US-Präsident Donald Trump erschüttert mit seiner aggressiven Zollpolitik die Märkte. Das Risk Barometer von The Market signalisiert Panik und sendet ein taktisches Kaufsignal.
US-Präsident Donald Trump löst ein Beben an den Finanzmärkten aus. Vergangene Woche präsentierte er unter grossem medialen Getöse die bange erwarteten Zollpläne der US-Regierung. Und die hatten es in sich: Dank einer Kombination von globalen und länderspezifischen («reziproken») Importzöllen werden Einfuhren in die USA künftig mit einer Abgabe von 10 bis 49% versehen. Obschon die Schweiz ihre Industriezölle abgeschafft hat, wurde sie mit einem Satz von schmerzhaften 31% belegt, womit sie deutlich stärker belastet wird als die EU-Länder.
Die Reaktion der Märkte fiel entsprechend heftig aus: Die Börsen sackten auf breiter Front ab, die Zinsen sanken deutlich, und der Rohölpreis brach ein. Und natürlich schoss der Franken in die Höhe. Von seinem im Februar erreichten Höchst hat der MSCI World bis zum Schlusskurs am Freitag nahezu 15% an Wert eingebüsst. Angesichts der deutlichen Abgaben heute Montag in Asien und in Europa und den US-Futures, die ebenfalls weitere Verluste erwarten lassen, dürfte der Index seinen Verlust noch ausbauen.
Die Vermutung einiger Marktbeobachter, dass Donald Trump erst einmal maximalen Druck erzeugen will, um sich eine gute Ausgangsposition für anschliessende Verhandlungen zu verschaffen, scheint unter den Anlegern nicht (mehr) zu verfangen – sie flüchten in sichere Häfen.
Die Gefahr eines sich verschärfenden globalen Handelskrieges hat zugenommen. Am Freitag reagierte Chinas Regierung umgehend mit Gegenzöllen von 34% auf US-Importe. Diese sollen ab dem 10. April gelten. Die Antwort der EU (und auch der Schweiz) steht noch aus. Die Aussichten für die globale Konjunktur und für die Unternehmensgewinne haben sich jedenfalls markant verschlechtert. Und je länger die Unsicherheit anhält, desto negativer dürften die Folgen sein.
Alle Börsen verzeichnen Verluste
In lediglich einer Woche sackte der Weltaktienindex von MSCI um 7,9% ab, wobei sich die Schwellenländer (–3%) im Vergleich zu den Industrieländern (–8,5%) bemerkenswert robust zeigten. Chinesische Aktien (–3%) sorgten für Unterstützung. Mit einem Verlust von 7% schnitt auch der Londoner FTSE 100 vergleichsweise gut ab.
Das Schlusslicht bildete wiederum der technologielastige Nasdaq 100 (–9,8%), gefolgt vom Swiss Market Index, der seine defensiven Qualitäten nicht auszuspielen vermochte. Der US-Leitindex S&P 500 verlor im Wochenverlauf ebenfalls mehr als 9%.
Bei der Sektorperformance liess sich eine klare Präferenz für defensive und weniger von den Zöllen betroffene Segmente erkennen. Angesichts der wachsenden Konjunktursorgen wurde der Energiesektor (–12,6%) besonders abgestraft. Technologieaktien (–11,3%) gerieten ebenfalls unter Druck, da sie von den Gegenzöllen aus China besonders betroffen sein dürften. Auch die konjunktursensitiven Sektoren Finanz (–9,8%) und Industrie (–8,6%) mussten kräftig Federn lassen.
Vergleichsweise glimpflich davon kamen defensive Sektoren wie Basiskonsum (–1,4%), Versorger (–2,6%) und Immobilien (–5,4%).
Risk Barometer sendet Kaufsignal
Unter den Marktteilnehmern macht sich zunehmend Panik breit. Das Risk Barometer von The Market brach ein und fiel von 41 auf gerade noch 22 Zähler. Das entspricht dem niedrigsten Wert seit Juli 2022. Der Rückgang des Barometers um 19 Punkte war der heftigste seit mindestens dem Jahr 2000 (so weit reichen die Daten zurück).
Ausnahmslos alle Sentiment-Indikatoren, die in das Barometer einfliessen, haben sich im Wochenverlauf eingetrübt.
Den Löwenanteil machten die Volatilitätsindizes beidseits des Atlantik aus: Sie spiegeln die erhöhte Nervosität unter den Investoren. Wie bereits vor einer Woche schlug auch das schwache Abschneiden zyklischer Aktien relativ zu ihren defensiveren Pendants negativ zu Buche. Schliesslich hatte auch die Reduktion der S&P-500-Positionen der Hedge Funds einen deutlich negativen Einfluss auf das Barometer.
Aus Contrarian-Perspektive ist die eindrückliche Stimmungseintrübung positiv zu werten. In der Vergangenheit waren Phasen mit erhöhtem Pessimismus oft ausgezeichnete Kaufgelegenheiten. Allerdings birgt der sich anbahnende Handelskrieg die Gefahr einer weltweiten Rezession. Ein solche dürfte in den derzeitigen Börsenkursen noch nicht eingepreist sein.
Alles hängt von Trump ab
In der laufenden Woche dürften sich die Augen der Marktteilnehmer auf die Entwicklung der US-Konsumentenpreisinflation (Donnerstag) sowie auf den von der Universität Michigan erhobenen Index des Konsumentenvertrauens (Freitag) richten.
In den USA beginnt bald die Berichtssaison für das erste Quartal. Gegen Ende der Woche legen unter anderen die Finanzunternehmen BlackRock, BNY, Morgan Stanley und Wells Fargo ihr Ergebnis vor.
Ohne eine überraschende Entspannung im Zollstreit dürfte der Abwärtsdruck an den Börsen allerdings anhalten.