Der Weltaktienindex legt eine Verschnaufpause ein, aber die Hausse wird breiter. Das The Market Risk Barometer steigt im Wochenvergleich leicht.
Die Erfolgssträhne ist gerissen. Nach sieben positiven Wochen musste der Weltaktienindex von MSCI in der vergangenen Woche einen geringfügigen Rückschlag von 0,5% einstecken. Seit Jahresbeginn resultiert allerdings immer noch ein Zuwachs von 5,6% in Dollar, in Franken beläuft sich das Plus sogar auf 11,2%.
Angesichts der in der vergangenen Woche publizierten US-Inflationsdaten, die eher negativ überrascht hatten, und der dadurch gestiegenen Wahrscheinlichkeit späterer Leitzinssenkungen durch die US-Notenbank, zeigen sich die Börsen allerdings in erstaunlich robuster Verfassung. Und das, obwohl die Kapitalmarktzinsen spürbar angezogen haben.
Breitere Aufwärtsbewegung
Nachdem die Hausse während Monaten nur von einer überschaubaren Gruppe von Technologiekonzernen getragen worden war, meldeten sich zuletzt auch abgehängte Sektoren wie Energie und Grundstoffe (Materials) zurück. Diese Rotation in ehemalige Nachzügler ist positiv zu werten und signalisiert eine gesunde Aufwärtsbewegung.
Weniger gesund scheint indes die zunehmende Euphorie unter den Marktakteuren zu sein. Gemäss Bank of America verzeichneten US-Aktien in der vergangenen Woche einen rekordhohen Zufluss von 56,1 Mrd. $, womit das Höchst vom März 2021 übertroffen wurde.
Noch eindrücklicher präsentiert sich das Bild bei Kryptowährungen, deren Fonds ebenfalls einen rekordhohen Zufluss (+3,4 Mrd. $) verbuchten. Hier baut sich Enttäuschungspotenzial auf.
Schlusslichter Nasdaq 100 und Nikkei 225
Für den Rückgang des Weltaktienindex waren in der vergangenen Woche primär die Industrieländer (-0,5%) verantwortlich, die hinter den Schwellenländern (-0,2%) zurückblieben. Letztere profitierten von der deutlichen Erholung des MSCI China, der im Wochenverlauf 3,2% zulegte. Ebenfalls Kursavancen verzeichneten die europäischen Indizes FTSE 100 (+0,9%), Dax (+0,7%), der Euro Stoxx 50 (+0,5%) sowie der Swiss Market Index (+0,3%).
Während der SMI noch ein gutes Stück von seinem Rekordhoch entfernt ist, hat das deutsche Leitbarometer Dax in der vergangenen Woche ein neues Höchst erklommen und notierte zwischenzeitlich über der Marke von 18’000 Punkten. Die Überflieger der vergangenen Monate, der Nikkei 225 (–2,5%) und der Nasdaq 100 (–1,2%), mussten im Gegenzug am meisten Federn lassen.
Bei den Sektoren verbuchten einzig die Rohstoffbranchen einen Zuwachs: Aktien aus dem Sektor Energie preschten um 2,9% vor, während der Sektor Grundstoffe (+0,2%) die Woche immerhin knapp im Plus beendete.
Das Gros der Sektoren erlitt indes einen Rücksetzer, wobei die defensiven Segmente insgesamt etwas besser abschnitten. Besonders hart traf es Immobilienunternehmen, die um 3,2% absackten. Aber auch die Branchen Gesundheit (–1,2%) und Technologie (–1,1%) enttäuschten.
Risk Barometer im Seitwärtstrend
Das Risk Barometer von The Market zeigt sich im Wochenvergleich wiederum nahezu unverändert: Es ist von zuvor 56 auf derzeit 57 Zähler gestiegen. Seit fünf Wochen pendelt das Barometer nunmehr zwischen 56 und 59 Punkten. Die Mehrheit der neun Indikatoren – sechs insgesamt – signalisierte eine Stimmungsaufhellung, drei Indikatoren haben sich abgekühlt.
Den Löwenanteil am Anstieg hatte das Put-Call-Verhältnis, das eine markante Verschiebung zugunsten von Call-Optionen und damit auf Wetten auf steigende Börsenkurse verzeichnete. Erwähnenswert ist auch die weitere Abnahme der Short-Wetten von Hedge Funds auf den S&P 500.
Bei den negativen Faktoren stachen das schwache Abschneiden der konjunktursensitiven relativ zu den zyklischen Aktiensektoren sowie das Zurückbleiben der Small Caps im Vergleich zu den Large Caps hervor. In der Summe nahm das Risk Barometer aber geringfügig zu und verharrt weiterhin leicht über dem langfristigen Durchschnitt.
Woche der Notenbankentscheide
In dieser Woche stehen wichtige Notenbankentscheide auf dem Programm: Den Auftakt macht die Bank of Japan morgen Dienstag. Nicht wenige Marktbeobachter gehen davon aus, dass die japanischen Währungshüter endlich das Ende der Negativzinsen beschliessen werden. Es wäre die erste Zinserhöhung in Japan seit siebzehn Jahren.
Einen Tag später fällt die US-Notenbank (Fed) ihren Zinsentscheid. Der Markt rechnet noch nicht mit einem Zinsschritt, die erste Senkung wird nicht vor Juni erwartet. Der Fokus der Börsianer dürfte darauf liegen, ob die jüngsten Inflationszahlen, die auf eine hartnäckige Teuerung hindeuten, den Ausblick der Fed-Mitglieder verändert hat. An den Terminmärkten werden derzeit nicht mehr ganz drei Leitzinssenkungen für dieses Jahr eingepreist – zum Jahresbeginn waren es noch deren sechs.
Am Donnerstag steht die geldpolitische Lagebeurteilung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) an. Gewisse Marktbeobachter wie Karsten Junius, Chefökonom der Bank J. Safra Sarasin, sehen angesichts des klaren Rückgangs der Inflation in der Schweiz Spielraum für die SNB, die Leitzinsen zu lockern. Dass die SNB mit einer Lockerung überrascht, ist jedoch wenig wahrscheinlich.
Ebenfalls Zinsentscheide werden in der laufenden Woche die Zentralbanken Australiens (Dienstag) und Grossbritanniens (Donnerstag) fällen.