Aus dem Archiv
Wer glaubt, Barfusslaufen sei vor Jahrzehnten nur etwas für Hippies oder Gesundheitsbewusste gewesen, irrt. Flanieren ohne Schuhwerk schien an den glamourösen Feriendestinationen von einst ganz angesagt.
«Kriegt mal wieder die Füsse auf den Boden», so denkt es sich wohl in zahlreichen Köpfen, wenn man sich die politischen, sozialen und wirtschaftlichen Verfasstheiten vor Augen hält und sich nach Konstruktivem und Versöhnlichem sehnt. Auch Orthopäden wären angetan, wenn ihre zahlreichen Patienten mindestens eine Stunde am Tag barfuss (so empfehlen es zumindest einige) liefen, sie müssten nicht so oft gegen Wände sprechen. Barfusslaufen soll der gesamten Statik viel Gutes und Stärkendes tun, und das auf recht unkomplizierte Art und Weise.
Besonders in den 1960er und 1970er Jahren war schuhbefreites Flanieren in den Sommermonaten in angesagten Feriendestinationen in Mode – und dies nicht nur bei den Hippies. In den Strassen von Capri oder Saint-Tropez schlenderten Prominente wie Brigitte Bardot, Jackie Kennedy oder Jane Fonda fröhlich mit nackten Füssen auf den Strassenböden und waren dabei ganz adrett angezogen.
Heute raunt es durch die Presse, wenn Stars sich ohne Schuhe auf den roten Teppich trauen. Man denke da nur an Julia Roberts, die leichtfüssig und ohne Schuhwerk 2016 den roten Teppich in Cannes absolvierte.
Zwar haben Barfussschuhe Konjunktur, und Labels wie Phoebe Philo, The Row und Loewe haben im stillen Luxusrausch Schuhe mit sehr dünnen Sohlen und extrem weichem Leder für den Sommer 2024 auf den Markt gebracht. Schuhe, die man gern auch als zweite Haut betrachten darf. Vollkommen barfuss aber läuft heute niemand mehr durch die Strassen – zu heiss, zu dreckig, zu nass, was ja mitunter nur die logischen Konsequenzen jahrzehntelanger Ignoranz, Zügellosigkeit und Sorglosigkeit sind und für Klimawandel und Totalvermüllung stehen.
Lieber schaut man sich da die Bilder aus den Archiven an. Man will die Schuhe, so leicht sie auch sein mögen, sofort abstreifen. Interessant auch: Barfuss unterwegs zu sein, wirkt auch modisch gesehen überhaupt nicht deplatziert.