Die Volksinitiative für mehr Alterswohnungen in Zürich aus linken Kreisen wird auch von den Bürgerlichen unterstützt. Die Vorlage, die am 9. Juni zur Abstimmung kommt, im Detail.
Das Wichtigste in Kürze
- Am 9. Juni stimmt die Stadt Zürich über die Volksinitiative «Plus 2000 Alterswohnungen bis 2035» ab.
- Die Initiative verlangt, dass die Zahl der Alterswohnungen in der Stadt von derzeit 2000 auf 4000 verdoppelt wird.
Die Volksinitiative «Plus 2000 Alterswohnungen bis 2035» wurde von der SP, der AL, der EVP und den Grünen lanciert. Sie verlangt, dass die Stadt die Zahl der Wohnungen für Seniorinnen und Senioren mit kleinem Portemonnaie in den nächsten elf Jahren erhöht. Und zwar von 2000 auf 4000 Wohnungen. Auch die bürgerlichen Parteien unterstützen die Vorlage.
Auf dem Sorgenbarometer der Stadtbevölkerung belegt Wohnen den Spitzenplatz. Auch Wohnraum für ältere Menschen mit eingeschränkten finanziellen Möglichkeiten ist rar. Die Stiftung Alterswohnungen der Stadt Zürich (SAW) verfügt über 2200 Wohnungen.
Laut einer Detailauswertung der Bevölkerungsbefragung 2023 sind die über 60-jährigen Stadtbewohnerinnen und Stadtbewohner zwar die Gruppe, die mit der Wohnsituation am zufriedensten ist. Dies zumindest, solange kein Umzug ansteht.
Die Ende Mai veröffentlichte Altersbefragung verdeutlicht allerdings: Die Stadt hat beim Wohnraum für ältere Menschen Luft nach oben. Entstanden ist die Befragung als Teil der städtischen Altersstrategie 2030. 2449 Personen über 65 haben daran teilgenommen – gemäss Statistik leben rund 62 000 Menschen über 65 in der Stadt Zürich.
Fast alle Befragten leben noch in ihren eigenen vier Wänden und fühlen sich eher bis sehr wohl in der Stadt Zürich. 80 Prozent finden Zürich grundsätzlich eine altersfreundliche Stadt.
Über 90 Prozent der befragten Seniorinnen und Senioren geben in der Altersbefragung an, sie seien mit ihrer Wohnsituation zufrieden. Ein anderes Bild zeigt sich bei der Frage nach Wohnraum für ältere Menschen. Hier stellen gerade einmal 52 Prozent der Befragten ein eher bis sehr gutes Zeugnis aus.
Nur 37 Prozent der Befragten leben derzeit in einer Wohnung, die sie auch bei starken körperlichen Einschränkungen problemlos bewohnen könnten. Bei 38 Prozent wäre ein Verbleib in der Wohnung möglich, allerdings müssten sie Abstriche machen. Ein Viertel der Befragten wäre zum Umzug gezwungen.
Die Abstimmung am 9. Juni dürfte nicht die letzte zum Thema Wohnraum für betagte Menschen sein. Anfang Jahr hat die SVP eine eigene Initiative dazu lanciert. Sie verlangt, dass 20 Prozent der städtischen Liegenschaften Menschen ab 60 Jahren vorbehalten bleiben.
Klar ist, unabhängig von der aktuellen Vorlage soll die SAW ihren Wohnungsbestand bis 2035 von 2000 auf 3000 Alterswohnungen erhöhen. Die Nachfrage kann damit allerdings nicht gedeckt werden. Letztes Jahr umfasste die Warteliste für SAW-Wohnungen 6000 Personen.
Dass sich diese Zahl der preisgünstigen Alterswohnungen verdoppeln lässt, ist laut der Stadt unwahrscheinlich. Entsprechend wird nicht festgelegt, wer die zusätzlichen Wohnungen erstellen soll. Nebst der SAW können auch andere gemeinnützige Wohnbauträger zusätzliche Alterswohnungen erstellen.
Die Stadt erwirbt entsprechend dem 2011 gesetzten Drittelsziel – dieses verlangt, dass bis 2050 ein Drittel der Mietwohnungen in der Stadt gemeinnützig sein sollen – laufend Liegenschaften und verdichtet die eigenen Grundstücke, um mehr Wohnraum zu schaffen. Des Weiteren sieht die Stadt bei den in den nächsten elf Jahren geplanten Siedlungsprojekten mehr hindernisfreie Wohnungen vor. Diese sollen auch älteren Menschen zugutekommen.
Die Stadt beurteilt die Volksinitiative als ambitioniert, aber erreichbar.
Die NZZ unterstützt die Volksinitiative, denn bis 2050 muss in Zürich laut der Gemeindeordnung ein Drittel aller Mietwohnungen in der Stadt gemeinnützig sein. Es ist richtig, dass diese Wohnungen von Genossenschaften oder Stiftungen wirklich Bedürftigen zugutekommen, wenn sie ohnehin gebaut werden – namentlich Seniorinnen und Senioren, die schon lange in der Stadt leben.
Zwei weitere städtische Vorlagen
200 Millionen Franken für das EWZ
fpr. Nebst der Volksinitiative für mehr Alterswohnungen wird in der Stadt am 9. Juni noch über einen Rahmenkredit in der Höhe von 200 Millionen Franken für das Elektrizitätswerk der Stadt Zürich (EWZ) abgestimmt. Die Mittel dafür stammen aus selbst erwirtschafteten Mitteln des EWZ, Steuerzahler und Staatskasse bleiben unbelastet.
Mit dem Kredit soll sichergestellt werden, dass das EWZ wettbewerbsfähig bleibt und in den nächsten fünf bis sechs Jahren schweizweit und in der Stadt in grössere Projekte für nachhaltige Energielösungen investieren kann.
Seit 2003 haben Stadtrat und Parlament bereits sechs Rahmenkredite dieser Art bewilligt. Die Gesamtsumme beträgt 515 Millionen Franken. Bis Mitte letzten Jahres hat das EWZ 492 Millionen Franken davon investiert.
Umbau und Erweiterung der Wache Süd
Um sicherzustellen, dass Feuerwehr und Rettungsdienste innerhalb von zehn Minuten ihre Einsatzorte erreichen, plant die Stadt zusätzliche Standorte für Rettungskräfte. Konkret soll die Wache Süd im Stadtteil Wiedikon um einen Stützpunkt für die Sanität ergänzt werden. Das bestehende Gebäude wird umgebaut, und es wird Platz für die Milizfeuerwehr geschaffen.
Die Bauarbeiten sollen Anfang nächstes Jahr beginnen und Ende 2028 vollendet sein. Gebaut wird während laufenden Betriebs. Die Kosten für Umbau und Erweiterung betragen rund 70 Millionen Franken.
Beide Vorlagen sind unbestritten.