Sam Altmans Firma eröffnet einen Marktplatz für spezialisierte KI-Programme. Damit will Open AI seine Dominanz sichern.
Am 10. Januar hat OpenAI den GPT-Store eröffnet, eine Art App-Store für massgeschneiderte kleine KI-Programme.
Was ist ein GPT?
GPT ist der Name, den sich Open AI für Miniprogramme ausgedacht hat, die auf seiner sprachlichen künstlichen Intelligenz (KI) basieren. Die Bedienung läuft wie bei Chat-GPT über eingetippte Befehle und zum Teil über das Hochladen von Dateien.
Anders als bei einer allgemeinen Anfrage an Chat-GPT werden der KI durch die GPT gewisse Rahmenbedingungen vorgeben, die sie bei der Bearbeitung beachten muss. Etwa, dass eine Frage nur mithilfe bestimmter Dokumente oder in einer spezifischen Form beantwortet werden soll.
So gibt es spezialisierte GPT, um wissenschaftliche Papers zusammenzufassen, Kochrezepte zu generieren, Brettspiele zu erklären oder um automatisiert eine Präsentation zu einem vorgegebenen Thema zu erstellen.
All das wäre auch direkt über Chat-GPT möglich. Doch es ist oft aufwendig, zum gewünschten Resultat zu kommen. Für Personen, die mit massgeschneiderten Anfragen (Prompts) das beste aus KI holen, entstand gar eine neue Berufsbezeichnung, nämlich Prompt-Ingenieur.
GPT machen den Prompt-Ingenieur schon wieder teilweise überflüssig. Denn diese Programme ermöglichen es auch Laien, generative KI für spezialisierte Aufgaben einzusetzen.
Wofür kann man GPT verwenden?
Es gibt unzählige GPT zu allen möglichen Themen.
Eine ist beispielsweise dazu da, Bilder zu generieren, die aussehen wie aus einem Dokumentarfilm. Die folgenden zwei Bilder zeigen den Unterschied: Das erste Bild entstand, als GPT-4 nach einem Bild des Erdbebens in Rom im Jahr 1920 gefragt wurde. Das zweite entstand, als dieselbe Anfrage an die spezialisierte GPT gestellt wurde. Diese verbessert automatisiert die Anfrage an die bildgenerierende KI.
Consensus, eine Suchmaschine, die mit KI wissenschaftliche Arbeiten durchsucht, um Fragen zu beantworten und mit Quellen zu untermauern, hat ebenfalls ein GPT erstellt. Damit werden Fragen, die man an den Chatbot stellt, im Hintergrund an die Forschungsdatenbank weitergeleitet, so dass Chat-GPT in der Antwort auf eine Frage Forschungsarbeiten zitiert. In unserem Test war die Qualität der Antworten allerdings trotzdem nicht einwandfrei.
Wer kann GPT erstellen?
Man muss kein Programmierer sein, um ein GPT zu erstellen. Open AI stellt zahlenden Nutzern einen Editor namens «GPT Builder» zur Verfügung, in dem man Schritt für Schritt angeleitet wird. Damit können auch Laien ein simples GPT-Programm erstellen.
Um komplexere GPT zu bauen, sollte man sich aber schon gut mit generativer KI und dem Verfassen von Prompts auskennen. Besonders interessant ist die Möglichkeit, GPT mit externen Programmen und Dokumenten interagieren zu lassen: Man kann sie etwa in sein E-Mail-Programm einbauen, damit Websites anfragen oder auf eine Datenbank zugreifen lassen.
Das funktioniert über offene Schnittstellen (API). Diese Schnittstellen richtig zu nutzen, erfordert einige Expertise. Und weil die KI durch sie mit externen Inhalten und Programmen interagiert, können Fehler schwerwiegende Konsequenzen haben. Ein automatischer E-Mail-Beantworter könnte von Angreifern dazu gebracht werden, Inhalte von E-Mails preiszugeben. Wenn das GPT eine Datenbank verändern kann, können Fehler bedeuten, dass wichtige Daten gelöscht werden. Je mächtiger das Programm, desto vorsichtiger sollte man sein.
Was ist der GPT-Store?
Ein GPT kann man für sich selbst bauen, man kann es aber auch mit anderen Nutzern teilen, etwa Arbeitskollegen. Oder man kann es für alle Interessierten öffentlich machen, die einen Bezahl-Account bei Open AI haben. Der GPT-Store gibt eine Übersicht darüber.
Im App-Store von Apple werden Programme geprüft, bevor sie online kommen. Manchmal müssen Nutzer zahlen – wobei Apple als Plattformbetreiber eine grosszügige Kommission einheimst. Ebenso funktioniert Google Play. Im GPT-Store gibt es im Moment noch keine Möglichkeit, GPTs zu verkaufen und damit Geld zu verdienen.
Was will Open AI erreichen?
Wenn im GPT-Store viele interessante Programme zu finden sind, macht das ein Abonnement von Open AI attraktiver. Das allein wäre Grund genug, den Store zu eröffnen. Zusätzlich ist es für Entwickler attraktiver, eine GPT-App zu erfinden, wenn es dafür einen übersichtlichen und meritokratischen Marktplatz gibt, auf dem ihr Programm gefunden wird und vielleicht sogar Geld einbringen kann.
Der GPT-Store könnte manchen aber auch schaden. Open AI macht damit manchen seiner eigenen Kunden Konkurrenz: All jenen, die Open AI im Hintergrund nutzten, um eine bestimmte Leistung anzubieten, etwa einen automatischen Präsentationsersteller oder ein Tool zum Beantworten von E-Mails. Die Kunden dieser Startups brauchen keinen Vertrag mit Open AI, alles läuft über die vermittelnde Firma.
Diese Art von Zwischenhändler kann Open AI besser kontrollieren, indem sie ihre Dienste als GPT anbieten, als wenn sie externe Produkte damit bauen. Open AI weitet mit dem Marktplatz also auch seine Macht und Kontrolle in der KI-Wertschöpfungskette aus.
Zudem ist der GPT-Store auch ein möglicher Vorteil gegenüber anderen grossen KI-Herstellern. Die Chatbots von Google, Anthropic oder die europäischen KI-Modelle von Mistral oder Aleph Alpha holen in Sachen Qualität auf. Open AI kann sich entweder weiterhin durch neue Forschung und steigende Qualität abheben. Doch keiner weiss, wann dieser Weg an Grenzen stossen wird. Also versucht Open AI auch auf anderen Ebenen zu glänzen: durch einfache Anwendbarkeit und ein attraktives Ökosystem. Bei beidem könnte der GPT-Store helfen.