In seiner Heimatstadt Buenos Aires ist Papst Franziskus den Menschen wegen seiner Bescheidenheit und seines Einsatzes für die Ärmsten in guter Erinnerung. Auch ein ehemaliger Kritiker trauert: Präsident Javier Milei.
Ein herbstliches Buenos Aires erwachte am frühen Montagmorgen zu der Nachricht vom Tode Jorge Mario Bergoglios, des ehemaligen Erzbischofs seiner Heimatstadt. Obwohl der Papst seit Wochen schwer krank war, hatte man in Argentinien nach seiner Entlassung aus dem Spital am 23. März noch einmal Hoffnung geschöpft und in den Medien von dem Wunder der Genesung, ja einer regelrechten Auferstehung gesprochen. Umso schwerer traf der Schock die Argentinier an diesem Morgen.
Als er von dem Tod des Papstes erfuhr, habe er sich sofort auf den Weg zur Kirche San José de Flores gemacht, in der Bergoglio seit seiner Kindheit aktiv gewesen sei, sagt Sebastian Morales. «Padre Jorge» habe ihm geholfen, als Jugendlicher der Drogensucht zu entkommen und ein neues Leben zu beginnen, sagt der 37-Jährige, der in dem von Bergoglio gegründeten Sozialheim «Hogar de Cristo» lebt.
«Niemand rettet sich ganz allein», habe Padre Jorge ihm vor über 15 Jahren mit auf den Weg gegeben, als man das letzte Mal gemeinsam Mate getrunken habe. «Ich bin traurig, aber auch zufrieden, dass er so vielen Jugendlichen helfen konnte. Vor seiner Zeit hatte die Kirche nicht solch offene Türen für uns.» Einen Platz zum Schlafen, etwas zu essen, eine Umarmung und vor allem Hoffnung – das habe man stets von Bergoglio bekommen. «Wir können froh sein, den Papst der Armen gehabt zu haben.»
Auch die Fussballfans von San Lorenzo sind gekommen
Vor der Kirche haben sich Fernsehsender in Stellung gebracht. Für den Nachmittag ist eine Totenwache mit anschliessender Messe geplant. Am Eingang der Kirche tröstet Pater Patricio Ossoinak einige ältere Kirchenmitglieder, segnet sie und ihre Rosenkränze. Der Papst hinterlasse die Botschaft, auf alle Menschen zuzugehen, besonders auf die Ärmsten, sagt der Pater.
Auch wenn Bergoglio nach seiner Wahl zum Papst im März 2013 nie wieder zurück in seine Heimatgemeinde kam, sei er stets eng bei ihnen gewesen, habe Nachrichten geschickt und über die grosse Distanz am Leben der Gemeinde teilgenommen.
Auch Fans des lokalen Fussballklubs San Lorenzo sind gekommen. Bergoglio sei früher regelmässig im Stadion gewesen, erinnert sich Florencia Castro. «San Lorenzo war Teil seiner Identität, so wie der Klub Teil unserer Identität hier in Flores ist.»
Das Stadtviertel, in dem Bergoglio 1936 geboren wurde, sei für die Bewohner das «Viertel des Papstes», sagt sie. Das Haus, in dem Bergoglio aufwuchs, liegt nur einige hundert Meter entfernt. Auch hier warten Fernsehteams, während die Polizei Absperrungen aufbaut. Ein älteres Ehepaar erinnert an die Würde, mit der der Papst die Krankheit am Ende seines Lebens gemeistert habe. Das sei für sie persönlich das Wichtigste, was sie mitnehmen könnten.
Siebentägige Staatstrauer
Auch vor der Catedral Metropolitana, der Mutterkirche des Erzbistums schräg gegenüber dem Präsidentenpalast an der Plaza de Mayo, haben sich Gläubige eingefunden. Die Stufen der Kathedrale sind mit den rot-blauen Fahnen des Klubs San Lorenzo geschmückt. Bergoglio sei der einzige Papst gewesen, der sich nicht dafür zu schade gewesen sei, in den Armenvierteln Hand anzulegen, sagt ein junger Passant. Und Skandale habe es um ihn nie gegeben, stets sei er bescheiden geblieben. Und selbst als alle Welt Angst vor dem Coronavirus gehabt habe, sei er auf die Menschen zugegangen.
Auch der libertäre Präsident Javier Milei, der den Papst im Wahlkampf 2023 noch als «Kommunisten» und «Idioten» beschimpft, sich ihm aber später genähert hatte, fand versöhnliche Worte. «Trotz allen Differenzen, die heute nicht mehr wichtig erscheinen, war es mir eine grosse Ehre, ihn in seiner Güte und Weisheit kennengelernt zu haben», schrieb Milei auf X. Der Präsident ordnete eine siebentägige Staatstrauer an. Er will auch nach Rom reisen, um dort an der Beerdigung von Papst Franziskus teilzunehmen.
ADIÓS
Con profundo dolor me entero esta triste mañana que el Papa Francisco, Jorge Bergoglio, falleció hoy y ya se encuentra descansando en paz. A pesar de diferencias que hoy resultan menores, haber podido conocerlo en su bondad y sabiduría fue un verdadero honor para mí.… pic.twitter.com/3dPPFoNWBr— Javier Milei (@JMilei) April 21, 2025