Die Gründeraktionäre rund um Daniel von Stockar übernehmen das Kommando. Aber auch der zweite Teil ihres Plans für den wichtigen Microsoft-Partner muss aufgehen.
Der Aufstand der Gründeraktionäre des IT-Riesen Software One ist erfolgreich. Der Verwaltungsrat des Konzerns aus Stans wird ausgetauscht. Unter breitem Applaus im Saal des Kongresszentrums Luzern – und gegen die Empfehlung von Stimmrechtsberatern – stimmte am Donnerstag eine deutliche Mehrheit der Aktionäre dafür.
Damit könnte der IT-Dienstleister bald vom Finanzinvestor Bain Capital übernommen werden und dann von der Börse verschwinden. Software One handelt mit Computerprogrammen und ist der weltgrösste Wiederverkäufer von Microsoft-Produkten. Der Konzern beschäftigt weltweit mehr als 9000 Mitarbeiter und erwirtschaftet eine Milliarde Franken Umsatz, ist in seiner Heimat aber kaum bekannt.
Der Börsengang soll revidiert werden
Eine Gruppe von drei Gründeraktionären, angeführt von Daniel von Stockar, war mit dem Geschäftsverlauf nicht glücklich. Sie taten sich mit Bain Capital zusammen. Die amerikanische Private-Equity-Gesellschaft schlug im vergangenen Jahr eine Übernahme des Konzerns vor, um ihn anschliessend von der Börse zu nehmen. Das lehnte der alte Verwaltungsrat ab. Von Stockar wird nun das neue Leitungsgremium anführen, das mit von ihm vorgeschlagenen Personen besetzt wird.
Neben von Stockar beteiligen sich René Gilli und die Holding des Unternehmers Beat Curti an der Rebellion. Stockar und Gilli spielten bei der Gründung des Unternehmens vor mehr als zwanzig Jahren eine zentrale Rolle; Curti stiess als Investor hinzu. Zusammen halten sie rund 29 Prozent der Aktien. Stockar war im vergangenen Frühjahr als Verwaltungsratspräsident zurückgetreten, erschien jedoch durch die Allianz mit Bain Capital wieder im Rampenlicht.
Software One war im Jahr 2019 an die Börse gegangen – laut Daniel von Stockar aus heutiger Sicht zu früh. Tatsächlich entsprach der Kursverlauf nicht den Erwartungen. Von einem Absturz Anfang 2022 haben sich die Valoren bis heute nicht erholt. Ohne Druck des Finanzmarkts soll sich Software One besser entwickeln. «Software One ist zu träge und risikoscheu geworden. Der Drive ist abhandengekommen», sagte von Stockar im Februar im Gespräch mit der NZZ.
Der Erfolg ist nicht sicher
Die grosse Frage lautet nun, ob Bain Capital ein neues, offizielles Übernahmeangebot lancieren wird. «Vielleicht gibt es Angebote, vielleicht nicht. Wir wissen es nicht», erklärte von Stockar im Anschluss an die Abstimmung. Bain hatte zuletzt einen Preis von 18,80 Franken je Aktie signalisiert – etwas mehr als der Ausgabepreis vor fast fünf Jahren. Sollte es kein offizielles Angebot geben, stünden die Gründeraktionäre vor einem Scherbenhaufen.
Dem alten Verwaltungsrat war die letzte Offerte von Bain zu niedrig, weshalb er den Vorstoss zurückwies und damit den Aufstand der Gründeraktionäre provozierte. Auch sie wollen einen Teil ihrer Papiere an Bain verkaufen. Die Frage eines Aktionärs, welchen Vorteil es für Kleinanleger habe, aus dem Unternehmen gedrängt zu werden, blieb unbeantwortet.
Prinzipiell hat von Stockar gegen die Strategie des Unternehmens wenig einzuwenden. Der seit knapp einem Jahr amtierende CEO, Brian Duffy, bekräftigte den Plan, neben dem reinen Wiederverkauf von Software die Beratung der Firmenkunden auszubauen. So will das Unternehmen den Klienten unter anderem helfen, die mehrjährige Übertragung ihrer Daten in der Cloud zu gestalten. Solche Dienstleistungen sollen die Kunden enger binden. Das Beratungs-Segment wächst schneller als das klassische Reselling, steuert aber noch weniger als die Hälfte zum Umsatz bei.
Operativ sieht sich SoftwareOne auf gutem Weg: Der Umsatz war vergangenes Jahr um 3 Prozent auf etwas mehr als 1 Milliarde Franken geklettert, der bereinigte Betriebsgewinn (Ebitda) um 2 Prozent auf 245 Millionen Franken. Wenn man den Einfluss des starken Frankens ausklammert, wird für 2024 ein Umsatzwachstum um 8 bis 10 Prozent erwartet. Das wäre mindestens so viel wie der währungsbereinigte Anstieg in 2023. Zudem soll sich die Profitabilität leicht verbessern.