Zuletzt kursierten noch Gerüchte über ein Dazwischengrätschen von Zurich bei der Fusion der beiden Versicherungskonzerne. Mit dem Ausstieg des Minderheitsaktionärs Cevian scheint der Weg nun frei.
Jetzt geht es Schlag auf Schlag bei der Helvetia-Baloise-Fusion. Erst am Dienstag wurde bekannt, dass die Versicherungskonzerne Baloise und Helvetia durch eine Fusion unter Gleichen, einem so genannten «Merger of Equals», ein neues Schwergewicht im Schweizer Markt formen wollen.
Noch am gestrigen Donnerstag kursierten Gerüchte, dass der Versicherungsriese Zurich beim Deal noch dazwischen grätschen könnte. Zurich-CEO Mario Greco hatte zuletzt Interesse an Baloise signalisiert und somit unter Anlegern die Fantasie eines Bieterkampfes geschürt. Passend dazu, haben die Baloise-Aktien gestern zulegen können, während jene von Helvetia Abgaben verzeichneten.
Heute büssen die Baloise-Valoren rund 6% ein, während jene von Helvetia unverändert notieren.
Ein Bieterkampf um Baloise dürfte am Freitagmorgen in weite Ferne gerückt sein. Wie Baloise per Ad-hoc noch vor der heute angesetzten ordentlichen Generalversammlung mitteilt, hat der Helvetia-Grossaktionär Patria Genossenschaft die Aktien des Baloise-Grossaktionärs Cevian Capital übernommen. Über den Kaufpreis wurde von den Parteien Stillschweigen vereinbart.
Der aktivistische Investor, der im Sommer 2024 erstmals bei Baloise an Bord kam, stockte seinen Anteil zuletzt auf 9,35% des Kapitals und der Stimmrechte auf. Dieser liegt nun bei Patria und damit im Helvetia-Kosmos. Cevian hatte zuvor Druck auf Baloise ausgeübt, sich stärker auf das Kernmarkt Schweiz zu konzentrieren und andere Geschäftsbereiche zu veräussern – bislang jedoch ohne Erfolg.
Cevian-Ausstieg ebnet Weg für Fusion
Die schwedische Investmentgesellschaft war somit eine Art Zünglein an der Waage, um auf der ausserordentlichen Generalversammlung am 23. Mai die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit der Baloise-Aktionäre zu ermöglichen. Bis zuletzt war nicht klar, ob Cevian bei der Fusion mitgeht – diese Unsicherheit ist nun ausgeräumt. Zudem sehen die Übernahmebedingungen nun vor, dass die fusionierte Gruppe künftig zu 53% von Helvetia-Aktionären und zu 47% von Baloise-Investoren gehalten wird.
Für die heutige Generalversammlung war ursprünglich die Wahl des Cevian-Vertreters Robert Schuchna in den Verwaltungsrat vorgesehen. Nach dem Verkauf des Anteils hat sich dies jedoch erledigt – Schuchna wird sich der Wahl nicht stellen. In diesem Zusammenhang teilte Baloise mit, auf den siebten Sitz im Verwaltungsrat der fusionierten Gesellschaft, der Helvetia Baloise Holding AG, zu verzichten.
Helvetia verfügt damit mit sieben zu sechs Sitzen über die Mehrheit im Verwaltungsrat – auch wenn Baloise mit Thomas von Planta den Präsidenten stellen wird. Planta wird eine zentrale Rolle bei der Initiierung der Fusion zugeschrieben. Der jetzige Baloise-Verwaltungsratspräsident stand seit dem Einstieg von Cevian besonders unter Druck.
Baloise-Präsident Planta landet Coup
Mit der Fusionsvereinbarung vom Dienstag und dem Ausstieg des «Störenfrieds» Cevian heute – die Schweden sollen einem Verkauf von Baloise an Zurich nicht abgeneigt gewesen sein – dürfte Planta zusammen mit Helvetia-Präsident Thomas Schmuckli ein kleiner Coup gelungen sein. Zumindest sässe Planta bei einer Fusion, die mit dem heutigen Deal zwischen Patria Genossenschaft und Cevian eine entscheidende Hürde genommen hat, als Präsident weiter fest im Sattel.
Für die Aktionäre hat die Fusion langfristig Potenzial, obwohl ein Kauf durch die Zurich kurzfristig interessanter gewesen wäre. Durch den Zusammenschluss erwarten die Unternehmen jährliche Kosteneinsparungen von 350 Mio. Fr. (vor Beteiligung der Versicherungsnehmer) bei Integrationskosten von 500–600 Mio. Fr. bis 2028. Insgesamt soll die Fusion zu einer zusätzlichen Cashgenerierung von rund 220 Mio. Fr. führen.
Zudem hat Cevian-Ausstieg den Vorteil, dass es nach der Fusion nicht zu einem Verkaufsüberhang an Aktien der neuen Gesellschaft kommen wird, für den Fall, dass Cevian den Ausstieg zu einem späteren Zeitpunkt geplant hätte.