2024 beginnt für Apple schwierig: Rechtsstreite setzen dem iPhone-Hersteller zu, Microsoft überholt ihn als wertvollsten Konzern der Welt, zudem scheint man die Entwicklungen bei künstlicher Intelligenz verschlafen zu haben. Konkurrenten wie Samsung wittern ihre Chance.
2024 ist erst wenige Wochen alt, doch schon jetzt zeichnet sich ab, dass es ein herausforderndes Jahr für den bis vor kurzem wertvollsten Konzern der Welt werden dürfte. Apple kämpft zurzeit mit einer Reihe von Herausforderungen, wie man sie in Cupertino schon länger nicht mehr erlebt hat.
Da sind erstens die Rechtsstreite. In den USA wurde gerade ein Urteil rechtskräftig, gemäss dem es der Konzern nun App-Entwicklern erlauben muss, Kunden darauf hinzuweisen, wie sie an Apples Ökosystem vorbei Abonnements kaufen können. In Europa muss Apple noch einen Schritt weiter gehen: Auf Druck der EU muss der Konzern ab diesem Jahr zulassen, dass Drittfirmen gar über eigene App-Stores Anwendungen auf iPhones und iPads bringen.
Beides könnte dazu führen, dass Apples milliardenschweres Geschäft mit dem hauseigenen App-Store zurückgeht – vor allem dann, wenn andere Länder nachziehen und versuchen, den Schutzwall um Apples App-Store einzureissen. Bisher war der Store eine Art Gelddruckmaschine für den Konzern – hohe Kommissionen, wenig eigene Arbeit, milliardenschwerer Umsatz. Doch nun droht diese Maschine ins Stocken zu geraten.
Auch andere Rechtsstreite setzen dem Konzern zu: Mitten im lukrativen Weihnachtsgeschäft etwa musste Apple plötzlich die neuen Modelle seiner Smartwatch wegen eines Patentrechtsstreits vorübergehend aus dem Verkauf nehmen.
Ausserdem war Apples Umsatz, wenn auch auf hohem Niveau, zuletzt rückläufig – und zwar jedes Quartal im vergangenen Fiskaljahr. Dies hatte eine ganze Reihe von Gründen, darunter auch externe Faktoren wie Währungsschwankungen. Dennoch: Das letzte Mal, dass der Konzern aus Cupertino so lange Umsatzrückgänge auswies, ist mehr als zehn Jahre her.
Besonders schwer wiegt jedoch, dass Apple punkto künstliche Intelligenz der Konkurrenz meilenweit hinterherzuhinken scheint. Während man sich als Konsument fragt, ob und wie Apple die Schlüsseltechnologie überhaupt nutzt, bringt die Konkurrenz von Google, Meta, Samsung und Microsoft ständig neue KI-Angebote auf den Markt.
Laut Medienberichten testet Apple zwar durchaus sein eigenes Sprachmodell namens Ajax. Angeblich will der Konzern dieses an seiner Entwicklerkonferenz im Juni vorstellen und ab dem Herbst in das Betriebssystem iOS 18 integrieren. Auch ist Apple dafür bekannt, nicht als Erster in neue Märkte vorzudringen. Doch selbst in Apples Zeitrechnung wird man den Eindruck nicht los, dass der Konzern die KI-Entwicklungen verschlafen hat. Die Konkurrenz wittert ihre Chance: Insbesondere Samsung, Apples grösster Wettbewerber bei Smartphones, präsentiert dieser Tage ein neues Galaxy-Handy, das vor KI-Funktionen nur so strotzt.
Mit Investitionen in KI erklärt sich auch, wie es Microsoft gerade geschafft hat, Apple vom Thron der wertvollsten Firma der Welt zu stossen. Der Konzern aus Seattle erreicht zurzeit eine Marktkapitalisierung von 2,9 Billionen Dollar. Die Kooperation mit der KI-Firma Open AI erweist sich immer mehr als Geniestreich von Microsofts CEO Satya Nadella.
2024 dürfte für den iPhone-Konzern fürwahr kein einfaches Jahr werden. Doch Apple hat in seiner fast fünfzigjährigen Firmengeschichte Kritiker schon mehrmals überrascht. Und wer weiss: Vielleicht entpuppt sich das neue Virtual-Reality-Headset, das in den USA in zwei Wochen auf den Markt kommt, tatsächlich als «the next big thing».