Ich gehe nicht oft auswärts essen – und wenn, dann gerne in die «Kronenhalle» in Zürich. Normalerweise wegen des Wiener Schnitzels oder der Avocado à la Vinaigrette. Ich liebe zudem das geputzte Silber, die gestärkten Servietten, die Hüppen zum Kaffee – und: die Menschen, die in dieser Lokalität arbeiten, die seit 100 Jahren so ist, wie sie einmal war.
Einmal, nach der Beerdigung eines lieben Freundes, gelang es mir erst in der «Kronenhalle», wieder richtig tief Luft zu holen. So tief, dass die Tränen beim Ausatmen gleich wieder mitflossen und bis zum Dessert (Mousse au Chocolat mit Crème de la Gruyère) nicht mehr zu stoppen waren. Ich sass unter dem Miró und hielt mir das Herz. Während die Tischnachbarn bereits verlegen in meine Richtung schauten, servierte mir der Maître diskret eine Packung Taschentücher. Ohne ein Wort zu sagen, hat er mit dieser Geste schützend die Flügel um mich gelegt.
Ich schnäuzte einmal ordentlich, brach das knusprige Bürli auf, ass den Balleronsalat, den ich serviert bekam, und fasste wieder Mut. Dabei half mir an diesem schweren Tag auch dieses einfache Gericht.