Am Dienstagabend spielen die ZSC Lions gegen Färjestad um Europas Eishockey-Krone. Lukrativ ist der Wettbewerb für die Zürcher zwar nicht – seine Attraktivität steigt aber trotzdem.
Die ZSC Lions spielen am Dienstagabend (20 Uhr 15) im Final der Champions Hockey League gegen den schwedischen Traditionsklub Färjestad BK. Die Partie findet in der Swiss-Life-Arena in Zürich Altstetten statt, es geht um ein Preisgeld von 360 000 Euro, allein die Finalteilnahme war 240 000 Franken wert.
Gemessen an den Geldern, die im Fussball ausgeschüttet werden, ist das ein fast schon lächerlicher Betrag für das beste Eishockeyteam Europas. Dem Sieger des Fussball-Champions-League-Finals in München winkt im Mai ein Check von 25 Millionen Euro (23,6 Millionen Franken). Dazu kommen weitere Entschädigungen wie das Startgeld, Zuschauereinnahmen und Beteiligungen an den TV-Einnahmen. Allein die Qualifikation war 18,2 Millionen Euro wert; die neu 36 Teilnehmer des Wettbewerbs erhielten zusammen ein Preisgeld von 2,467 Milliarden Euro.
Eishockey ist nicht mit Fussball zu vergleichen
Doch Peter Zahner, der CEO der ZSC Lions und bis zum vergangenen Sommer auch Präsident der Champions Hockey League, sagt, der Vergleich mit dem Fussball sei unzulässig. «Wenn, dann muss man das Eishockey mit dem Handball, dem Volleyball oder dem Basketball vergleichen. Der Fussball spielt in einer anderen Liga. Und im Vergleich mit diesen anderen Sportarten sind wir mit der Champions Hockey League auf keinem schlechten Weg.»
Während Jahren war jeder Versuch, im Eishockey einen paneuropäischen Wettbewerb zu etablieren, gescheitert. Meistens eher früher als später. Eishockey ist bis heute eine Sportart, die ihre Kraft aus den nationalen Meisterschaften schöpft. Selbst die jeweils im Frühling stattfindende Weltmeisterschaft stösst nur beschränkt auf Begeisterung.
Insbesondere auf Klubebene scheint das Interesse an internationalen Vergleichen noch immer klein zu sein. Die nordamerikanische National Hockey League (NHL) mit ihren 32 Teams ist das Mass der Dinge und zieht weltweit am meisten Interesse und auch die besten Spieler an. Die Liga erwirtschaftet einen jährlichen Umsatz von 4920 Millionen Euro, das ergibt 153 Millionen pro Franchise. Zum Vergleich: Die englische Premier League als umsatzstärkste Fussballliga bringt es auf 6500 Millionen Euro. Oder 325 Millionen pro Team.
Doch auch im europäischen Klubeishockey waren die Preisgelder einst höher als heute. Als die ZSC Lions im Frühjahr 2009 die Champions Hockey League gewannen, erhielten sie dafür 2,5 Millionen Euro. Im Final bezwangen sie damals den russischen Klub Metallurg Magnitogorsk 5:0. Die NZZ schrieb damals von einem Zürcher Eishockey-Märchen.
Doch der Sieg der ZSC Lions wurde gewissermassen zur Hypothek für den ganzen Wettbewerb. Weil die Russen die Demütigung durch die kleinen Schweizer nicht hinnehmen wollten, zogen sich ihre Klubs und mit ihnen auch der Hauptsponsor Gazprom aus der Liga zurück. Es war das Ende für das ambitioniert aufgezogene Format.
Die Russen fehlen bis heute, was den sportlichen Wert und das Prestige des Wettbewerbs schmälert. Heute ist der Grund ihres Fehlens allerdings nicht mehr verletzter Stolz, sondern der russische Überfall auf die Ukraine vor fast genau drei Jahren. Russland ist seither von praktisch allen internationalen Mannschaftswettbewerben ausgeschlossen.
Der ZSC-CEO Zahner sagt: «Sollte der Internationale Eishockeyverband die Russen wieder an seine Wettbewerbe zurückholen, würden sich zumindest die Finnen und Schweden wahrscheinlich aus diesen zurückziehen.» In Lettland verbietet ein nationales Gesetz den Klub- und Nationalteams, gegen russische Mannschaften anzutreten.
Aller Kritik zum Trotz: Die Attraktivität des Wettbewerbs steigt
Vor den Olympischen Spielen im Sommer 2024 in Paris entbrannte im Baltikum eine Kontroverse um die russischen Athleten. Die Regierungsspitzen der baltischen Staaten sprachen sich dezidiert gegen die Teilnahme russischer und weissrussischer Sportler an den Sommerspielen aus. Das Internationale Olympische Komitee (IOK) erlaubte den Einzelsportlern allerdings, unter neutraler Flagge an den Wettkämpfen teilzunehmen, sofern sie gewisse Bedingungen erfüllten. «Ich bin enttäuscht von der Entscheidung des IOK», sagte die damalige estnische Ministerpräsidentin Kaja Kallas nach einem Treffen mit ihren lettischen und litauischen Amtskollegen. Und: «Es ist eine Schande, ukrainische Athleten in eine Situation zu bringen, in der sie in der Sportarena auf Russen treffen müssen.»
Solange Russland die Waffen nicht niederlegt und eine Einigung mit der Ukraine ausbleibt, werden die russischen Sportler von internationalen Teamwettbewerben ausgeschlossen bleiben. Der sportliche Wert der Champions Hockey League leidet darunter. Trotzdem erachtet Zahner den Gewinn des Wettbewerbs als wichtiges Ziel. «Die nationale Meisterschaft bleibt natürlich unser Tagesgeschäft. Doch in der Champions Hockey League messen wir uns mit den besten Eishockeyteams Europas. Gerade unsere Anhänger feiern mittlerweile auch diese Partien.»
Die Swiss-Life-Arena wird am Dienstagabend mit 12 000 Zuschauern ausverkauft sein. Dazu beigetragen haben auch die Eintrittspreise, die mit 60 bis 75 Franken moderat sind. Zahner sagt: «Dank der Finalqualifikation haben wir bereits erreicht, dass der Wettbewerb für uns zumindest kostendeckend ist und kein Loch in der Bilanz verursacht.»
Die Reisekosten für die Teams sind weiterhin beträchtlich. Für zwei Gruppenspiele in Schweden und Finnland mussten die ZSC Lions einen Charterflug organisieren. Zusammen mit den übrigen Kosten wie für Unterkunft und Verpflegung kostete der zweitägige Trip die Zürcher rund 200 000 Franken. Als Klub muss man sich die Champions Hockey League also leisten können, ein lukratives Geschäft ist sie weiterhin nicht.
Genf/Servette hat den Wettbewerb vor einem Jahr als erstes Schweizer Team gewonnen – und ihn damit zumindest auf die nationale Agenda gehievt. Dank dem Preisgeld, das der Vermarktungspartner Infront garantiert und das jährlich leicht steigt, wird die Attraktivität des Wettbewerbs allmählich wieder grösser. Die Corona-Pandemie und der Ausschluss der Russen, die zur leichten Anpassung des Vertrages führten, haben diesen Prozess zwar etwas gebremst. Doch immerhin: Die nunmehr seit elf Jahren bestehende Champions Hockey League lebt weiter. Und das ist mehr, als ihre Vorgängerwettbewerbe erreicht haben.