Das vergangene Autojahr lief schlecht. Für Elektroautos war es sogar desaströs, ihr Absatz brach in Deutschland um 27 Prozent ein. Wird 2025 endlich die Trendwende für die Branche kommen?
Der deutsche Automarkt zeigt keinerlei Lebenszeichen. Im vergangenen Jahr wurden zwischen Nordsee und Alpen laut dem Kraftfahrtbundesamt 2,8 Millionen Neuwagen zugelassen. Das war noch einmal 1 Prozent weniger als im bereits schwachen Vorjahr.
Vor der Pandemie hatten die Verkäufe stabil über 3 Millionen gelegen und 2019 sogar 3,6 Millionen erreicht. Seitdem notieren sie nur noch zwischen 2,6 und 2,9 Millionen. Dies trägt zur Krise der deutschen Autoindustrie bei. Dabei entfielen sogar mehr als zwei Drittel der Neuzulassungen auf Gewerbekunden. Der Rückgang der Neuzulassungen bei den Privatkunden war mit 2,1 Prozent doppelt so hoch wie im Gesamtmarkt.
Steigender Absatz von Plug-in-Hybriden
Besonders schlecht liefen Elektroautos, deren Neuzulassungen um gut 18 Prozent auf 573 000 zurückgingen. Hier dürfte sich der völlig überraschende Wegfall der staatlichen Kaufprämien besonders stark ausgewirkt haben. Die Bundesregierung mit dem grünen Wirtschaftsminister Robert Habeck hatte kurz vor Beginn des Jahres 2024 die Subventionen für Elektroautos über Nacht kassiert, da in der Staatskasse schon zu dieser Zeit gähnende Leere herrschte.
Das traf das Segment der reinen Elektroautos besonders hart. Hier brachen die Neuzulassungen um 27 Prozent auf 380 000 Einheiten ein. Der Marktanteil ging dadurch von gut 18 auf nur noch 12,5 Prozent zurück. Plug-in-Hybride erfreuten sich dagegen einer höheren Nachfrage und legten um 9 Prozent auf 192 000 Neuzulassungen zu. Die durchschnittliche CO2-Emission der neu zugelassenen Personenwagen stieg 2024 um 4,2 Prozent auf 119,8 g/km (Vorjahr: 114,9). Ab 2025 sind in der EU nur noch 93,6 g/km zugelassen, sonst drohen Strafen.
«2024 war ein verlorenes Jahr für die Elektromobilität in Deutschland», sagt Constantin Gall, Leiter Mobility für die Region Westeuropa bei der Unternehmensberatung EY. Das abrupte Aus für die staatliche Kaufförderung habe zu einer massiven Verunsicherung bei den potenziellen Käufern geführt, die bis heute anhalte. Obwohl neue und attraktive Modelle auf den Markt kämen, seien die Absatzzahlen deutlich tiefer als von der Branche erwartet und von der Politik erwünscht, erläutert Gall weiter.
Zugleich liege der Auftragsbestand der deutschen Autobauer auf dem deutschen Markt auf einem Zehn-Jahre-Tief, sagt Ferdinand Dudenhöffer vom Center Automotive Research. Das neue Jahr dürfte kaum viel besser werden als das alte, erwartet Dudenhöffer. Für 2025 prognostiziert er lediglich einen geringen Anstieg des Autoabsatzes in Deutschland auf etwa 2,84 Millionen Einheiten. Darin enthalten ist eine erwartete Trendwende beim Verkauf von Elektroautos.
E-Autos sind etwas für Besserverdienende
Für eine Trendwende brauche es aber Anreize für das Hochfahren der E-Mobilität und verbesserte Rahmenbedingungen, etwa eine steuerliche Förderung für den Kauf von Elektrofahrzeugen, sagt Imelda Labbé, Präsidentin des Verbandes der Internationalen Kraftfahrzeughersteller. Das ist der Verband der Autoimporteure. Sie plädiert für eine niedrigere Mehrwertsteuer, die besser sei als eine reine Kaufprämie.
Auch aus Sicht von Gall sollten sich die Verkaufszahlen der E-Autos in diesem Jahr stark erholen. Allen Beteiligten sei klar, dass etwas passieren müsse. Die Preise seien zu hoch, gerade auch im Vergleich zu ähnlich ausgestatteten Autos mit Verbrennungsmotor. Zudem bestehe bei der Ladeinfrastruktur und den Ladekosten noch Nachholbedarf. Für den EY-Experten ist die Elektromobilität derzeit in erster Linie etwas für Besserverdienende, für weite Teile der Bevölkerung sei sie zu teuer.
Beobachter rechnen für das laufende Jahr mit sinkenden Preisen und höheren Rabatten bei Elektroautos. Die Gründe dafür seien der hohe Wettbewerb und die zugleich schwache deutsche Konjunktur. Zudem gelten ab 2025 in der EU schärfere Emissionsvorgaben für die Neuwagenflotten der Hersteller. Halten die Autokonzerne die Regel nicht ein, drohen milliardenschwere Strafen. Deshalb müssen sie mehr Elektroautos verkaufen. Um das zu erreichen, könnten die Konzerne die Preisdifferenz zwischen den teuren Elektroautos im Vergleich mit gleichwertigen Verbrennern in diesem Jahr reduzieren.
Mögliche neue Anreize und die Regulierung des Marktes sorgen aber weiter für Verunsicherung. Im laufenden Bundestagswahlkampf wird über neue Kaufanreize für Elektroautos diskutiert. Dies könnte Kaufinteressenten vorerst abwarten lassen, weil sie nicht vor einer kommenden staatlichen Subventionierung zuschlagen wollen. Das wird den Absatz bremsen. Sollte eine Förderung, mit der Experten frühestens im Mai rechnen, jedoch kommen, könnte dies dem Markt für Elektroautos erheblichen Auftrieb geben.
Sie können dem Frankfurter Wirtschaftskorrespondenten Michael Rasch auf den Plattformen X, Linkedin und Xing folgen.