Sonntag, November 9

Feuilleton

«Wir dürfen uns nicht in einem Kult der Wehrlosigkeit einkapseln»: Die Intellektuellen und die Politik hätten versagt, findet Helmut Lethen – Generäle seien heute besonnener als die Politiker

Die Gesellschaft ist polarisiert wie noch nie. Wie kann man da ein gelassenes Leben führen? Indem man sich gut informiert und den Katastrophen ins Auge schaut, sagt der Kulturwissenschafter Helmut Lethen. In der Wiener Wohnung des Kulturwissenschafters Helmut Lethen gibt es kaum noch freie Ecken. Am Boden stapelt sich Material…

Der Filmemacher Rithy Panh verliert seine Eltern und seine Kindheit unter dem Terrorregime der Roten Khmer. Er will nur noch vergessen – bis das Kino ihn findet

Der Regisseur fügt Erinnerungen an die Schreckenszeit Kambodschas aus Bruchstücken zusammen. Eine Begegnung in Locarno. Vor fünfzig Jahren endet die Kindheit des Rithy Panh jäh. Am 17. April 1975 fallen die «Khmer Rouge» in Phnom Penh ein. Die Schergen des Tyrannen Pol Pot leeren Kambodschas Hauptstadt innert weniger Stunden, sie deportieren…

Der «Blick» kuscht vor «King Roger» oder Vom Elend des Schweizer Boulevardjournalismus

Die Zeitung mit den grossen Schlagzeilen will wieder aggressiver werden. Gleichzeitig löscht sie eine harmlose Story über Roger Federers neue Villa am Zürichsee. Keine Royals, wenig Skandale und eine Gesellschaft, die Sensationsgier ebenso wenig goutiert wie Bling-Bling-Reichtum: Die Schweiz bietet für Boulevardjournalismus eher schlechte Rahmenbedingungen. Immerhin gibt es mit Roger…

Plötzlich wieder Kind – wie sich der Alltag bei Alzheimer verändert

Schlüpft der Demenzkranke verkehrt in die Jacke? Verlässt er das WC, ohne zu spülen? Alltägliche Beobachtungen bei Alzheimer sind oft aussagekräftiger und hilfreicher für die Betroffenen und ihre Angehörigen als kognitive Tests oder Röntgenbilder des Gehirns. Der Toilettengang gehört zu meinen übelsten Kindheitserinnerungen. Jedes Mal, wenn ich das Spülen unterliess,…

Roger Köppel spricht plötzlich fliessend Französisch – die KI macht’s möglich

Mit der Technik kann heute jeder mit Brooklyn-Akzent reden und eine neue akustische Identität annehmen. Nicht nur der «Weltwoche»-Chef macht sich dies zunutze. Was bedeutet das für die Gesellschaft? Die «Weltwoche» erscheint neu auch auf Französisch: Vergangenen Donnerstag startete die Digitalversion «La Weltwoche», in der alle Inhalte der deutschsprachigen Ausgabe…

Am 11. September 1989 liess Ungarn ostdeutsche Feriengäste in den Westen ausreisen. Ein paar Wochen später brach die DDR zusammen

Die Deutsche Demokratische Republik war der Musterknabe des ehemaligen Ostblocks. Institutionalisierte Opposition und spontane Massenproteste brachten das scheinbar festgefügte Regime zu Fall. Ohne Gewalt. «Ich hoffe, dass von den hier Anwesenden niemand an den Unsinn glaubt, dass eine der Seiten den Sieg im ‹Kalten Krieg› davongetragen habe»: Was Michail Gorbatschow…

Hass, Angst und Vertreibungen: Mit der Entstehung des Staates Israel begann das palästinensische Flüchtlingsproblem

Benny Morris’ Bücher sind Klassiker der Geschichtsschreibung über den Nahen Osten. Nüchtern erzählt der israelische Historiker, wie der arabisch-jüdische Krieg entstanden ist. Und warum er sich so schwer lösen lässt. Die Geschichte entwickelt manchmal eine gewisse Ironie: Vor acht Jahrzehnten wurde die Teilung Palästinas international diskutiert, um den Nahostkonflikt zu…

Der Tod als letzter Kick: Tausende von Internet-Usern sahen Raphaël Graven beim Sterben zu – Schuldgefühle hätten sie dabei kaum, sagt der Psychologe

Jahrelang liess er sich vor laufender Kamera beschimpfen, demütigen, schlagen: JP war ein Star auf der Reality-Plattform Kick. Tabubrüche seien für viele Menschen erregend, sagt der Psychologe Daniel Süss. Angefangen hatte es harmlos. Mit Videos, in denen JP gehänselt wurde. Angerempelt, beschimpft, ein bisschen geschubst. So erzählten es die Kollegen,…