Die KaDeWe-Gruppe hat Insolvenz angemeldet, ebenso Galeria. Dennoch sind die Warenhäuser wie gewohnt geöffnet. Was die Insolvenzen für die Kunden bedeuten.
Nun hat es auch die renommiertesten Warenhäuser Deutschlands erwischt. Am Montag musste die KaDeWe-Gruppe Insolvenz anmelden. Zu ihr gehören das berühmte «Kaufhaus des Westens» in Berlin, das Alsterhaus in Hamburg und der Oberpollinger in München. Doch in der Medienmitteilung zum Insolvenzantrag beeilte sich das Unternehmen zu betonen: «Der Betrieb geht unverändert weiter.»
Ähnlich ist es bei Galeria Karstadt Kaufhof, einer weiteren Warenhauskette aus dem zusammengebrochenen Signa-Reich von René Benko. Sie hat Anfang Januar Insolvenz angemeldet. Und doch kann man bei Galeria normal einkaufen.
Das verwirrt viele Kundinnen und Kunden. Wie kann es sein, dass ein insolventes Warenhaus nicht seine Tore schliessen muss?
Schutz vor den Gläubigern
Der Grund liegt in einem Missverständnis. Im Volksmund wird «Insolvenz» oft mit «Konkurs» oder «Pleite» gleichgesetzt. Doch der bessere Begriff wäre in diesem Fall «Sanierungsverfahren».
Tatsächlich stecken viele Teile der Signa-Gruppe mittlerweile in solchen Verfahren, meist mit sogenannter Eigenverwaltung. Das Ziel ist dabei, den Betrieb weiterführen zu können. Weil die Unternehmen aber mit Überschuldung oder Zahlungsschwierigkeiten kämpfen, brauchen sie Schutz vor den Gläubigern, die die Firma beispielsweise betreiben könnten.
Ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung gibt einem Unternehmen für eine gewisse Zeit einen solchen Schutz. Es kann dann einen Plan ausarbeiten, wie es den Gläubigern einen Teil ihrer Forderungen zurückzahlen, danach aber von den restlichen Schulden befreit werden möchte. Ebenfalls kann es nach frischen Finanzmitteln suchen, um nach der Sanierung wieder erfolgreich wirtschaften zu können. Das Insolvenzrecht sieht für solche Sanierungsbemühungen klare Regeln vor.
Von «Chapter 11» bis zur «Nachlassstundung»
Bekannt ist das «Chapter 11» aus den USA. Es handelt sich um ein Sanierungs- und Reorganisationsverfahren. In den USA haben beispielsweise zahlreiche Airlines mit Erfolg ein «Chapter 11»-Verfahren durchlaufen – und sie führten ihren Flugbetrieb während dieser Zeit normal weiter.
Beispiele gibt es auch aus der Signa-Gruppe von René Benko. Die deutsche Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof musste bereits in den Jahren 2020 und 2022 zweimal ein sogenanntes Schutzschirmverfahren absolvieren. Das sind Insolvenzverfahren, bei denen das Management die Geschäfte weiterführt, aber unter Aufsicht eines externen Sachwalters.
Die Galeria-Warenhäuser blieben während der ganzen Zeit geöffnet. Dem Unternehmen gelang vorübergehend eine Sanierung. Dennoch musste es vor einigen Wochen ein drittes Mal einen Insolvenzantrag stellen. Es dürfte die letzte Chance für Galeria sein.
In der Schweiz spricht man von einem Nachlassverfahren, wenn eine insolvente Firma eine Sanierung anstrebt. So hat beispielsweise die Signa European Invest Holding (EIH) Mitte Dezember beim Bezirksgericht Zürich eine provisorische Nachlassstundung beantragt. In dieser Gesellschaft hält die Signa unter anderem ihren 50-Prozent-Anteil an der Schweizer Globus-Gruppe – das Warenhausgeschäft von Globus selbst ist hingegen nicht insolvent. Die EIH hat vier Monate Zeit bekommen, um einen Plan zur Restrukturierung ihrer Schulden vorzulegen.
Sanierung als Ziel
In Österreich beantragten die wichtigsten Signa-Gesellschaften – die Signa-Holding sowie die Immobiliengesellschaften Signa Prime und Signa Development – sogenannte Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung. Bis im Frühling müssen die Insolvenzverwalter, die Gläubiger und die Gerichte klären, ob eine Sanierung der Unternehmen realistisch erscheint.
Ein Unternehmen kann aber nicht unbegrenzt auf Zeit spielen. Wenn ein Sanierungsplan nicht zustande kommt, etwa weil ihn die Gläubiger oder die Gerichte ablehnen, kommt es zu einem normalen Konkursverfahren. Dann wird eine Firma liquidiert. Mit Blick auf Benkos Warenhäuser würde das heissen: Entweder es findet sich ein Käufer für sie – oder sie müssten tatsächlich ihre Tore schliessen.