Ab heute will Washington Strafzölle von 25 Prozent auf mexikanische Waren erheben. Bis anhin hat Mexiko nicht bekanntgegeben, wie man darauf reagiert. In Mexiko-Stadt will man erst einmal auf Diplomatie setzen.
«Wir sind vorbereitet und haben einen Plan A, einen Plan B und einen Plan C als Antwort auf die Entscheidungen der USA», kommentierte Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum am Freitag die Ankündigung von amerikanischen Strafzöllen gegen Mexiko. Was sich jedoch hinter ihren Plänen verbirgt, liess sie offen. Stattdessen betonte sie, «den Dialog suchen» zu wollen. Dem fügte sie noch das Mantra hinzu, das sie derzeit als Antwort auf Donald Trumps Drohungen und Affronts wie die Umbenennung des Golfs von Mexiko in den Golf von Amerika stets bereithält: «Lasst uns einen kühlen Kopf bewahren.»
Den wird die Präsidentin auch brauchen. Denn die Erhebung von Strafzöllen in der Höhe von 25 Prozent auf Waren aus Mexiko, die Trumps Sprecherin Karoline Leavitt für diesen Samstag angekündigt hat, trifft Mexiko an einem wunden Punkt. Rund 83 Prozent aller mexikanischen Exporte werden in die USA ausgeführt, mit denen Mexiko durch das 2020 in Kraft getretene USMCA-Freihandelsabkommen wirtschaftlich eng verzahnt ist.
Derart hohe Strafzölle sind ein klarer Verstoss gegen das Abkommen, dem auch Kanada angehört. Doch Trump ist das egal. Bereits im Wahlkampf hatte er die Zölle ins Spiel gebracht, sollte Mexiko die Migranten- und Drogenströme über die mexikanisch-amerikanische Grenze nicht eindämmen. Besonders hart trifft die USA derzeit die Droge Fentanyl, der 2023 rund 75 000 amerikanische Bürger zum Opfer fielen. Da Drogen und Migranten auch von Kanada aus in die USA gelangen, sollen heute auch Strafzölle von 25 Prozent gegen Kanada verhängt werden.
Vor drei Monaten drohte Sheinbaum noch
Im November hatte Sheinbaum Trump gedroht, auf jeden Strafzoll mit eigenen Zöllen zu antworten. Trumps Zölle wären der Beginn eines Handelskriegs, der die bilateralen Handelsbeziehungen zerstören könnte, mahnte sie damals. Und Mexikos Wirtschaftsminister Marcelo Ebrard wies die USA warnend darauf hin, dass die Zölle 400 000 Arbeitsplätze vernichten und die Inflation anheizen könnten – und zwar in den USA. Am Freitag bezeichnete Ebrard die Strafzölle nun als «strategischen Fehler», der Millionen amerikanischer Familien treffen würde.
Doch Ebrard und Sheinbaum vermieden es am Freitag, zu erklären, welche konkreten Schritte Mexiko Trumps Zöllen entgegensetzen wird. In einem früheren Handelsstreit mit Trump hatte Mexiko 2018 Gegenzölle auf Produkte aus amerikanischen Gliedstaaten fokussiert, welche von Trumps Republikanern regiert wurden. In den vergangenen Wochen spekulierten mexikanische Medien, dass nun ebenfalls Listen mit solchen Produkten erarbeitet würden.
Doch noch scheint die Sheinbaum-Regierung dazu nicht bereit zu sein. Medien berichteten am Freitag, dass die Regierung versuche, das Weisse Haus davon zu überzeugen, dass bereits alles in Mexikos Macht Stehende unternommen werde, um Migranten von der amerikanischen Grenze fernzuhalten und den Drogenschmuggel zu unterbinden. Man hoffe darauf, Trump in letzter Minute noch umstimmen zu können. Mit der kanadischen Regierung sollen Mexikos Diplomaten derzeit Gespräche über eine gemeinsame Strategie führen, berichten Medien.
Kanada findet klarere Worte
Anders als Sheinbaum hatte Kanadas Ministerpräsident Justin Trudeau am Freitag offen mit Gegenmassnahmen gedroht. «Wir arbeiten hart daran, diese Zölle zu verhindern, aber wenn die Vereinigten Staaten voranschreiten, ist Kanada mit einer energischen und sofortigen Reaktion bereit», schrieb Trudeau auf der Plattform X. «Niemand – auf beiden Seiten der Grenze – möchte amerikanische Zölle auf kanadische Waren sehen.»