Amazon wollte laut einem Medienbericht zeigen, welch negativen Einfluss die Zölle von Trump auf den Gesamtpreis von Produkten haben. Die US-Regierung reagiert scharf, der Online-Handelsriese beschwichtigt.
Die US-Regierung hat Amazon scharf kritisiert. Die Pressesprecherin des Weissen Hauses, Karoline Leavitt, bezichtigte den Online-Händler eines «feindlichen und politischen Aktes», nachdem die Nachrichten-Website «Punchbowl News» über neue Preis-Hinweise bei Amazon berichtet hatte.
In einem Artikel auf der Website hiess es, Amazon plane «bald» bei jedem angebotenen Produkt auszuweisen, welchen Teil des Gesamtpreises die von US-Präsident Donald Trump erhobenen Zölle ausmachen. Dies würde Transparenz darüber schaffen, wie stark die protektionistische Handelspolitik der US-Regierung Produkte für amerikanische Konsumentinnen und Konsumenten bei Amazon verteuert.
«Nur für Amazon Haul geplant»
Angesichts der Marktmacht des Online-Riesen Amazon könnte dies den Popularitätswerten der US-Regierung schaden. Trump gab später an, er habe mit Amazon-Chef Jeff Bezos über die geplante Praxis gesprochen. Bezos habe «das Problem sehr schnell gelöst» und sei «ein guter Typ». Amazon teilte in der Folge mit, die Hinweise zur Zusammensetzung der Preise seien lediglich für die Tiefpreis-Plattform Amazon Haul geplant gewesen. In der Breite werde dies bei dem Online-Händler nicht umgesetzt.
Damit scheint der Konflikt zwischen Amazon und dem Weissen Haus vorerst entschärft zu sein, nachdem Leavitt in dem Gespräch mit Journalisten noch weitere harsche Aussagen getätigt hatte. «Warum hat Amazon dies nicht getan, als die Regierung unter Biden die Inflation auf den höchsten Stand seit 40 Jahren getrieben hat?», fragte sie.
Sie habe gerade mit Trump telefoniert und es sei «keine Überraschung», dass der Online-Riese nun einen solchen Schritt bei der Ausweisung der Preise auf seiner Plattform plane. US-Präsident Trump hat die Zölle auf Einfuhren aus China auf 145 Prozent erhöht, was sich in höheren Preisen widerspiegelt.
Leavitt wies auf die geschäftlichen Verbindungen von Amazon zu China hin. Der Online-Riese sei in der Vergangenheit «eine Partnerschaft mit einem chinesischen Propaganda-Arm» eingegangen. Dabei bezog sie sich auf eine Meldung der Nachrichtenagentur Reuters aus dem Jahr 2021.
Der Reuters-Meldung zufolge hat Amazon unter anderem einen Erlass der chinesischen Regierung befolgt, der Bewertungen von Produkten durch Konsumenten auf seiner chinesischen Website verbot. Die Einwilligung von Amazon ist laut dem Bericht in Zusammenhang mit den jahrzehntelangen Bemühungen des Online-Riesen zu sehen, das Wohlwollen der chinesischen Regierung für seine geschäftlichen Aktivitäten in China zu gewinnen.
Amerikaner sollten amerikanische Produkte kaufen und es gehe der US-Regierung unter Trump darum, kritische Lieferketten nach Hause zu holen, fuhr Leavitt fort. Es gehe darum, die Herstellung von Gütern in den USA anzukurbeln.
Fehde zwischen Trump und Bezos galt als beendet
Auf die Frage hin, ob Bezos noch ein Unterstützer von Trump sei, wich Leavitt aus. Die Beziehung zwischen Amazon-Chef Bezos und Trump war lange von Feindschaft geprägt. Die Zeitung Washington Post, die dem Milliardär Bezos gehört, hatte immer wieder sehr kritisch über Trump berichtet. Trump wiederum beleidigte Bezos als «Jeff Bozo» («Jeff Depp») und kritisierte den Entscheid des Unternehmers, die Washington Post zu kaufen.
In den vergangenen Monaten verbesserte sich die Beziehung von Trump und Bezos indessen deutlich. Es kam zu mehreren Treffen und Bezos verhinderte bei den US-Präsidentschaftswahlen im vergangenen Jahr, dass die Redaktion der Washington Post eine Wahlempfehlung für Trumps Gegenkandidatin Kamala Harris aussprach. Auch bei der Amtseinführung von Trump war Bezos dabei.
Nach Angaben der Wirtschaftspublikation Financial Times zahlte Amazon zudem 1 Million Dollar in den Fonds zu Trumps Amtsantritt und 40 Millionen Dollar für einen Dokumentarfilm über die First Lady Melania Trump. Davon würden rund 28 Millionen Dollar direkt an Melania Trump gehen, hätten mehrere Personen aus dem entsprechenden Umfeld angegeben.