Zum Auftakt der Champions League bleibt YB beim 0:3 gegen Aston Villa chancenlos – und kann nicht verbergen, wie fragil es gerade ist.
Bisher war die Champions League für die Young Boys in dieser Saison so etwas wie ein Zufluchtsort; sie fanden dort in den Qualifikationsspielen gegen Galatasaray auf einmal zu sich, in einer Saison, die sonst für sie bisher überaus kompliziert verlief. Gegen Aston Villa bekommen die Berner zum Auftakt der Ligaphase nun aber ihre Grenzen aufgezeigt. Sie verlieren gegen die favorisierten Engländer mit 0:3, und es ist nicht so, dass sie mit diesem Ergebnis besonders schlecht bedient wären.
Vor dem Spiel sagt Patrick Rahmen, der Berner Trainer, dass sein Team mutig spielen müsse, anders gehe es gar nicht, weil es sonst nur mit dem Verteidigen beschäftigt sein werde. Er schickt seine Mannschaft in jener Formation auf den Platz, die erwartet worden ist, wobei hinten rechts der junge Zachary Athekame für den angeschlagenen Lewin Blum verteidigt. Athekame hat die Vorsaison bei Neuchâtel Xamax in der Challenge League verbracht.
Champions League, im neuen Format, das ist etwas Besonderes – für die Young Boys, weil es für einen Schweizer Klub stets ein Erfolg ist, wenn er im Konzert der Grossen mitmischen darf. Und auch für die Gäste aus England, weil sie zum ersten Mal überhaupt in der Champions League mitspielen.
Aston Villa tritt zum ersten Mal in der Champions League an
Vor vielen Jahren haben sie den Meistercup gewonnen, in der Saison 1981/82. Später machte Aston Villa schwierige Zeiten durch, stürzte gar in die Zweitklassigkeit ab. In den letzten Jahren etablierte sich der Klub aus Birmingham im Mittelfeld der Premier League, ehe er in der vergangenen Saison den Sprung in die Top 4 schaffte. Das ist in England eine grosse Errungenschaft, weil die Liga traditionell von den Spitzenklubs aus Liverpool, London und Manchester dominiert wird.
Aston Villa hat die Phalanx durchbrochen, dank grosszügigen Investitionen und Unai Emery, dem spanischen Trainer, der aus dem Klub einen Champions-League-Teilnehmer geformt hat. In Bern kann Emery etwa Emiliano Martinez, den argentinischen Weltmeistergoalie, auf den Platz schicken. Youri Tielemans, den belgischen Nationalspieler. Oder Ollie Watkins, Englands Nationalstürmer, der im EM-Halbfinal gegen die Niederlande getroffen hat.
Nur am Anfang hält YB mit
Nach 18 Minuten stecken dieser Watkins und der Trainer Emery im Berner Wankdorf die Köpfe zusammen. Was die beiden besprechen, ist nicht überliefert. Auf jeden Fall rasen Finger durch die Luft, werden Laufwege gezeichnet. Und eigentlich kann es nur um eine Frage gehen: Wie schafft es Watkins, auch an diesem Spiel teilzunehmen?
Niederlage zum Auftakt in die neue Champions-League-Kampagne. #bscyb #ybforever #ucl #ybavl pic.twitter.com/098Kzdxw63
— BSC YOUNG BOYS (@BSC_YB) September 17, 2024
Nur zwei Mal hat der Stürmer bis dahin den Ball berührt, und der Wert verdeutlicht, wie das Spiel in der Anfangsphase verläuft: Die Young Boys dominieren es, weil sie schwungvoll beginnen, direkt angreifen, weit in der gegnerischen Platzhälfte verteidigen und entschlossen in die Zweikämpfe steigen. Sie könnten gar in Führung gehen, als Ebrima Colley und Filip Ugrinic nach zwölf Minuten kurz nacheinander aus vielversprechenden Positionen zum Abschluss kommen.
Doch dann entgleitet dem Heimteam das Spiel, wird Aston Villa besser, was der Trainer Unai Emery nach der Partie damit erklärt, dass seine Spieler sich zuerst an den Kunstrasen hätten gewöhnen müssen. Zweikämpfe, die YB eben noch gewonnen hat, gehen jetzt verloren. Im Mittelfeld fehlt dadurch zusehends der Zugriff. Und gerade über die rechte Abwehrseite, auf der der Jungspund Athekame zu Beginn wenig zulässt, wird es nun immer wieder gefährlich.
Die Berner können bald einmal nicht mehr verbergen, dass sie in dieser Saison dieses fragiles Gebilde sind, das in der Meisterschaft noch immer auf den ersten Saisonsieg wartet. Am deutlichsten kommt das nach 38 Minuten zum Ausdruck. Da stürmen die Engländer wieder einmal in den Strafraum, und als der Ball irgendwann doch in den Füssen der Berner landet, unterläuft ausgerechnet Mohamed Camara ein schlimmer Fauxpas. Der Abwehrchef kommt auf die Idee, mitten in der Gefahrenzone einen Rückpass zu spielen. Watkins spritzt dazwischen, am Ende profitiert Jacob Ramsey.
Zwei Gegentore nach bösen Abwehrfehlern
Die Engländer führen nun schon 2:0, das 1:0 ist ihnen nach 27 Minuten gelungen, und auch da haben es ihnen die Gastgeber viel zu einfach gemacht. Nach einem Eckball fühlt sich niemand für Tielemans zuständig; der Belgier nutzt seinen Freiraum zum 1:0.
0:2 also, nach 38 Minuten und zwei bösen Berner Abwehrfehlern: Das Spiel ist da zwar noch jung. Und doch schon entschieden, weil die Engländer es in der Folge problemlos kontrollieren. Die Young Boys haben das Glück, dass ihnen zwei weitere Gegentreffer erspart bleiben, weil der Videoschiedsrichter sie wegen Handspiels aberkennt. Erst spät, nach 86 Minuten, erzielt Amadou Onana noch das 0:3.
Es ist der Schlusspunkt unter einen Abend, der für die Young Boys, von der Anfangsphase abgesehen, nur wenig Positives bereithält – und zu dem der Goalie David von Ballmoos das passende Fazit bereithält: Man sei zwar gut gestartet. Aber dann habe man zu viele Fehler gemacht, die auf diesem Niveau bestraft würden.