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Startseite » Alles ist Politik – die Gründungsgeschichte des zionistischen Staates hat eine Kehrseite
Feuilleton

Alles ist Politik – die Gründungsgeschichte des zionistischen Staates hat eine Kehrseite

MitarbeiterVon MitarbeiterJuni 6, 2025
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In Israel sind selbst Alltagsfragen wie die Wahl des Supermarkts aufgeladen. Das gilt nicht erst seit dem 7. Oktober. Dabei sehnen sich viele Israeli nach Normalität.

Am Ende ihres Auftritts beim ESC in Basel steht eine strahlende Yuval Raphael auf der Bühne, ruft: «Thank you, Europe!», und dann auf Hebräisch: «Am Yisrael Chai!» («Das jüdische Volk lebt!») Ein Slogan, der von Juden überall auf der Welt als Zeichen des Trotzes und der Selbstvergewisserung gegen eine Welt voller Judenhass gerufen wird.

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Yuval Raphael ist eine Überlebende des Massakers der islamistischen Hamas vom 7. Oktober 2023. Sie hat den genozidalen Angriff miterlebt, sie sah, wie ihre Freunde abgeschlachtet wurden, und schaffte es doch zurück ins Leben. Auf die Bühne des ESC, wo sie als stolze Israelin ein Lied der Hoffnung sang, angefeindet von fast allen, bedroht von einigen. Und dann: «Das jüdische Volk lebt!» Eine Ansage an das Publikum in aller Welt. Selbst ein einfacher Auftritt bei einem Schlagerwettbewerb ist für eine junge Israelin ein politischer Akt. Wie kann es auch anders sein.

Wer schon einmal in Israel gewesen ist, kennt wahrscheinlich die Situation. Selbst jetzt, wenn man zuweilen vom Raketenalarm gezwungen wird, für einige Minuten in einen Schutzbunker zu flüchten: Danach steht man wieder an der Theke eines Strassencafés, bestellt sich einen Espresso und gerät innerhalb weniger Minuten in eine hitzige Debatte. Der Barista, der sich als ehemaliger Fallschirmjäger entpuppt, fragt, ob man den letzten Kommentar der Generalstaatsanwältin zur unzulässigen Berufung des neuen Geheimdienstchefs schon gehört habe. Ein anderer Gast mischt sich ein, wird wütend und tobt gegen die Tyrannei der von links unterwanderten Justiz. Inzwischen ist der Espresso kalt geworden. Welcome to Israel – in einem Land, in dem alles politisch ist. Seit seinen Anfängen.

Historisch gewachsenes Phänomen

In Israel existiert nirgends ein neutraler Raum. Am Strand von Tel Aviv trainieren 17-Jährige für die Prüfung zur Aufnahme in die kämpfenden Eliteeinheiten. In den Bars in Jerusalem achten alle darauf, dass nicht irgendwo eine einsame Tasche mit einer möglichen Bombe herumliegt. Auf dem Markt von Haifa, wo arabische Israeli ebenso einkaufen wie jüdische Israeli, postuliert man damit ein Stück Normalität – überall ist Politik gegenwärtig. Sie ist wie der gelbe Wüstensand, den der Chamsin-Wind mitbringt. Sie legt sich auf alles: auf Sprache und Kunst, auf Religion, Militär, Kleidung, sogar auf das Essen. Es gibt nirgends einen Ruhepol, nirgends einen Rückzugsort.

Das liegt nicht nur am gegenwärtigen Krieg. Die Politisierung des Alltags ist ein historisch gewachsenes Phänomen, das seinen Ursprung in der Gründungsgeschichte des Staates hat, der Shoah, der Einwanderung und dem zionistischen Projekt an sich. Israel ist, ähnlich wie die USA, eine Idee, die real geworden ist, ein Konzept, das noch nicht zu Ende gedacht ist, wenn man so will, ein Startup, dessen Erfolgsgeschichte noch nicht garantiert ist.

Das Politische manifestiert sich bereits in der Landessprache Hebräisch, einer Ende des 19. Jahrhunderts wiederbelebten Sprache, die aus dem biblischen Kontext in die Neuzeit transferiert wurde. Bereits dieser Prozess war ein politisches Projekt, lange vor der Staatsgründung. Die frühen Zionisten lehnten Jiddisch als zukünftige Landessprache ab, da sie im Ghetto entstanden war und dessen Mentalität repräsentierte. Die Sprache der Thora sollte daher als Basis für die Rückkehr ins «Altneuland» dienen, wie Theodor Herzl Israel nannte.

Viele Ausdrücke im heutigen Hebräisch stammen aus der Bibel, mit einer erweiterten, aktualisierten Bedeutung. Andere Wörter wurden bewusst geschaffen, um neue Realitäten in altes Gewand zu kleiden. Die Sprache spannt einen historischen Bogen vom biblischen Zeitalter ins Hier und Jetzt. Als politische Manifestation jüdischer Kontinuität im Gelobten Land. Viele religiös aufgeladene Begriffe repräsentieren politische Konzepte und sind im Diskurs omnipräsent. Ebenso beeinflusst die Sprache des Militärs das Umgangshebräisch und damit die politische Diskussion. Diese ist unglaublich kämpferisch, wie man das in europäischen Nachkriegsgesellschaften nicht mehr kennt, da man es sich lang, allzu lang unter den Fittichen der «Pax Americana» gemütlich gemacht hat.

In Israel ist alles politisch aufgeladen, sogar die Kleidung. Da sind nicht nur die Kaftane der ultraorthodoxen Juden, von denen man natürlich weiss, wo sie politisch stehen. Sogar die unterschiedlichen Farben und Webarten der Kippot, der Käppchen, erzählen etwas über die politische Haltung ihrer Träger, ob sie nationalreligiös sind oder etwa konservativ-religiös. Die jeweilige religiöse Haltung ist zugleich der Beleg für eine entsprechende politische Einstellung. Und selbst die Bermuda-Shorts, bauchnabelfreien Tops und «Kafkafim» (Flip-Flops), die Israeli in Tel Aviv tragen, sind nicht nur ein Zeichen dafür, dass die Stadt am Meer liegt. Sie repräsentieren auch eine lässig-liberale Lebenseinstellung, die sich selbst häufig links verortet.

Selbst die Wahl des Supermarkts hat politische Implikationen: Ob man bei Tiv Taam einkauft, wo es auch Produkte aus Schweinefleisch gibt, oder im koscheren Supermarkt, ob man sein Obst und Gemüse beim arabischen Händler in Jaffa oder Ramla holt – Alltagsbesorgungen sind ebenfalls politische Statements. Erst recht die Frage, wie man es mit Produkten aus Siedlungen im Westjordanland hält. Schnell kann so das Käsesortiment oder das Weinregal zum ideologischen Schlachtfeld werden.

Liebesromane und «Fauda»

Selbstverständlich ist auch die israelische Kulturszene hochpolitisch und provokant – und zunehmend im Kreuzfeuer politischer Kritik seitens der Regierung. Künstler, die sich zum Konflikt oder zur Justizreform der Regierung Netanyahu äussern, riskieren einen Boykott. Filme, die sich kritisch über die israelische Armee äussern, werden vom Staat nicht mehr gefördert. Theaterstücke, Filme, Romane: Sie alle werden nicht nur an ästhetischen Massstäben gemessen, sondern an ihrer politischen Haltung. So wurde beispielsweise ein Roman der Schriftstellerin Dorit Rabinyan über eine Liebe zwischen einem Palästinenser und einer jüdischen Israelin 2015 als Lektüre für den Schulunterricht verboten.

Weltberühmte Autoren wie David Grossman oder Zeruya Shalev erfahren Gegenwind im eigenen Land: Ihre politischen Positionen machen sie für Teile der israelischen Gesellschaft zum Feindbild. Denn israelische Schriftsteller nutzen ihre Werke gern als Forum für politische Reflexion, sie thematisieren den inneren Zwiespalt des israelischen Selbstverständnisses, die moralischen Grauzonen des Militärdienstes oder das Spannungsverhältnis zwischen liberaler Demokratie und Religion. Im Film ist das nicht anders. Welterfolge wie «Waltz with Bashir» von Ari Folman oder die international erfolgreiche israelische TV-Serie «Fauda» werfen einen schonungslosen Blick auf Krieg und Besetzung und die psychologischen Beschädigungen, die sie hinterlassen.

Selbst die Pop-Musik bleibt nicht neutral. Sänger wie Ivri Lider oder der misrachisch-orthodoxe Hanan Ben Ari verbinden persönliche Geschichten mit gesellschaftskritischen Kommentaren. Auch viele andere Künstler besingen die Härten und Konflikte des israelischen Alltags, schreiben Songs, die sich mit der Katastrophe des 7. Oktober und deren Folgen beschäftigen. So wird jede Ausstellung, jede Premiere, jedes neue Album ein Beitrag zur nationalen Debatte.

Staat und Religion

Das eindrücklichste Beispiel aber dafür, wie Politik in das Leben aller Israeli eingreift, ist der obligatorische Armeedienst. Männer und Frauen müssen mit 18 Jahren zum Militär, mit wenigen Ausnahmen. Der Dienst ist nicht nur militärisch, sondern sozial prägend. Er schafft Netzwerke, Karrieren, politische Haltungen – und Traumata, die Leben und Denken der Betroffenen ein Leben lang bestimmen.

Die Armee ist der Ort, wo politische Identitäten geschmiedet oder intensiviert werden. In welcher Einheit man dient, wird zur politischen Visitenkarte. Ebenso wie die Weigerung des ultraorthodoxen Sektors, Militärdienst zu leisten. Auch das ist eine politische Aussage, die von den meisten israelischen Regierungen bislang hingenommen wurde, weil man die Frommen als Koalitionspartner brauchte. Diese Verweigerungshaltung schürt nun die Wut der Dienenden in diesem nicht enden wollenden Krieg noch mehr als sonst und spiegelt die tiefe Zerrissenheit der israelischen Gesellschaft.

Damit verbunden ist die Auseinandersetzung um die Trennung von Staat und Religion. In Israel ist sie nie vollzogen worden. Orthodoxe Rabbiner haben Einfluss auf Eheschliessungen und Beerdigungen. Diese enge Verflechtung ist ein Dauerbrenner politischer Konflikte, die buchstäblich jeden betreffen. Israeli, die sich nicht dem Diktat der Rabbiner unterwerfen wollen, heiraten dann häufig auf Zypern, da es daheim keine zivile Eheschliessung gibt. So wird sogar das Liebesbekenntnis zum Partner zum politischen Bekenntnis.

Wenn man Israeli auf diese allgegenwärtige Politisierung des eigenen Lebens anspricht, lachen die meisten. Das sei halt so, schon immer. Doch diese permanente Präsenz der Politik fordert ihren Tribut, sie zermürbt. Viele Israeli sehnen sich nach Normalität, nach einem Alltag ohne Schlagzeilen, weshalb sie temporär oder auch für immer fliehen nach Berlin, Portugal oder Griechenland.

Diese Omnipräsenz des Politischen mag aber der Preis dafür sein, dass man Teil eines politischen Labors ist. Dieses verspricht dem jüdischen Volk nach Jahrhunderten der Verfolgung Heimat und Festung zugleich zu sein. In Israel verdichtet sich das Drama unserer Zeit, die Suche nach einer Antwort auf die multiplen, neuartigen Bedrohungen des Menschen im 21. Jahrhundert.

Europa, das aus seinem Dornröschenschlaf derzeit brutal erwacht, sollte genau hinschauen, wie die Menschen in Israel mit dem schwankenden Boden unter ihren Füssen umzugehen versuchen. Es könnte, im Guten wie im Schlechten, der Blueprint für die Zukunft des alten Kontinents werden.

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