Wer in der Premier League nicht pünktlich auf den Platz kommt, wird bestraft. Nun wurde an Manchester City ein Exempel statuiert, weil der Coach sein Team notorisch zu lange in der Kabine behält.
«Wer hat an der Uhr gedreht, ist es wirklich schon so spät?»: Das dürfte sich Pep Guardiola immer wieder fragen. Dem Fussballtrainer von Manchester City bleiben wie seinen Berufskollegen für Mannschaftsansprachen in der Regel nur wenige Minuten vor dem Anpfiff, und in der Halbzeitpause steht auch nur unwesentlich mehr Zeit zur Verfügung – eine Viertelstunde, abzüglich der Dauer für die Wegstrecke in die Kabine und zurück auf den Platz.
Dabei hätte Guardiola bei seinen Pep-Talks am Spieltag viel mehr zu sagen, er könnte angesichts seines professoralen Fussballwissens bestimmt ganze Seminare abhalten. «Hinsetzen, keiner spricht!», so stauchte er einmal seine Spieler zur Pause des danach tatsächlich verlorenen Cup-Matches gegen den Drittligisten Wigan Athletic zusammen, um keine Zeit für die Analyse zu verlieren.
Die Spielordnung der Premier League bremst den Trainer allerdings aus wie das Tempolimit einen Sportwagenfahrer auf den Schweizer Autobahnen. Artikel L.33 hält fest, dass ein Klub, der «ohne triftigen Grund den Anstoss eines Ligaspiels oder den Wiederanpfiff nach der Halbzeitpause» verzögere, zu bestrafen sei.
Das Fernsehen will pünktlich senden
Als Grund für die Regel führt die Liga Planbarkeit für Vereine und Fans an – sowie die Gewährleistung, dass die weltweiten TV-Übertragungen einem festen Ablaufplan folgen. Die Vorgaben sah Guardiola offenbar mehr als Anhaltspunkt denn als Leitplanke an, er orientierte sich an ihnen, aber so wirklich genau nahm er es mit ihnen nicht. Er hoffte vielleicht wie bei Geschwindigkeitsüberschreitungen auf einen Ermessensspielraum.
Doch die Premier League drehte die Uhren diesen Sommer gewissermassen zurück und ermittelte, dass der Dauermeister City in den letzten zwei Jahren in 22 (!) Matches die Zeitvorgaben überschritt, 8 Mal in der Saison 2022/2023 und 14 Mal in der Saison 2023/2024. Die 5 Verspätungen vor Anpfiff und die 18 nach Wiederanpfiff addieren sich auf insgesamt 39 Minuten und 52 Sekunden.
Im Heimspiel gegen Newcastle United im August 2023 war Guardiolas Equipe sogar vor der ersten sowie vor der zweiten Halbzeit unpünktlich. Die grösste Verspätung leistete sich Manchester City im Fernduell um den Titel mit dem FC Arsenal am letzten Spieltag der Vorsaison: 2 Minuten und 46 Sekunden!
Im Urteil heisst es, Manchester City habe sich für die Verstösse entschuldigt und die Geldstrafe akzeptiert; sie beläuft sich auf stolze 2,09 Millionen Pfund (2,33 Millionen Franken). Für die erste Missachtung gab es bloss eine Ermahnung, danach stieg die Disziplinarbusse pro Fall fast linear von 10 000 Pfund auf 200 000 Pfund an. Doch von der Sanktion geht kaum abschreckende Wirkung aus, das vom Emirat Abu Dhabi alimentierte City gehört zu den reichsten Vereinen der Welt.
Es gäbe wirkungsvollere Sanktionen als Geldbussen
Wesentlich härter hätte es den Wiederholungssünder Guardiola und seinen Klub vermutlich getroffen, wenn die Liga ihm seinen Trainerschein für einen Monat abgenommen hätte. Oder seine Teamansprachen in Zukunft auf Bewährung mitgeschnitten würden.
Dies wäre bei weiteren Verspätungen durchaus allen Parteien zugutegekommen: Der Trainer müsste nicht mehr auf die Uhr schauen, Fans und Gegner könnten mithören und die TV-Stationen exklusives Material zeigen. Stattdessen bekannte Pep Guardiola lapidar, von dieser Sache in den Nachrichten erfahren zu haben; er werde von nun an versuchen, sich in der Halbzeit kürzer zu fassen. Sein Statement zu dieser Sache dauerte handgestoppte acht Sekunden.
Ein Artikel aus der «»