Nicht zuletzt weil die Migration aus Nordafrika eingedämmt wurde, sinkt die Zahl der Asylsuchenden. Das begünstigt auch den Abbau des Pendenzenberg unerledigter Gesuche.
dgy. Das Staatssekretariat für Migration (SEM) rechnet für das laufende Jahr mit spürbar weniger Asylgesuchen als 2024: Gemäss dem wahrscheinlichsten Szenario seien rund 24 000 neue Gesuche zu erwarten – gegenüber knapp 28 000 im vergangenen Jahr. Dieses Szenario treffe mit einer Wahrscheinlichkeit von 55 bis 65 Prozent zu, teilte das SEM am Freitag mit. Es sieht eine Schwankungsbreite von 21 000 bis 27 000 Gesuche vor.
Das SEM hat drei mögliche Szenarien für die Entwicklung der Zahl neuer Asylgesuche im laufenden Jahr entwickelt. Ein zweites Szenario (25–35 Prozent Wahrscheinlichkeit) geht von 32 000 Gesuchen (+/–5000) aus, ein drittes (10–15 Prozent) von 20 000 Gesuchen.
Die tatsächliche Zahl der neuen Asylgesuche bis Ende 2025 hängt laut dem SEM wesentlich davon ab, wie viele Personen aus der Türkei nach Griechenland und Bulgarien migrierten und aus Griechenland und Bulgarien Richtung Mittel- und Westeuropa weiterwanderten.
Viele Sekundärgesuche
Ebenso wichtig sei die Entwicklung der Migration aus den nordafrikanischen Staaten über das Mittelmeer nach Italien. Mitentscheidend seien zudem die Migration aus visumsbefreiten Staaten wie Georgien oder Kosovo in Richtung Mittel- und Westeuropa und die Rückführungspolitik der Nachbarstaaten der Schweiz.
2024 kamen 19 900 Asylsuchende neu in die Schweiz. Gemäss einer noch provisorischen Auswertung sind 27 740 Asylgesuche eingereicht worden. Dies sind 2483 oder rund 8 Prozent weniger als 2023 (30 223 Gesuche). In 6521 Fällen handelt es sich um Sekundärgesuche. Darunter fallen beispielsweise Geburten, Familiennachzüge oder Mehrfachgesuche.
Rund 3300 dieser Sekundärgesuche stammten von Asylsuchenden aus Afghanistan, die sich bereits seit längerem in der Schweiz aufgehalten hatten und aufgrund einer Praxisänderung ein neues Asylgesuch einreichten. 2023 hatte das SEM seine Praxis aufgrund der Machtübernahme durch die Taliban angepasst und Afghanen in der Regel als Flüchtlinge anerkannt. 19 870 Gesuche wurden nach Angaben des SEM von Asylsuchenden gestellt, die neu in die Schweiz migriert waren.
Pendenzenberg wird kleiner
Die Hauptgründe für den Rückgang gegenüber 2023 waren der Rückgang der Asylmigration türkischer, afghanischer und syrischer Staatsangehöriger Richtung Westeuropa und ein deutlicher Rückgang der Anlandungen in Süditalien.
Die Zahl der pendenten Asylgesuche konnte laut dem SEM von rund 16 000 auf rund 12 000 reduziert werden. Seit 2022 seien rund 300 zusätzliche Vollzeitstellen zur Bearbeitung der Asylgesuche geschaffen worden. Falls der prognostizierte weitere Rückgang der Zahl neuer Asylgesuche 2025 eintreffe, werde das SEM die Pendenzen weiter deutlich reduzieren können. Im Laufe des Jahres 2026 sollten alle neu eingereichten Gesuche in Bearbeitung sein.
Das SEM rechnet für 2025 im wahrscheinlichsten Szenario mit 17 000 neuen Gesuchen (+/–4000) von Personen aus der Ukraine für die Erteilung des Schutzstatus S. 2024 waren es gemäss einer noch provisorischen Auswertung 16 616 Gesuche.