Der Klimatechnikspezialist Belimo scheint nichts stoppen zu können. Dank Spezialisierung auf Wachstumssegmente übertrifft er die hohen Erwartungen. Die Bewertungsprämie ist verdient.
Bei Belimo gehen Beobachtern bald die Superlativen aus. Ungeachtet einer schwachen Baukonjunktur setzte der Hinwiler Hersteller von Steuerungsgeräten für die Klimatechnik seinen Erfolgskurs unbeirrt fort. Mit einem Umsatzwachstum in Lokalwährung von 13,1% im vergangenen Jahr hat er die hohen Erwartungen übertroffen. In der zweiten Jahreshälfte hat er das Umsatzwachstum sogar auf 17% beschleunigen können.
Rekordkurs setzt sich fort
Kein Wunder rückte der Aktienkurs zu Wochenbeginn auf ein Allzeithoch vor. Seit Anfang Jahr haben die Valoren damit bereits gut 7% zugelegt und den Gesamtmarkt klar hinter sich gelassen. Eine Kursperformance von 50% innerhalb eines Jahres für einen schon zuvor stolz bewerteten Titel ist spektakulär. In dieser Zeit rückte der Gesamtmarkt gemessen am SPI ohne Dividende um knapp 6% vor.
Das Management von Belimo versteht es, im weiten Feld der Klimatechnik für Gebäude die lukrativen Nischen zu identifizieren und sich dort als verlässlicher Anbieter zu etablieren. Zusammen mit einer geringen Fertigungstiefe schafft das Raum für ausserordentlich gute Margen.
Wie üblich kommuniziert das Unternehmen erst bei der Veröffentlichung der Jahresergebnisse (24. Februar) die Gewinnzahlen. Nach einer Ebit-Marge von 17,8% in 2023 sollte sie im vergangenen Jahr höher ausgefallen sein. Auch in den kommenden Jahren dürfte es Belimo gelingen, die Marge über 18% zu halten.
Wachsen in der Krise
Besonders gut lief es dem Unternehmen in den USA und in Asien. Weil dort die meisten neuen Rechenzentren gebaut werden und Belimos Steuergeräte für die effiziente Kühlung der Anlage unerlässlich sind, boomt dieser Sektor. Rund ein Drittel des letztjährigen Wachstums in den USA hätten Rechenzentren bestritten, erklärte Finanzchef Markus Schürch an der heutigen Telefonkonferenz. Gruppenweit erwirtschaftet Belimo mit Rechenzentren 12% der Einnahmen. Mittlerweile werden 46% des Umsatzes in der Region Americas erzielt.
Da bei der Herstellung der jüngsten Chipgeneration die Kühlung noch wichtiger geworden sei, würden Belimos Lösungen von den Herstellern bereits im Entwicklungsprozess berücksichtigt, so Schürch weiter. Für eine kleine Schweizer Industriefirma ist das von entscheidender Bedeutung.
Dieser Nische war es auch zu verdanken, dass Belimo in China 2024 ein zweistelliges Umsatzwachstum gelang, obwohl der dortige Bausektor in der Krise steckt. Auch die Anstrengungen zum Nearshoring beleben das Geschäft, weil in China die Pharma- und IT-Industrie neue Fabriken errichtet, aber auch Rechenzentren rege gebaut werden.
Selbst in der Region EMEA gelang Belimo in der Berichtsperiode ein Umsatzwachstum von 5,9%, in der zweiten Jahreshälfte stiegen die Einnahmen sogar zweistellig. Das Renovationsgeschäft vermochte die Flaute bei den Neubauten mehr als wettzumachen.
Auch das jüngste Kind, Sensoren, entwickelt sich prächtig. Der erst seit 2017 adressierte Bereich ist zwar noch klein (4,7% Umsatzanteil), wächst aber rasch. Gegenüber dem Vorjahr erhöhte er sich um einen Viertel.
Dank seiner grossen Preissetzungsmacht kann Belimo die Preise Jahr für Jahr anheben. 2024 wurden sie um durchschnittlich 2,9% erhöht. Damit sollen jeweils die Währungsverluste kompensiert werden, die sich 2024 auf 3,2% beliefen. In diesem Jahr will das Unternehmen die Preise im üblichen Umfang um 1 bis 2% erhöhen, die Kosteninflation habe sich stabilisiert lautet die Begründung.
Prämie ist gerechtfertigt
Mit einer Börsenkapitalisierung von 7,9 Mrd. Fr. und einem Umsatz von knapp 1 Mrd. Fr. hat das Unternehmen eine stattliche Bewertung erreicht. Vielfach ist die überdurchschnittlich hohe Bewertung der einzige Grund, weshalb gewisse Analysten die Valoren nicht zum Kauf empfehlen.
Langfristig disponierte Investoren sollte das nicht abschrecken. Ein ausserordentlich erfolgreiches Unternehmen hat auch eine ausserordentlich hohe Bewertung verdient.