Der langjährige Senior-Teilhaber Yves Mirabaud gibt auf Anfang Januar sein Amt ab. Nachfolger wird der geschäftsführende Teilhaber Lionel Aeschlimann. Hat der Entscheid etwas mit den schweren Verstössen gegen Finanzmarktrecht zu tun, welche die Finma jüngst publik gemacht hat?
Die Genfer Privatbank Mirabaud wird ab dem 1. Januar 2025 von einem neuen Senior-Teilhaber geführt. Das meldete die Bank am Dienstag. Der langjährige Senior-Teilhaber Yves Mirabaud übergibt sein Amt an Lionel Aeschlimann, bisher geschäftsführender Gesellschafter. Mirabaud verbleibt aber im obersten Führungsgremium der Bank.
Dieses wird um einen weiteren geschäftsführenden Gesellschafter aufgestockt, stösst doch Thiago Frazao, bisher ein sogenannter Equity-Partner, neu ins nun fünfköpfige Führungsgremium dazu. Verstärkung gibt es auch im Kreis der Equity-Partner, so wurden Umberto Boccato, Louis Fauchier-Magnan, Julien Meylan und François Leyss in diese Stufe geholt.
Mirabaud machte jüngst im September Schlagzeilen. Vor wenigen Wochen machte die Finanzmarktaufsicht (Finma) publik, dass die über 200 Jahre alte Privatbank schwer gegen Finanzmarktrecht verstossen hat.
So hatte sie spätestens ab 2018 mehrere Konten und Transaktionen, hinter denen ein in den USA wegen Steuerhinterziehung angeklagter Milliardär steckte, ungenügend durchleuchtet und dokumentiert. Zeitweise waren fast 10 Prozent der insgesamt über 32 Milliarden Kundengelder betroffen.
Die Finma büsste Mirabaud deshalb mit dem Einzug von 12,7 Millionen Franken unrechtmässig erwirtschafteter Gewinne zugunsten der Staatskasse. Weiter ordneten die Aufseher unter anderem an, dass sich die Bank auch personell erneuern und stärken müsse.
Steckt also die Finma hinter der Auswechslung von Yves Mirabaud, der sich selbst als Primus inter Pares im obersten Führungsgremium bezeichnet?
Seit langem geplant
Nein, sagt die Bank auf Anfrage. Die personellen Veränderungen seien von langer Hand geplant worden und «in keiner Weise mit der Entscheidung der Finma verbunden». Yves Mirabaud habe sich schon vor längerem entschieden, sein Amt nach über zehn Jahren abzugeben. Auch verlasse er das Gremium nicht und werde ja weiter an der Seite der anderen geschäftsführenden Teilhaber arbeiten.
Mirabaud betont, dass es vonseiten des Regulators keine Auflagen zum Führungspersonal gegeben habe. Doch unterliege die Ernennung des neuen Teilhabers Thiago Frazao noch der Genehmigung der Aufsichtsbehörden, das sei aber in solchen Fällen bei allen Banken der übliche Weg. Die Finma bestätigt, dass sie die neue Aufstellung der Bank noch nicht genehmigt habe.
Sicher ist, dass die Bank mit ihrer Aufstockung sowohl bei geschäftsführenden Gesellschaftern als auch bei den Equity-Partnern der Forderung der Finma nach einer personellen Verstärkung entgegenkommt.
Breite Expertise der neuen Kadermänner
Der neue Senior-Teilhaber Lionel Aeschlimann ist seit 2011 geschäftsführender Teilhaber und führt das Mirabaud Asset Management. Er hat langjährige Erfahrung als Anwalt, so leitete er als Partner der Anwaltskanzlei Schellenberg Wittmer den Bereich Bank- und Finanzmarktrecht. Bis Dezember 2023 sass er in der Übernahmekommission.
Thiago Frazao stiess 2011 zu Mirabaud und baute hier den Brasilien-Desk auf, der laut der Bank schnell zu einem wichtigen Wachstumsmotor für die Gruppe wurde. Umberto Boccato übernimmt als CEO die Leitung des Asset Management von Aeschlimann.
Louis Fauchier-Magnan arbeitete als Auditor bei KPMG, bevor er 2009 zu Mirabaud wechselte. Er ist der Bruder von Camille Vial, geschäftsführende Teilhaberin und CEO von Mirabaud. Julien Meylan und François Leyss sind ebenfalls ausgebildete Wirtschaftsprüfer und beide seit über zehn Jahren bei Mirabaud.