Ab 13 Uhr 30 wird im ganzen Land das Alarmsystem getestet. Alles, was Sie dazu wissen müssen.
Wenn am 7. Februar die Sirenen im Kanton Zürich losheulen, ist klar: Es ist ein Test. Im ganzen Land wird die Alarmierung der Bevölkerung für den Ernstfall geprobt – wie jedes Jahr am ersten Mittwoch im Februar.
Welche Arten von Alarmen gibt es?
Zum einen wird um 13 Uhr 30 der «allgemeine Alarm» geprüft, ein regelmässiger auf- und absteigender Heulton von einer Minute Dauer.
Zum anderen wird ab 14 Uhr bis spätestens 16 Uhr in den Nahzonen unterhalb von Stauanlagen der «Wasseralarm» getestet. Das Signal besteht aus zwölf tiefen Dauertönen von je 20 Sekunden in Abständen von je 10 Sekunden.
Geprüft wird, ob die Sirenen funktionstüchtig sind, und die Prozesse zu ihrer Auslösung werden durchgespielt. Für die Bevölkerung dient der Test auch als Erinnerung, wie sie sich im Ernstfall zu verhalten hätte.
Was tun im Notfall?
Ausserhalb der angekündigten Sirenenkontrolle ist bei einem Sirenenalarm davon auszugehen, dass die Schweiz oder Teile des Landes von natur-, technik- oder gesellschaftsbedingten Notlagen betroffen sind. Das heisst, eine Gefährdung der Bewohnerinnen und Bewohner – zum Beispiel durch giftigen Rauch oder Trinkwasserverschmutzung – ist möglich.
Nach dem allgemeinen Alarm erfolgt immer eine Information via Radio (SRG SSR) oder die Alertswiss-App bzw. die Alertswiss-Website. Die Bevölkerung ist dann dazu aufgefordert, die Anweisungen der Behörden zu befolgen sowie die Nachbarn zu informieren. Der Wasseralarm ruft dazu auf, das Gebiet um eine Stauanlage sofort zu verlassen und sich in höher gelegenes Gebiet zu begeben.
Beim Sirenentest am Mittwoch muss die Bevölkerung selbstredend nichts befürchten und nicht handeln.
Wer kann einen Alarm auslösen?
Wer eine Alarmierung auslösen darf, ist genau geregelt: Auf Bundesebene kann in Fällen von erhöhter Radioaktivität oder grossflächigen Ereignissen die Nationale Alarmzentrale (NAZ) den Alarm anordnen oder – falls die zuständigen Stellen der Kantone nicht rechtzeitig reagieren können – den Alarm direkt auslösen.
Aufgrund der föderalistischen Struktur der Schweiz sei aber nicht vorgesehen, dass alle Sirenen der Schweiz mit einem einzigen Knopfdruck ausgelöst werden können, schreibt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz (Babs). Grundsätzlich sind die Kantone zuständig für die Alarmierung. Laut Babs liegt die Hürde für das Auslösen eines Alarms recht hoch: In der Regel wird dann alarmiert, wenn die Gesundheit zahlreicher Menschen gefährdet oder die Lebensgrundlagen bedroht sind.
Die stationären Sirenen können über eine Fernsteuerung unter dem Namen Polyalert zentral ausgelöst werden. Dafür ist im Kanton Zürich die Einsatzzentrale der Kantonspolizei zuständig. Daneben bleibt die Möglichkeit, die Sirenen vor Ort manuell auszulösen. Je nach lokaler Organisation erfolgt dies durch Gemeindeangestellte, Zivilschutz, Feuerwehr, Polizei oder durch Mitarbeitende der Wasserkraftwerke.
Gibt es genügend Sirenen in der Schweiz?
Über das ganze Land erstreckt sich ein dichtes Netz von 7200 Sirenen. Im Kanton Zürich gibt es 478 stationäre und 200 mobile Sirenen.
Stationäre Sirenen werden in dicht besiedelten Gebieten eingesetzt und auf Gebäudedächern fixiert. Je nach Typ und Leistung haben sie einen Wirkungsradius von 250 bis 2000 Metern, abhängig von Topografie und Bebauungsdichte.
Für abgelegene Gebiete oder beim Ausfall stationärer Sirenen stehen mobile Sirenen zur Verfügung, die auf ein Fahrzeug montiert werden können.
Es ist möglich, dass Personen in Gebäuden mit Schallschutzfenstern und Personen mit besonders beeinträchtigtem Gehör die Sirenen nicht hören. Ähnlich ist die Situation von Menschen, die zwar die Sirenen hören, aber – etwa aus sprachlichen Gründen – die nötigen Informationen nicht verstehen. Wichtig sei darum, dass Nachbarn einander gegenseitig informieren würden, schreibt das Babs.
Wie funktionieren die Sirenen?
Früher wurden die Sirenen erst mechanisch, ab 1962 mit Pressluft (pneumatisch) betrieben. Letzteres ist ein System, das von Schiffshörnern abgeleitet wurde. Solche Modelle wurden vor Ort ausgelöst. Diese Sirenen sind nicht mehr zulässig. Heute funktionieren sie elektronisch.
Bei elektronischen Sirenen entsteht der Ton ähnlich wie bei einer Stereoanlage mittels Lautsprecher und elektronischen Verstärkers. Der Vorteil ist, dass sie über keine beweglichen Teile verfügen. Elektronische Sirenen sind einfacher und günstiger im Unterhalt als ihre Vorgängermodelle. Zudem verringern sich Gewicht, Platzbedarf und Stromverbrauch. Mittels Energieversorgung über Batterien sind sie unabhängig vom Stromnetz einsetzbar.
Sind Sirenen nicht veraltet?
Sirenen sind ein vermeintlich archaisches Kommunikationsmittel, ähnlich wie das Horn des Nachtwächters oder das Sturmgeläut der Feuerglocke, die vor Jahrhunderten vor Unheil warnten.
Seit 2018 verschickt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz über die Alertswiss-App auch Push-Meldungen auf Smartphones. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass alle Schweizerinnen und Schweizer die App heruntergeladen haben und das Stromversorgungs- und Telekommunikationssystem funktioniert. Momentan sei die Alertswiss-App auf 2 Millionen Smartphones oder Tablets installiert, schreibt das Babs.
Das Sirenennetz ist also immer noch das zuverlässigste Alarmierungsmittel. Es erreicht auch Sehbehinderte oder Menschen ohne moderne Kommunikationsmittel. Und es funktioniert nachts, wenn viele Handys ausgeschaltet auf dem Nachttisch liegen.
Wer erfand die Sirene?
Der französische Physiker Charles Cagniard de la Tour verbesserte 1819 ein Gerät, das mit Luftdruck funktionierte und erstmals die Frequenz von Tönen exakt bestimmen konnte. Weil sich der Apparat auch unter Wasser betreiben liess, nannte er ihn Sirene, abgeleitet von den Wesen aus der griechischen Mythologie. Der Sage nach erscheinen diese als Meerjungfrauen und locken mit ihrem Gesang Seefahrer ins Verderben.
Aber erst mit der Einführung der Elektrizität ab 1880 wurde die Sirene auch als Alarmvorrichtung genutzt – und hat heute natürlich genau die gegenteilige Absicht der griechischen Wesen.