Der Verein Zentralwäscherei in der Stadt Zürich bietet dem antisemitischen Netzwerk Samidoun eine Bühne. Und beweist damit, dass er seine eigenen Werte nicht verstanden hat.
Der staatlich subventionierte Verein Zentralwäscherei, dem die Stadt Zürich Räumlichkeiten im Kreis 5 zur Verfügung stellt, steht in der Kritik. Er hat einem Mitglied des als antisemitisch und extremistisch eingestuften Netzwerks Samidoun eine Plattform geboten.
Die Gruppierung spricht sich explizit gegen eine Zweistaatenlösung im Nahen Osten aus und hält jeglichen Angriff auf Israel für berechtigt. Auf die Anschläge der Hamas auf Zivilisten in Israel regierte Samidoun mit spontanen Feiern. In Deutschland ist das Netzwerk inzwischen verboten.
Die Verantwortlichen der Zentralwäscherei berufen sich darauf, eine «Kultur der Inklusion» zu leben. Man wolle einem breiten Meinungsspektrum Raum bieten. Das wäre grundsätzlich eine gute Sache – Demokratie lebt vom Diskurs, eine gesunde Debatte ist nur möglich, wenn Meinungsfreiheit und Toleranz gelebt werden.
Faule Ausrede
Inwiefern ausgerechnet der linksextreme Revolutionäre Aufbau, der den Anlass mit einem ranghohen Vertreter von Samidoun durchgeführt hat, einen Beitrag zu einer «inhaltlich wertvollen Debatte» leisten kann, ist allerdings mehr als fraglich. Die Gruppierung ist weder für Toleranz noch für konstruktive Diskurse bekannt – eher für eingeschlagene Schaufenster und Gewalt gegen Polizisten.
Inklusion und Offenheit verkommen in der Zentralwäscherei zur faulen Ausrede, man versteckt sich hinter schönen Worten und zeigt gleichzeitig, dass man deren Bedeutung nicht verstanden hat.
Sich einem diversen Veranstaltungsprogramm zu verschreiben, entbindet nicht von der Verantwortung, sich kritisch mit dessen Inhalt zu befassen. Im Gegenteil, die Organisatoren sind umso mehr in der Pflicht. Vor allem wenn man innerhalb weniger Jahre 1,3 Millionen Franken an Subventionen von der Stadt erhalten hat.
Es irritiert, dass der Verein Zentralwäscherei, der von sich behauptet, allen offenzustehen, und Bewusstsein für die Befindlichkeiten anderer predigt, derart wenig Fingerspitzengefühl an den Tag legt. Mit der Stellungnahme, die der Verein als Reaktion auf die Kritik publiziert hat – notabene über einen Monat nach dem Anlass –, wird nicht nur ein bedenklicher Grad an Nonchalance deutlich, der sämtlichen propagierten Werten widerspricht. Sie zeugt auch von einem Mass an Überheblichkeit und Ignoranz, die ihresgleichen sucht.
Wie sonst lässt sich erklären, dass die Zentralwäscherei sich darauf beruft, man reproduziere «problematische Inhalte» nicht unhinterfragt, sondern wolle alle Meinungen anhören und «eine inhaltsvolle Debatte führen»?
Konsequenzen nötig
Es ist offensichtlich, dass der Verein in keiner Weise hinterfragt hat, wem man mit Samidoun eine Bühne geboten hat – und falls doch, dann ist man verstörenderweise zum Schluss gekommen, dass es legitim ist, sich zu freuen, wenn Zivilisten niedergemetzelt und Hunderte Menschen entführt werden.
Das ist menschenverachtend und fördert einzig die Weiterverbreitung von Hass und Diskriminierung.
Wäre dem Verein tatsächlich an einem inhaltlich wertvollen Diskurs gelegen, hätte es andere Wege gegeben. Beispielsweise ein Podium mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern mit israelischem und palästinensischem Hintergrund. Oder einen Anlass, der die Lebensrealitäten in Israel und den Autonomiegebieten einander gegenüberstellt und die Situation im Nahem Osten historisch einbettet.
Stattdessen waren die Verantwortlichen der Zentralwäscherei offenbar nicht einmal dazu in der Lage, rudimentäre Informationen über die Gruppierung Samidoun und ihre Mitglieder einzuholen. Die Stadt wird nicht umhinkommen, aus dem Vorfall Konsequenzen zu ziehen. Die Zentralwäscherei hat gezeigt, dass sie nicht fähig ist, verantwortungsvoll mit den grosszügigen Subventionen umzugehen.