Der Krypto-Pionier verzichtet auf eine Banklizenz der Finma. Ein neuer Chef, Andrej Majcen, will das Wachstum des Vermögensverwalters nicht durch strikte Bankauflagen behindern.
Die neue Euphorie in der Krypto-Branche reicht bis in die Schweiz. Der Verwaltungsrat von Bitcoin Suisse hat entschieden, im Rahmen einer «Strategieanpassung» auf den Erwerb einer Banklizenz zu verzichten und ihren amtierenden CEO, Dirk Klee, zu ersetzen.
Am 1. Februar übernimmt Andrej Majcen, ein Mitgründer von Bitcoin Suisse, das operative Geschäft des Anbieters von Krypto-Anlagen. Er hat die Aufgabe, den Vermögensverwalter in die «nächste Phase beschleunigten Wachstums zu führen» und die internationale Expansion voranzutreiben.
Der Verwaltungsrat der Firma ist im Vorfeld des Führungswechsels zum Schluss gekommen, dass eine Banklizenz der Finma mit Nachteilen verbunden sei, die Wachstum und Innovation von Bitcoin Suisse angesichts des neuen Krypto-Booms zurückhalten würden.
Aushängeschild der Krypto-Szene
«Die Banklizenz ist ein Kleid, das nur teilweise zu uns passt», sagt der noch amtierende CEO Dirk Klee. Bitcoin Suisse nahm 2013 den Betrieb auf und ist ein Aushängeschild der Schweizer Krypto-Szene. Sie gilt als Pionierfirma, die das Zuger Crypto Valley begründete, und sorgte auch wegen ihres schillernden Gründers Niklas Nikolajsen für Aufsehen.
Für negative Schlagzeilen sorgte das Unternehmen letztmals 2021, weil der erste Anlauf, eine Banklizenz zu erhalten, scheiterte. Die Finma begründete die Absage mit «Hinweisen auf Mängel im Geldwäscherei-Abwehrdispositiv». Der nun abtretende Dirk Klee war erst im April 2022 von der britischen Grossbank Barclays zu Bitcoin Suisse gestossen.
Er war angetreten, um das Unternehmen regulatorisch fit zu machen und einen neuen Anlauf für eine Schweizer Banklizenz zu nehmen. Schweizer Konkurrenten wie die ebenfalls auf Krypto-Anlagen spezialisierte Sygnum Bank oder Amina (ehemals Seba Bank) sind bereits im Besitz einer Finma-Banklizenz, was ihnen gegenüber institutionellen Kunden vor allem in der Schweiz einen Vorteil verschafft.
Stabiles Anti-Geldwäscherei-Dispositiv
«Der Erwerb einer Schweizer Banklizenz war komplizierter und langwieriger, als wir uns vorgestellt hatten», sagt Klee. Auch das globale Umfeld für Krypto sei in den letzten zwei Jahren nicht hilfreich gewesen. Es sei viel Vertrauen zerstört worden, und die Anforderungen an die Unternehmen seien zu Recht deutlich gestiegen. Das habe die Sache nicht beschleunigt, sagt der Banker.
Zudem durchlief die Firma schwierige Zeiten. Bitcoin Suisse schrieb 2022 einen Verlust und baute einen Drittel der Belegschaft ab. Auch das Jahr 2023 dürfte in den roten Zahlen geendet haben. Trotzdem sei er stolz, die regulatorischen Altlasten abgearbeitet zu haben, sagt Klee. Das Kundenbuch soll bereinigt sein und die Firma keine juristischen Verfahren am Laufen haben, die das Unternehmen belasten könnten.
«Das Anti-Geldwäscherei-Dispositiv ist stabil und in gutem Zustand», sagt Klee, der auch einige Jahre operativer Leiter des Wealth Management bei der UBS war. Bisher habe für ihn die Aufgabe gepasst, doch Klee sieht sich eher als Grossbanker. Wenn die Banklizenz aufgegeben werde, sei er nicht mehr der Richtige, es brauche einen Neuanfang. Klee bleibt Bitcoin Suisse als Aktionär und Berater des Verwaltungsrats verbunden.
Hauptgrund für den Verzicht auf eine Banklizenz ist gemäss Bitcoin Suisse das veränderte Marktumfeld. Klee sagt, der Einreichungsprozess bei der Finma würde die Firma hinsichtlich neuer Produkte und Innovationen für Jahre blockieren. Angesichts des neu herrschenden Bullenmarktes, der durch die Zulassung von Bitcoin-ETF in den USA befeuert wurde, wird das als nicht mehr vertretbar angesehen. Zudem kann Bitcoin Suisse wichtige Dienste wie das Staking – eine Art Krypto-Dividende – auch ohne Banklizenz anbieten.
Für eine neue Form der Krypto-Lizenz
Gemäss dem designierten CEO, Andrej Majcen, ist von Anfang an klar gewesen, dass die Banklizenz eine komplexe Übung sein würde. Doch der Krypto-Markt habe sich früher als erwartet erholt, deshalb könne man nicht zwei oder drei Jahre kein neues Geschäft machen. Sein strategischer Fokus liege jetzt auf Wachstum. Das Thema einer Finma-Lizenz werde parallel weiterverfolgt.
«Wir wollen mit Bern zusammenarbeiten und unseren Beitrag für eine mögliche neue Form der Krypto-Lizenz leisten», sagt Majcen. Zudem könnte eine Liechtensteiner Banklizenz in Betracht gezogen werden. Diese soll insbesondere im Hinblick auf eine Expansion in den EU-Markt interessant sein, zumal der Schweizer Markt eine gewisse Sättigung erreicht habe.
Bitcoin Suisse will die Expansion aber auch über Europa hinaus, vor allem im Nahen Osten, voranbringen. Dabei zielt man vor allem auf grosse Kunden wie sehr vermögende Privatpersonen oder Family-Offices ab. Eine solche Expansion ist kostspielig und erfordert Geld. Dabei hilft, dass die Marktsituation sich im Jahresvergleich entspannt hat.
So haben sich die betreuten Vermögen seit September von 2,2 auf 4,6 Milliarden Franken erhöht, was die Vermögensbasis, auf der Gebühren erhoben werden können, merklich vergrössert. Dennoch sei Bitcoin Suisse weiterhin auf der Suche nach institutionellen Kunden und offen für neue Investoren und Netzwerkpartner, sagt Majcen.