Hat das Stil?
Ist es in Ordnung, noch Jahre später schlechte Rezensionen über Ärzte oder Hotels zu schreiben, die einem negativ in Erinnerung geblieben sind? – Jonas T., Zürich
Lieber Jonas, Empörung und unfreiwillige Komik liegen oft nah beieinander, deshalb lese ich meiner Familie manchmal die Null-Sterne-Bewertungen von den Parks oder Museen vor, die wir besuchen – kann ich nur empfehlen, wenn man in der Warteschlange auf der Suche nach Cheap Thrills ist. Womit wir beim Thema wären: Jahrelang einen Groll mit sich herumzutragen und dann mit einer schlechten Rezension um die Ecke zu kommen – das klingt nicht sehr produktiv.
Es ist immer eine Option, frustriert eine Null-Sterne-Wut in die Tasten zu hämmern (hab ich auch schon gemacht), aber ein bisschen unsouverän ist es schon. Denn man kann das Problem auch lösen, indem man sich direkt beschwert. Oder man lässt los und versteht es als allgemeines Lebensrisiko, dass eine Dienstleistung mal danebengeht.
Man selber performt ja auch nicht jeden Tag gleich gut, möchte man dafür gleich einen boshaften Kommentar ins Internet tätowiert bekommen? Dieses Bewertungswesen hat für mich etwas Dystopisches.
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