Aarau gerät neben dem bekannteren Baden oft etwas in Vergessenheit. Dabei hat es mindestens genauso viel Charme. Und: Man findet Ruhe.
Aarau ist nicht chic, trendig oder glamourös – und will es auch gar nicht sein. Immer wenn es mich hierherzieht, erinnert mich die Dynamik an ein abgeschiedenes Dorf, das unbeirrt vor sich hin lebt – obwohl Aarau ja eine Stadt ist.
Das Städtchen, diese Bezeichnung passt für mich eher, liegt nur 24 Minuten Zugfahrt von Zürich entfernt und zählt knapp 23 000 Einwohner. Ob direkt oder indirekt: Die Leute kennen sich untereinander. Trotz der überschaubaren Grösse gibt es in Aarau einen breiten Mix von Einkehrmöglichkeiten. In jahrhundertealten Häusern befinden sich alteingesessene Läden neben modernen Pop-ups, traditionelle Schweizer Küche neben einer Tapas-Bar. Genau diese Kombination ist es, die Aarau so besonders macht: Das Lokale und das Internationale, das Traditionelle und das Moderne, das Kleine und das Grosse finden hier Platz.
Bevor es in die Altstadt geht, lohnt sich vom Bahnhof aus ein Besuch im Aargauer Kunsthaus. Der Erweiterungsbau von Herzog & de Meuron ist ein architektonischer Blickfang, und in den hellen, modular veränderbaren Ausstellungsräumen befindet sich eine der bedeutendsten Sammlungen von Schweizer Kunst – neben zeitgenössischen Werken reichen einige Objekte bis ins 18. Jahrhundert zurück.
Alteingesessene Geschäfte
Von dort sind es nur wenige Gehminuten bis zum Graben, dem Beginn der Altstadt. Die ist das Herz von Aarau, wo sich alle Geschäfte und Cafés befinden. Vor allem am Wochenende ist viel los in den Gassen. Einheimische besorgen auf dem Markt ihre Einkäufe, Besucher aus den umliegenden Ortschaften spazieren von Geschäft zu Geschäft. Stress und Hektik kommen dabei trotzdem nie auf. Während es bei Rolling Rock Kleider und Accessoires von Marken wie Freitag, VIU und Qwstion gibt, verkauft das traditionsreiche Geschäft Annehouse gleich nebenan Kleider- und Schmuckkreationen aus dem hauseigenen Atelier.
Zwischen den einzelnen Geschäften gibt es in der Altstadt eine Menge Cafés und Restaurants, die bei schönem Wetter ihre Tische und Stühle nach draussen in die Gassen stellen. Beliebt ist die «Tuchlaube». Sie befindet sich am Ende der Altstadt in einem der ältesten Gebäude, zu dem auch ein Café, ein Theater und ein Bed and Breakfast gehören.
Vis-à-vis im «Peppino» gibt es wunderbare Pizze, und für spezielle Cocktails gehe ich in die Bar «Waldmeier», die über einen Balkon verfügt – der schönste Ort, um einen Tag in Aarau bei einem Drink ausklingen zu lassen, bevor es wieder ins hektische Zürich geht.
Ein Tag in Aarau
10:00 | Frühstück
Die Kaffeebar Byro serviert feinen Kaffee zu Gebäck und Croissants.
12:00 | Kultur
Das Forum Schlossplatz, untergebracht im Haus zum Schlossgarten, das 1798 sogar als Bundeshaus diente, widmet sich der zeitgenössischen Kunst.
15:00 | Spaziergang
Der Albert-Einstein-Weg führt gemütliche 5 Kilometer der Aare entlang. Der Physiker verbrachte einen Teil der Schulzeit in Aarau.
19:00 | Abendessen
Das Zollhuus ist für seine perfekt grillierten Steaks bekannt. Vegetarisches gibt es aber auch.