Close Menu
Meilleur en Suisse
  • Finanzen
  • Panorama
  • Reisen
  • Scheinwerfer
  • Schweiz
  • Sport
  • Technologie
  • Welt
  • Wirtschaft
  • Wissenschaft
  • Zürich
Im Trend

Rodrigo Duterte wird zum Bürgermeister von Davao gewählt – obwohl er in Den Haag im Gefängnis sitzt

Mai 13, 2025

Das Rezessionsrisiko ist gemäss Fondsmanagern gebannt

Mai 13, 2025

Der Fussballer Taulant Xhaka muss nach seinen Schmähgesängen drastisch bestraft werden

Mai 13, 2025
Facebook X (Twitter) Instagram
Trendthemen:
  • Feuilleton
  • Gesellschaft
  • Mobilität
  • Panorama
  • Pressemitteilung
  • Scheinwerfer
  • Gaza-Krieg
Login
Facebook X (Twitter) Instagram
Dienstag, Mai 13
Meilleur en Suisse
Abonnieren Verbinden
  • Finanzen
  • Panorama
  • Reisen
  • Scheinwerfer
  • Schweiz
  • Sport
  • Technologie
  • Welt
  • Wirtschaft
  • Wissenschaft
  • Zürich
Meilleur en Suisse
Startseite » Celina wuchs als Nomadin in den Wäldern Schwedens auf. Muss sie das Lagerfeuer gegen den Laptop tauschen, um eine Zukunft zu haben?
Reisen

Celina wuchs als Nomadin in den Wäldern Schwedens auf. Muss sie das Lagerfeuer gegen den Laptop tauschen, um eine Zukunft zu haben?

MitarbeiterVon MitarbeiterMai 13, 2025
Aktie Facebook Twitter Pinterest LinkedIn Telegram Email WhatsApp Copy Link

Wälder, Seen, Rentier-Herden: Die 20-jährige Samin Celina Anderson liebt ihr Leben in der touristisch reizvollen Provinz Dalarna, doch steht sie vor der Entscheidung zwischen Wildnis und moderner Welt.

Die Augen des Rens sind sanft, rund und tief. Behutsam wendet das Tier den Kopf, der unter dem mächtigen Geweih winzig und wacklig wirkt. Es folgt der Spur des Futters. Läuft zu dem kleinen Mädchen, das mutig einen Eimer hält und in den das Ren die Nase steckt. Als die Kleine dem riesigen Geweih zaghaft ausweicht, hilft eine junge Frau ihr, den Futtereimer zu halten. «Das Geweih ist empfindlich zu dieser Jahreszeit», sagt Celina dem Kind. «Siehst du die Haut, die sich darauf bildet? Sie ist stark durchblutet, gerade jetzt im Sommer.»

Optimieren Sie Ihre Browsereinstellungen

NZZ.ch benötigt JavaScript für wichtige Funktionen. Ihr Browser oder Adblocker verhindert dies momentan.

Bitte passen Sie die Einstellungen an.

Celina Andersson, 20 Jahre alt, ist ungeschminkt und wirkt mit ihren langen blonden Haaren zierlich. Trotzdem trägt sie die braunen Hosen der Landarbeiter. Packt mit an wie sie. Spuckt aus wie sie. Streift durch die Wälder, in denen sie ihre Kindheit verbrachte. Im Norden der mittelschwedischen Provinz Dalarna, in Grövelsjön, einem Dorf nahe der Gemeinde Idre. Karge Bergketten im Nebellicht, klare Seen, blaue Gipfelketten am Horizont. Es ist der südlichste Ort Schwedens, in dem Samen-Familien leben, Angehörige von Skandinaviens indigenem Volk.

Ihr Siedlungsgebiet, Sapmi genannt, erstreckt sich über den Norden Schwedens, Norwegens, Finnlands und Teile Russlands. In Grövelsjön wohnen vier Samen-Familien. Celinas Familie ist eine von ihnen. Dieser Sommer markiert einen Übergang in Celinas Leben. Sie hat beschlossen, die Zweigstelle des Familiengeschäfts in Falun, der Provinzhauptstadt von Dalarna, zu übernehmen – 300 Kilometer südöstlich. Was heisst: Strassen statt Wälder. Häuser statt hölzerne Hütten. Menschen statt Rentiere. Restaurants und Supermärkte statt Essen am Feuer in der Natur.

Jetzt heisst es für Celina, noch einmal zu geniessen, was für sie ihr Leben lang eine Selbstverständlichkeit war. Von den Bergen aus in die Weite blicken. Den mit Moos und Beerensträuchern bewachsenen Waldboden unter den Füssen spüren. Das weiche Fell der Rentiere streicheln. Dass einige davon nicht mit der Herde in den Wäldern rund um das Idre Fjäll – ein beliebtes Skigebiet in Mittelschweden –, sondern in einem riesigen Gehege in der Nähe des Hauses leben, hat eine Geschichte, die in Celinas Kindheit ihren Anfang nahm.

Die Zeichen in den Ohren der Rentiere erzählen ihre Geschichte

Damals hatte Peter, ihr Vater, zwei Rentierkälber gefunden, deren Mutter von einem Wolf getötet worden war. Er nahm die Kleinen mit nach Hause, gab sie in die Obhut der damals 7-jährigen Celina: «Ich zog sie in unserer Küche mit der Flasche gross. Als wir sie freilassen wollten, kehrten sie immer wieder zurück und brachten sogar andere Rentiere mit.»

So bekamen die inzwischen fünfzehn Tiere Namen und dienen Celinas Familie für sanften Tourismus: Rentierfütterungen und Rentierwanderungen. Sie sind Teil des Konzepts, denn Peter Andersson und seine Frau Helena bieten nicht nur Rentierprodukte in ihren Renbiten-Läden in Grövelsjön und Falun an, sondern bringen Gästen auch die Kultur der Samen näher: mit Übernachtungen in einer jahrhundertealten Holzhütte in den Bergen und in Lavvus, den Tipi-ähnlichen Zelten der Samen, sowie mit Vorträgen, samischer Küche und Rentierbegegnungen.

Celina Andersson lebt in einem modernen Haus im Dorf Grövelsjön. Sie trifft sich aber auch immer wieder einmal mit anderen Samen in einem kegelförmigen Zelt, das einem Tipi ähnlich sieht und in Schweden Lavvu genannt wird.

Die sanften Tiere sind das Herz ihrer Kultur, Teil ihrer Identität. Um sie dreht sich ihr Leben. Auch das von Celina. Als Kind bekam sie ihr erstes Rentier und besitzt bis heute eigene Tiere: «Man muss Same sein oder mit einem Samen verheiratet sein, um Rentiere züchten zu dürfen», sagt sie, fingert in ihrer Hosentasche und zieht kleine pelzige Stücke heraus. Es sind die schmalen Fellstücke, die aus den Ohren der Kälber geschnitten werden: «Das Zeichen im Ohr zeigt, wer der Besitzer ist. Man benutzt ein Messer, fängt das grosse Rentier mit dem Lasso und markiert am Ohr des Jungtieres, dass es das eigene ist. Es gibt feine Unterschiede bei den Zeichen. Jeder Rentierzüchter hat sein eigenes.»

Im Sommer, wenn die Tiere zusammengetrieben werden, helfen Mücken, die nach starken Regenfällen oben im Fjäll zur Plage werden, den Samen beim Zählen. Rentiere hassen die summenden Biester und schliessen sich, obwohl sie sonst in kleinen Gruppen unterwegs sind, zum Schutz vor der Plage in grossen Herden zusammen. Celina und die anderen Rentierzüchter nutzen diesen Moment, um die Kälber, die stets nah bei ihren Müttern bleiben, zu markieren. Die Fellreste heben sie auf und zählen sie später. Einen Samen zu fragen, wie viele Tiere er besitze, gilt als unhöflich, denn es wäre, als würde man ihn bitten, seine Kontodaten offenzulegen. Aber es sollen um die 2700 Tiere sein, die dort oben in den Herden der Familie über die Berge laufen, ihre Kälber nicht mitgezählt.

Die Samen ringen um den Erhalt ihrer Kultur

Die Zuchterlaubnis geht von Generation zu Generation über. Celina hat sie von ihrer Grossmutter väterlicherseits geerbt. Langsam schliesst sie das Tor zum Gehege, wo noch Lovis, eines der beiden Geschwistertiere von damals, steht und an Ästen knabbert. Celina folgt einem kleinen Fluss zur Hütte, vor der ihre Mutter den Tisch deckt. Peter, Celinas Vater, hat Geburtstag, allerdings muss die Familie ohne ihn feiern. Früh am Morgen bekam er einen Anruf von der Bezirksregierung: Zwei seiner Rentiere drängen ständig in einen privaten Garten ein, er solle herkommen. Sofort. Also mussten Celina und ihr Onkel Thomas die Fütterung übernehmen. Wahrscheinlich wird er die Tiere töten müssen, denn sie gingen wiederholt in den Garten. Das sei günstiger, als die Strafe zu zahlen, falls sie erneut erwischt würden, sagt Celinas Mutter.

Es sei das alte Spiel, der alte Konflikt zwischen dem schwedischen Volk und dem Volk der Samen. Er kreist um die Rentiere und das Land, auf dem sie weiden. Eigentlich gehört es den Samen, die auch die Jagdrechte vergeben. Doch immer wieder entflammen Streitigkeiten. Nicht nur darum. Wer den Roman «Das Leuchten der Rentiere» der schwedisch-samischen Journalistin Ann-Helen Laestadius liest, erfährt von mutwillig getöteten Rentieren, von Kindern, die in der Schule kein Samisch sprechen dürfen, von Willkür, sozialer Ausgrenzung und Gewalt. Auch Celina erzählt von Menschen, die Tiere töten: «Das ist die Realität. Man muss um das Recht kämpfen, Rentiere zu halten. Alle Samen-Dörfer führen diesen Kampf. Das hat sich in den vergangenen Jahrzehnten nicht geändert.»

Zwischen zwei Welten findet Celina ihre Stimme

Ihre Mutter giesst dampfenden Kaffee in grosse Becher, schneidet den Kuchen in schmale Stücke und bietet selbstgemachten Sirup an. Es gibt Marmelade aus Moltebeeren, die hier wachsen. Dann fängt auch sie an zu erzählen. Von Celinas Kindheit, die nicht immer so sorglos war, wie sie es heute beschreibt: warm, glücklich und inmitten der Natur. Nein, der Zwiespalt dieses Sommers, zerrissen zu sein zwischen dem Leben mit den Rentieren und dem anderen Leben in der Stadt, gehörte schon immer zu ihr.

Das mag auch daran liegen, dass Celina in einer Patchworkfamilie lebt: Ihr Vater ist Same, ihre Mutter Schwedin, die die Kultur der Samen liebt. Die drei Schwestern aus der ersten Ehe der Mutter sind keine Samen und haben mit deren Kultur wenig zu tun. Der Bruder und die zwei Schwestern väterlicherseits sind Samen und in deren Tradition aufgewachsen. Alle Geschwister sind viel älter als Celina, die als Kind mit ihrer Identität als Samin haderte. Als sie zehn Jahre alt war, schickten die Eltern sie in ein Samen-Camp am Polarkreis. Sie wollten ihr Mut machen, die Sprache zu lernen, sich zu vernetzen und neue Freunde zu finden. Zuerst war sie skeptisch, doch in diesem Umfeld fand sie mehr und mehr zu ihrer Identität.

Ihre Kultur sprüht vor Geschichten und Gefühlen. Der Joik-Gesang, bei dem die Stimme einen tief aus dem Innern kommenden Ton erzeugt, drückt Stimmungen aus. Die Samen haben eine eigene Flagge, eine Nationalhymne, einen Nationalfeiertag und eine Tracht, die man bis heute bei Festen trägt. Sie besteht aus Lederschuhen mit bunten Bändern, Lederhosen und einem Kolt, einem kittelähnlichen Oberteil, ergänzt durch Halstuch und Mütze. Die Kleidung leuchtet in Blau, das den Himmel symbolisiert, während Rot für Feuer, Gelb für die Sonne und Grün für die Erde stehen.

Celina bewahrt, was Touristen erst entdecken

Die Natur bildet die Grundlage für alles, auch für den Glauben. Statt der evangelisch-lutherischen Kirche, die in Schweden bis 2000 Staatskirche war, verehren die Samen ihre Götter in der Natur. Sie finden sie in Sonne und Feuer, denen Celinas Vater Speisen und Getränke als Gabe darbringt. Sie leben in alten Geschichten und in der Erde, als winzige Wesen, bei denen man sich entschuldigt, wenn heisses Wasser in den Boden sickert. Sie wohnen in Bäumen und im tiefen Glauben, dass die Natur eine Seele besitzt.

In Zeiten, in denen alle vom Kampf gegen den Klimawandel und mehr Nachhaltigkeit sprechen, nehmen die Hotels in der Region und die Tourismusagentur Visit Dalarna diesen Ansatz ernst. Sie betrachten die Samen zunehmend als Partner und erkennen die Bedeutung ihrer Kultur für den Tourismus. Kooperationen mit samischen Tourismusunternehmern wie den Anderssons entstehen, und Outdoor-Aktivitäten mit kulturellen Elementen liegen im Trend. Touristen lernen, Rentiere zu schützen und sich in ihrem Lebensraum richtig zu verhalten. «Es ist eine grosse Chance, den Touristen unsere Nähe zur Natur zu zeigen», sagt Helena, Celinas Mutter. «Nur durch das Kennenlernen und Erleben der anderen Kultur können wir die Sprachlosigkeit überwinden.»

Manchmal tauchen überraschende Fragen auf, etwa ob Celina und ihre Eltern noch in Zelten leben. Das tun sie nicht. Sie leben in einem normalen Haus im Dorf. Zusammen mit anderen Samen und vielen Nichtsamen. Doch dieses Haus ist nur einer von vielen Aufenthaltsorten. Vor dem Laden steht ein Lavvu für Konferenzen. Überall gibt es Hütten und Feuerstellen, an denen die Familie sich trifft, wenn sie in der Natur unterwegs ist.

In den Bergen, ganz oben, steht eine kleine Hütte, die Celina besonders liebt und in die sie sich gerne zurückzieht. Wer in der Familie noch als Nomade durch die Natur gezogen sei, bleibe unklar, sagt Celina: «Ich weiss, dass schon mein Grossvater in einem Haus lebte. Sein Vater jedoch gehörte noch zu denen, die in Zelten lebten und umherzogen. Wir kennen unsere Familiengeschichte gut.» Dieses Wissen ist Teil der Tradition, es lebt in alten Büchern weiter und prägt Gespräche, Zugehörigkeit, Verwurzelung. Wer ist mit wem verwandt? Wer kennt wen? Wer teilt eine gemeinsame Geschichte?

In der Schule drohte zu verschwinden, was zu Hause zählt

Das sei wichtig, findet Celina, wenn man sonst häufig das Gefühl habe, im luftleeren Raum zu sein. In der Schule zum Beispiel, wo die Kultur der Samen kaum vermittelt wird und ihrem Vater Samisch zu sprechen noch verboten war. Damals existierten sogenannte Nomaden-Schulen, die eher dazu dienten, die Samen schrittweise ihrer Kultur zu entfremden. Vieles habe sich gewandelt, sagt Helena, besonders die Rolle der Frau. «Vor fünfzig Jahren, als mein Mann und seine Geschwister Kinder waren, lag es an der Frau, zu erziehen, traditionelle Kleidung zu tragen und die Kultur zu bewahren.» Ein Kind in der Tradition der Samen zu erziehen, erfordert Wissen über Tradition, Sprache und Rentiere.

Helena, selbst keine Samin, stösst bis heute auf Misstrauen: «Als ich auf meiner Hochzeit mit Peter meine traditionelle Kleidung der Region trug, also nicht die der Samen, kam jemand zu mir und sagte, nun sei ich Peters Frau, nun habe ich seine Tracht zu tragen. – Ich denke, je flexibler die Gesellschaft wird, desto mehr ist da auch die Angst, die eigene Tradition zu verlieren.»

Celinas Mutter achtete stets auf die Zerrissenheit ihrer Tochter, die schon früh vor grossen Entscheidungen stand. Mit 15 Jahren entschied sich Celina, auf die weiterführende Schule nach Falun zu gehen und dort bei ihren älteren Schwestern zu leben. Seitdem pendelt sie zwischen Grövelsjön und dem überschaubaren Falun mit knapp 60 000 Einwohnern.

Im Fjäll lernt Celina, was ihr fehlt

Der Abend senkt sich über dem Fjäll. Im Skigebiet brettern die letzten Mountainbiker die Piste hinunter. Neben dem eleganten Hotel der ehemaligen Skirennfahrerin Pernilla Wiberg schaukeln die Gondeln in der Abendsonne. Die Menschen versammeln sich in Hütten zum Abendessen. Man kann es sich vorstellen, wie es im Winter sein wird, wenn alle Pisten offen sind.

Celina hatte, als sie die ersten Jahre noch in Grövelsjön zur Schule ging, eine kostenlose Dauerkarte und liebte das Skifahren. Einige Strassen weiter herrscht im benachbarten Grövelsjöfjällen totale Stille. Im Hotel Lövasgardens geniessen die Gäste beim Dreigangmenu den Blick auf die blaue Bergkette, die im Westen die rund dreissig Kilometer entfernte norwegische Grenze markiert.

Die Landschaft liegt in einem pastellenen Licht. Draussen auf dem Balkon duftet die Abendluft würzig, ein wenig wie in den Alpen. Aber dort gibt es nicht dieses sanfte Klickern und Klackern, das einen zuerst aufmerken, dann lächeln lässt: Zwei Rentiere machen behäbig auf der Strasse vor dem Hotel ihren Abendspaziergang. Celina würde sofort an den Ohren erkennen, ob eines davon ihres ist. Und sie könnte das Geräusch genau erklären: Es stammt von den Sehnen der Fussgelenke.

Man möchte wiederkommen an diesen zauberhaften Ort. Zum Wandern. Zum Skifahren. Oder einfach so, mit einem Berg von Büchern, einem guten Rotwein und vielen Tagen Zeit, um die Stille und Einsamkeit und die Eleganz und Sanftmut der Rentiere zu geniessen.

Plötzlich versteht man Celina, die zerrissen ist zwischen zwei Orten, zwei Welten und zwei Leben. Noch ein bisschen Fjäll, dann die Reise, die auch sie demnächst machen wird, durch das Gebirge, dessen breite Strassen im Morgennebel liegen. Und hinunter zum Siljansee, dem mit 290 Quadratkilometern siebtgrössten See des Landes. Durch Mora, wo nicht nur das Haus des Malers Anders Zorn zu besichtigen ist, sondern wo es auch die letzten Manufakturen gibt, in denen Dala-Pferde geschnitzt und bemalt werden. Und entlang vieler kleiner Häuser in diesem besonderen schwedischen Rot, das eben aus genau der Stadt kommt, in die auch Celina demnächst aufbrechen wird: Falun. Das Rot ist ein Abfallprodukt, das man bis heute in der gigantischen Kupfermine gewinnt. Die Mine selbst ruht seit langem und gehört nun zum Unesco-Weltkulturerbe.

Der gigantische Krater des 1687 eingestürzten Kupferbergwerks in der Provinzhauptstadt Falun (rechts). Ein Touristenmagnet, der täglich besichtigt werden kann und aus dessen Abraum bis heute das ikonische Rot skandinavischer Holzhäuser gewonnen wird. 1992 wurde die Kupfergewinnung eingestellt, seit 2001 gehört das Bergwerk zum Weltkulturerbe der Unesco.

Celina verkauft in Falun, was nach Heimat duftet

Wenige Wochen später ein erneuter Besuch, nun in Falun. Auf dem Kopfsteinpflaster des Marktplatzes fällt ein kleiner Laden auf. Vor dem Eingang steht ein Schild mit dem Bild eines blonden Mädchens. Es trägt einen Kolt im tiefen Blau der Samen, lächelt in die Kamera und streichelt dabei den Kopf eines Rentierbabys. Im Laden stehen Regale mit Rentierfellen, es gibt würzige Chips aus Rentierfleisch, viele Produkte aus der Region Dalarna, Bücher über samische Kultur und samische Küche – und: Celina. Sie trägt Jeans und ein weisses Shirt, ist dezent geschminkt und strahlt. «Mein Baby», sagt sie und deutet auf den Laden mitten in der Stadt.

Gemeinsam mit ihrer Mutter hatte sie in den vergangenen Jahren das Konzept gemacht und das alte Geschäft in Falun an einem zentraleren Ort in einen trendigen Concept-Store umgewandelt. Ein bisschen wie in einem Wimmelbild fühlt man sich. Überall samische Kultur, samischer Genuss. Celina zeigt Schmuck, der aus dem Knochen im Fuss der Rentiere gemacht wurde. Der, von dem das Knacken beim Gehen kommt. Eine Kette mit ihm soll Glück bringen.

In einem grossen Korb liegen Ren-Babys als Kuscheltiere. Es gibt Kleidung, Käse, Rentierfleisch in der Kühltheke, Porzellan, Decken. Celina steht inmitten all der Dinge, die ihre Heimat ausmachen. Und vor dem Laden dieses Bild: Sie mit Lovis, die damals noch ein «Flaschenkind» war. «Mein Zuhause ist Idre, und so wird es immer sein», sagt sie. «Ja, Heimweh habe ich. Und wenn ich dann dort bin, ist es wie ein grosses Ausatmen. Unendlich entspannt.»

Dann lächelt sie, denn ihre andauernde Zerrissenheit hat auch einen Vorteil: Sie kann zurückkehren in ihre Wälder. Ja, sie muss es sogar, denn sie besitzt eigene Rentiere. Zwar kümmern sich um die gerade ihre Eltern und ihr Bruder, aber im nächsten Sommer, da muss eine ihrer Schwestern sie im Laden vertreten, damit sie zurückkehren kann. Die Tiere zählen, ihre Ohren markieren, das Fjäll spüren und neue Kraft sammeln, wie Celina sie nur dort findet.

Manchmal habe diese Zerrissenheit auch ihre eigene Komik, findet Celina: «Letzte Woche kam ein Tourist in den Laden, stöberte in den Regalen – und fragte mich plötzlich: Sag mal, bist du schon einmal einem echten Samen begegnet?»

Diese Reportage wurde möglich dank der Unterstützung von Visit Dalarna, der Familie Andersson von Renbiten, dem Idre Fjäll mit dem Hotel Pernilla Wiberg und dem Lövasgardens Fjällhotell.

Weiter Lesen

Mit dem Schlüsselwächter des Vatikans in die Sixtinische Kapelle

Das Zerbrochene glänzt mehr als das Perfekte: eine fernöstliche Antwort auf die Rastlosigkeit unserer Zeit

Weingenuss in Istrien: Ausgezeichnete Renaissance autochthoner Rebsorten

Ist es feige, die Gastgeberin nicht zu fragen, was sie über die Todesstrafe denkt? – Privat zu Tisch bei einer saudischen Familie in Riad

Blümchensex in Südafrika: Fynbos und seine Pflanzenvielfalt

Die Walfänger jagen heute kleine Fische – und bereiten sie grossartig zu

Redakteurfavoriten

Das Rezessionsrisiko ist gemäss Fondsmanagern gebannt

Mai 13, 2025

Der Fussballer Taulant Xhaka muss nach seinen Schmähgesängen drastisch bestraft werden

Mai 13, 2025

In Neapel sorgt ein Erdbeben der Stärke 4,4 für Panik auf den Strassen

Mai 13, 2025

«HD Läppli» widersetzte sich dem uniformen Zeitgeist – nach 80 Jahren kehrt die Schweizer Kultfigur an den Originalschauplatz zurück

Mai 13, 2025

Dank Börsenboom: 300 Pensionskassen zahlen Rentenboni – doch in einem Stressszenario würden die Reserven bei vielen Kassen nicht reichen

Mai 13, 2025

Neueste Nachrichten

Die Seleção bekommt mit Carlo Ancelotti endlich den Nationaltrainer, den sie schon lange wollte

Mai 13, 2025

Sie gab schwarzer Kunst und Kultur ein Gesicht: zum Tod von Koyo Kouoh

Mai 13, 2025

Die Tragödie von Berikon: Eine Vierzehnjährige soll ihre Teenager-Kollegin getötet haben – was ist an diesem Sonntag im Wald passiert?

Mai 13, 2025
Facebook X (Twitter) Pinterest TikTok Instagram
© 2025 Meilleur en Suisse. Alle Rechte vorbehalten.
  • Datenschutzrichtlinie
  • Nutzungsbedingungen
  • Kontakt

Type above and press Enter to search. Press Esc to cancel.

Sign In or Register

Welcome Back!

Login to your account below.

Lost password?