Für drei Jahre erhalten die vier mittelgrossen Städte Dietikon, Schlieren, Uster und Wetzikon zusätzlich Mittel aus dem Kulturfonds.
Das Kulturhaus Gleis 21 direkt am Bahnhof Dietikon existiert seit 2019. In der ehemaligen Farbenfabrik gibt es unter anderem ein Bistro, Ateliers für Künstler und einen Veranstaltungsraum mit einer kleinen Bühne. Das Haus gehört der Stadt, betrieben wird es von einem Verein.
Das Gleis 21 ist klein, aber fein. Seine Bedeutung für Dietikon jedoch ist gross. Mit seinem vielfältigen Programm strahle das Kulturzentrum heute über die Stadt und sogar über die Region Limmattal hinaus, betont der Dietiker Stadtpräsident Roger Bachmann (SVP). In der Agglomeration hat es auch noch Platz für Veranstaltungen, der in Zürich fehlt. Im Dietiker Niderfeld gastiert dieses Jahr Karl’s kühne Gassenschau, 2025 dann die Wissenschaftsausstellung Phänomena.
In unmittelbarer Nachbarschaft zur Stadt Zürich ein Kulturangebot aufrechtzuerhalten, sei eine Herausforderung, sagt Roger Bachmann. Nach der Pandemie sehnten sich einige mehr nach einem familiären Rahmen. Für eine Stadt wie Dietikon mit seiner sehr heterogenen Bevölkerungsstruktur sei ein Ort wie das Gleis 21 wichtig für die gesellschaftliche Integration.
Die Regionalzentren mucken auf
Die Finanzierung solcher Kulturzentren in den Regionen ist jedoch ein Problem. Denn die kantonale Kulturförderung ruht auf zwei Säulen. Die Grossstädte Zürich und Winterthur erhalten Mittel im Rahmen des Zentrumslastenausgleichs. Alle übrigen Gemeinden können für kulturelle Veranstaltungen jeweils um Beiträge ersuchen.
Die mittelgrossen Städte fallen zwischen Stuhl und Bank. Einige haben heute eine eigene Kulturförderung. Diese will nicht nur einzelne Konzerte oder Theateraufführungen unterstützen, sondern das kulturelle Leben sowie Künstlerinnen und Künstler umfassender fördern. Dafür fehlt ihnen heute der Spielraum.
Auf Initiative, ja durchaus auf Drängen aus Dietikon, Uster und Wetzikon hat die kantonale Fachstelle Kultur nun ein spezielles Förderprogramm für mittelgrosse Städte erarbeitet. Regierungsrätin und Kulturministerin Jacqueline Fehr (SP) erläuterte bei der Präsentation am Freitag im Gleis 21, seine Bedeutung reiche über den engeren Kulturbegriff hinaus.
In den Städten der Agglomeration erhöhe sich in den nächsten Jahren die Einwohnerzahl stärker als in den Grossstädten. Angesichts dieser Herausforderung gehe es darum, so Fehr, das Wachstum erlebbar zu machen und die Qualität der Lebensräume zu erhalten.
In der Pilotphase bis 2027 profitieren vorerst vier Städte, neben Uster, Dietikon und Wetzikon auch noch Schlieren. Sie erhalten über den Durchschnitt, den sie in den Jahren 2018 bis 2020 aus der kantonalen Kulturförderung bezogen, zusätzlich 3 Franken pro Einwohner und Jahr.
Es geht also um vergleichsweise bescheidene Beträge, wie Madeleine Herzig, die Leiterin der Fachstelle, ausführte. Für Schlieren mit 20 000 Einwohnern verdoppelt sich die Unterstützung auf etwa 75 000 Franken.
Die Verträge sind so ausgestaltet, dass die Städte mit den zusätzlichen Mitteln vom Kanton nicht einfach ihr bisheriges Kulturbudget kürzen können. Auch muss das Geld direkt der Kultur zugutekommen, darf also nicht für Aufwendungen der Verwaltung verwendet werden.
Eine Brise für die Regionen
Ziel sei der Ausbau des Kulturangebots, nicht die Entlastung der Gemeinden, wurde betont. Vorerst nehmen erst vier Städte teil, aber das Programm steht schon in der Pilotphase auch anderen Gemeinden offen. Sie müssen laut Prisca Passigatti, zuständig für die Kulturförderung in den Regionen, dafür aber gewisse Kriterien erfüllen. So muss eine Stadt eine regionale Zentrumsfunktion ausüben und über eine kompetente Kulturstelle sowie ein angemessenes Kulturbudget verfügen.
Es ist also durchaus erwünscht, wenn das Programm einen Anreiz für weitere Städte setzt, sich in der Kulturförderung zu engagieren. Geld ist vorhanden, dank der Spielfreudigkeit der Bevölkerung, wie Jacqueline Fehr beiläufig bemerkte. Die Mittel kommen aus dem von Lotteriegeldern gespeisten Kulturfonds. Die Fachstelle rechnet damit, dass sich in diesem Jahr die Fördergelder für die Gemeinden um 300 000 auf etwa 540 000 Franken erhöhen.
Die Kulturbeauftragten aus Dietikon und Uster konnten aber darlegen, dass das Geld gut investiert ist. «Unser Schiff ist bereits im Wasser, und wir wollen es selber steuern», sagte der Ustermer Christian Zwinggi. Aber er sei sehr dankbar, wenn der Kanton nun etwas Wind in die Segel blase.