick Condé wurde im zentralen Mittelfeld durch Bledian Krasniqi ersetzt. Der Trainer Bo Henriksen ist ein Freund personeller Kontinuität. Nicht alle im Klub sind überzeugt von diesem Konzept, weil die jungen Fussballer kaum eingesetzt werden.
In Zukunft soll das anders sein. Der Sportchef Milos Malenovic ist kein Freund personeller Kontinuität, er arbeitet unter Hochdruck und in allen Bereichen am Umbau des Klubs. Fast alle Trainer sind bereits ausgetauscht worden.
Der unschöne Abgang von Genesio Colatrella
Mittlerweile hat der Sportchef ein Dutzend Personen installiert, die seine Philosophie umsetzen sollen. Es sind Nachwuchstrainer, Assistenztrainer, Goalietrainer, Stürmertrainer, Juniorenentwickler, Ausbildungschefs, Chefscouts. Nicht alle Rochaden verliefen geräuschlos.
So musste der langjährige U-21-Trainer Genesio Colatrella, der im Herbst 2022 vor Henriksens Einstieg interimistisch die erste Mannschaft gecoacht hatte, vor kurzem den FCZ verlassen. Colatrella wollte nicht die U-19-Auswahl übernehmen, sondern wie vertraglich vereinbart weiter die U 21 betreuen. Für diese Mannschaft aber ist der Niederländer Ricardo Moniz vorgesehen, ein Trainer mit bemerkenswerter Vergangenheit, der jederzeit Henriksen beerben könnte.
Genesio Colatrella verlässt den FC Zürich. Mehr dazu gibts hier:
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— FC Zürich (@fc_zuerich) January 17, 2024
Das Motto im FC Zürich heisst: Alle Macht für Malenovic. Das muss nicht schlecht sein, der frühere Spielerberater gilt als schnell handelnd und umtriebig, clever und kühl, vernetzt und konsequent. Es sind Eigenschaften, die ihm helfen könnten auf dem ambitionierten Weg, aus dem FCZ einen sogenannten Systemverein zu machen nach dem Vorbild von Ajax Amsterdam. Die Position von Henriksen sowie das Kader der ersten Mannschaft blieben bisher unangetastet. Dem vereinseigenen TV sagte Malenovic, der 18-jährige Offensivspieler Joseph Sabobo aus Sambia, den der FCZ kürzlich verpflichtet hatte, sei bereits vor seiner Zeit im Klub geholt worden.
Die Kommunikation im FC Zürich ist seit einiger Zeit verwirrend. Es begann damit, dass Malenovic im letzten Sommer als Berater engagiert worden war, obwohl in der Branche jeder wusste, dass der 39-Jährige ohnehin bald zum starken Mann im Klub aufsteigen würde. Und die Aussagen bezüglich einer Verlängerung des Vertrags mit dem erfolgreichen Henriksen muten längst mindestens eigenartig, sicher aber irritierend an.
Der Trainer hatte dem FCZ laut dänischen Medien bereits vor der Saison mitgeteilt, dass er im Sommer 2024 gehen werde. Seither steht die Frage nach der Zukunft Henriksens wie ein Elefant im Raum. Alle sehen es, alle reden darüber, alle sagen nichts.
Im Dezember hiess es, man werde die Sache in der Winterpause und im Trainingslager klären. Winterpause und Trainingslager sind vorbei. Geklärt ist nichts. Die Rede ist von «phantastischen Gesprächen». Natürlich. Letzte Woche sagte Henriksen: «Alles hat ein Ende, das ist Teil des Lebens. Aber wann? Und wie?» Und: «Es gibt Dinge in einer Beziehung, die kompliziert sind. Da muss man zusammen darüber reden.»
Alle Teams im FCZ sollen die gleiche Spielphilosophie haben
Wer genau zuhört und mit Menschen redet, die mit internen Vorgängen vertraut sind, nimmt Dinge wahr, die in einer Beziehung kompliziert sein können und phantastische Gespräche benötigen. Henriksen möchte beispielsweise neue, erfahrene Spieler, die FCZ-Verantwortlichen würden lieber eigene Talente fördern. Henriksen hätte gerne einen Stürmer, Malenovic und der Präsident Ancillo Canepa meinen, Henriksen spiele ja selten mit einer echten Nummer 9. Henriksen nannte im Dezember die Bilanz seit Saisonbeginn mit nur 3 Niederlagen in 21 Pflichtspielen «überragend», Canepa und Malenovic sprachen von einem schwachen Endspurt.
Und schliesslich: die Spielphilosophie. Milos Malenovic will, dass alle Mannschaften von den Jüngsten bis ganz oben im gleichen System und nach den gleichen taktischen und spielerischen Vorgaben spielen. Letzte Woche sagte er in einem FCZ-Fantalk: «Wann das im ersten Team implementiert wird? Da müssen wir uns etwas gedulden. Wir haben einen Trainer, der sehr erfolgreich spielen lässt. Das müssen wir respektieren.»
Der respektierte Henriksen will Spiele gewinnen und Titel, keinen dogmatischen Systemfussball umsetzen. Er führt phantastische Gespräche mit dem FCZ, war kürzlich ein Kandidat beim 1. FC Köln, wurde von Beratern fleissig englischen Klubs angeboten.
Verpflichtet Malenovic einen Vertrauten als Trainer?
Beim FC Zürich werden neue Fussballer zur neuen Spielphilosophie passen müssen. Und womöglich ist der Trainer, den Malenovic möchte, noch unter Vertrag. Vielleicht ist es einer wie der Niederländer Alfred Schreuder von al-Nasr in den Vereinigten Arabischen Emiraten, der eine Vergangenheit bei Systemklubs wie Ajax, dem FC Barcelona und Hoffenheim hat. Und der einst zu den Klienten von Malenovic bei dessen Firma Soccer Mondial gehörte. Diese wurde an die internationale Agentur VPA überschrieben, wobei Malenovic immer noch sehr nahe am Betrieb sein soll.
Malenovic hat sich seinen Traum erfüllt, einen Fussballklub zu dirigieren. Er dürfte ein Vorkaufsrecht haben, wenn das Besitzer-Ehepaar Canepa irgendwann den FCZ verkaufen wird. Schon jetzt ist der Klub eine Art FC Malenovic. Auf der Geschäftsstelle endete es für den FC Zürich unschön, als dem früheren «Chief Operating Officer» Nick Gast ähnlich viel Macht eingeräumt worden war. Mehrere Angestellte verliessen den Klub, es gab grosse Unruhe, sogar die Fans protestierten gegen den ungebetenen Gast. Vor ein paar Wochen wurde Roger Herzog als Geschäftsführer und Nachfolger Gasts installiert.
Die spannendste Frage im Klub bleibt, wie lange Henriksen noch im FCZ arbeitet. Während Fabio Celestini, der Coach des FC Basel, am Sonntag im Letzigrund Gelb-Rot erhielt, wurde Henriksen zum vierten Mal in dieser Saison verwarnt. Der Däne ist damit im Derby am nächsten Sonntag gegen GC gesperrt. Und erstmals hat der FCZ mit ihm in der Super League viermal in Serie nicht gewonnen.