Die Analysten des US-Brokerhauses Stifel stufen die Aktien von BASF von «Hold» auf «Buy» herauf. The Market zeigt, was hinter dem neuen Optimismus für den deutschen Chemiekonzern steckt.
Aktien von zyklischen Unternehmen lohnt es sich meist dann zu kaufen, wenn die Stimmung (noch) schlecht ist. Bei BASF ist dies zweifellos der Fall. Seit mehr als zwei Jahren lasten das anspruchsvolle konjunkturelle Umfeld, aber auch hausgemachte Probleme auf dem Aktienkurs. Nachdem die Aktien 2021 nach einem Zwischenhoch um 72 € stark korrigiert haben, bewegen sie sich seit anderthalb Jahren in einem Seitwärtstrend.
Genau in dieser Aktien-Malaise sehen die Analysten vom US-Brokerhaus Stifel eine Chance. Zwar gehen sie für 2024 noch von einem schwierigen Jahr für BASF aus. Doch mit Blick auf eine Besserung im Jahr 2025 lohne es sich, die Aktien schon jetzt auf dem Zettel zu haben. Denn: BASF stellt vor allem Vorprodukte für die Industrie her. Sobald sich eine konjunkturelle Belebung in der Industrie abzeichnet, spüren dies Hersteller von Industriechemikalien wie BASF zuerst.
Stifel stuft die Aktien von BASF daher von «Hold» auf «Buy» herauf und hebt das Kursziel auf Sicht von zwölf Monaten auf 59 € – was einem theoretischen Kurspotenzial von rund 26% entspricht. Die Analysten machen ihre Kaufempfehlung vor allem an einem sich verbessernden makroökonomischen Umfeld, positiven Signalen aus China sowie Fortschritten beim defizitären Produktionsstandort Ludwigshafen fest.
Makroumfeld: Licht am Ende des Tunnels
Zwar befinden sich die Cefic Confidence Indikatoren – dabei handelt es sich um Indikatoren, welche die Stimmung in der Industrie wiedergeben – weiterhin im negativen Bereich. Dennoch liess sich zuletzt eine schrittweise Erholung beobachten. «Wir erwarten keine grossen positiven Überraschungen, aber wenn die Trends anhalten, dürfte sich die Stimmung gegenüber dem Chemiesektor verbessern», betonen die Analysten von Stifel.
Entscheidend für die Trends in den kommenden Wochen und Monaten dürfte sein, wie China nach der Neujahrspause wieder anläuft. Zwar rechnet man bei Stifel nicht mit einer klaren Trendwende, aber zumindest mit einer Bestätigung eines Aufwärtstrends. «BASF ist mit ihrer globalen Reichweite und ihren diversifizierten Wertschöpfungsketten das richtige Unternehmen, um auf eine Erholung zu setzen.»
China essenziell für die Erholung
Für die Erholung essenziell ist China. Weil es sich hier um den mit Abstand grössten und am schnellsten wachsenden Chemiemarkt handelt, hat BASF im Reich der Mitte die Produktionskapazitäten in der Vergangenheit am stärksten ausgebaut. Doch wegen der geringen chinesischen Binnennachfrage wurde das zusätzliche Produktionsvolumen zuletzt in die Welt exportiert, was die Preise stark unter Druck setzte.
«Eine steigende Inlandnachfrage in China ist daher eine Voraussetzung für steigende Preise auf dem Weltmarkt», betonen die Analysten. Erste Anzeichen einer Besserung seien bereits sichtbar, offizielle Daten zeigten ein zweistelliges Wachstum der Chemieproduktion, gleichzeitig zögen die Preise erstmals wieder leicht an.
Zudem macht den Stifel-Analysten Hoffnung, dass das Management die Probleme am Standort Ludwigshafen angeht. Dieser hat 2023 einen Verlust auf Stufe Ebit von 600 Mio. € erlitten. U.a. wurde ein Kosteneinsparungsprogramm in Höhe von 1 Mrd. € über einen Zeitraum von drei Jahren angekündigt.
Potenzial im Hinblick auf den «Mid-Cycle»
Da die Gewinne von BASF 2024 ihren Tiefpunkt erreichen dürften, geht Stifel zudem davon aus, dass der Markt zunehmend auf das Aufwärtspotenzial der Erlöse schauen wird, die das Unternehmen während der mittleren Phase des Wirtschaftszyklus (Mid-cycle) erreichen kann. Damit ist typischerweise die längste Phase des Zyklus gemeint, die sich vor allem durch ein moderates Wachstum, einer an Schwung gewinnenden Wirtschaftstätigkeit, ein starkes Kreditwachstum sowie eine gesunde Rentabilität auszeichnet.
Basierend auf den Annahmen der Stifel-Analysten dürfte der Ebitda von BASF für sämtliche Geschäftsbereiche beim Erreichen des Mid-cycles rund 13 Mrd. € betragen – im Vergleich zu 7,7 Mrd. im vergangenen Jahr. Allerdings würden nicht alle Geschäftsbereiche die mittlere Phase des Zyklus im selben Jahr erreichen. So könnte dies in einigen Wertschöpfungsketten bis 2028 dauern – wie etwa im Segment Nutrition oder Butandiol (ein wichtiges industrielles Zwischenprodukt).
In anderen Bereichen erwartet Stifel ein Erreichen dieses Niveau bereits 2025 – etwa im Segment Performance Chemicals (Chemikalien für die Kunststoffindustrie) oder elektronische Materialien. Dies berücksichtigt, rechnet Stiefel 2026 mit einem Gruppen-Ebitda von 9,5 Mrd. und 2027 mit 11 Mrd. €. Diese Aussichten böten ein «substanzielles Aufwärtspotenzial» für die Aktie.
Dividende bleibt stabil
Nicht zuletzt glauben die Analysten, dass BASF weiter eine stabile Dividende zahlen wird – trotz eines freien Cashflows, der im laufenden Jahr gerade einmal zwischen 100 und 600 Mio. € betragen wird, während gleichzeitig ein Betrag von 3 Mrd. € benötigt wird, um die Ausschüttung stabil zu halten. Ein wesentlicher Anstieg der Verschuldung könne dabei durch den Verkauf des Öl- und Gasgeschäfts durch die BASF-Tochter Wintershall Dea verhindert werden.