Der Konzern verkraftet die gestiegenen Kakaopreise gut. Für das Geschäftsjahr 2024 hat er starke Zahlen vorgelegt.
An diesen Ostern werden die Konsumenten für einen Goldhasen von Lindt & Sprüngli rund 10 Prozent mehr bezahlen müssen als im Vorjahr. Dies sagte der Konzernchef Adalbert Lechner an der Jahrespressekonferenz des Unternehmens in Kilchberg.
Damit ist kein Ende der Preiserhöhungen für Schokolade absehbar. Bereits in den vergangenen drei Jahren sind die Produkte von Lindt & Sprüngli rund 30 Prozent teurer geworden. Im Jahr 2025 würden erneut Preiserhöhungen im zweistelligen Prozentbereich nötig, erklärte Lechner.
Explosion der Kakaopreise
Der Grund sind die stark gestiegenen Kakaopreise. Der Rohstoff Kakaobohnen kostet an den Weltmärkten derzeit dreimal so viel wie im langjährigen Durchschnitt. In den westafrikanischen Ländern Elfenbeinküste und Ghana, die normalerweise 60 Prozent der weltweiten Produktion liefern, sind die Ernten in letzter Zeit schlecht ausgefallen. Pflanzenkrankheiten haben die Kulturen dezimiert, und der Klimawandel sorgt für zunehmende Schwankungen bei den Regenfällen. In diesem Jahr dürfte sich die Situation noch nicht entspannen.
Normalerweise halten sich die Kunden zurück, wenn ein Produkt teurer wird. Aber Lindt & Sprüngli leidet nicht unter der Explosion der Kakaopreise. Im Gegenteil: Dem Kilchberger Konzern ist das Kunststück gelungen, trotz Preiserhöhungen mehr Produkte zu verkaufen – und für das Geschäftsjahr 2024 starke Zahlen vorzulegen. Lindt & Sprüngli sei im vergangenen Jahr weltweit der einzige grössere Schokoladehersteller gewesen, der das Verkaufsvolumen habe steigern können, sagte Lechner.
Premium-Strategie zahlt sich aus
Wie hat das Unternehmen das geschafft? Ein Faktor ist, dass die Kunden Lindt-Produkte gerne rund um Festtage wie Ostern oder Weihnachten kaufen. Die Analytiker der ZKB schätzen den Anteil von saisonalen Produkten am Umsatz auf 50 Prozent. Bei solchen Produkten schauen die Konsumenten wenig auf den Preis.
Eine geringe Preissensibilität ergibt sich auch daraus, dass Lindt & Sprüngli sich in den letzten Jahrzehnten bewusst im Premium-Bereich positioniert hat. Mit starken Marken wie Lindor oder Excellence kann das Unternehmen die Kunden bei der Stange halten. In Kilchberg glaubt man schliesslich daran, dass die Konsumenten gerade bei steigenden Preisen vermehrt auf «bewussten Genuss» setzen und eher bei Massenware sparen.
Im Geschäftsjahr 2024 ist die Strategie von Lindt & Sprüngli voll aufgegangen. Der Konzernumsatz stieg vor allem dank einem starken Europa-Geschäft organisch um 7,8 Prozent auf 5,5 Milliarden Franken; höhere Verkaufsvolumen machten davon 1,5 und Preiserhöhungen 6,3 Prozentpunkte aus. Der Konzern vermochte auch die Ertragskraft weiter zu steigern. Die Betriebsgewinn-Marge kletterte von 15,6 auf 16,2 Prozent. An der Börse kamen die Geschäftszahlen gut an: Der Kurs der Lindt-Partizipationsscheine stieg am Dienstag um rund 8 Prozent.
Schadet Trumps Zollkrieg?
Für Auftrieb sorgte auch, dass die Konzernführung für 2025 optimistisch ist. Obwohl Lindt & Sprüngli die Preise für seine Produkte nochmals deutlich erhöhen wird, rechnet das Unternehmen mit starken Verkäufen und einer weiteren Erhöhung der Gewinnmarge.
Ein Testfall dürfte dabei die Entwicklung im amerikanischen Markt werden. Die USA sind für Lindt & Sprüngli wichtig; der Konzern erzielt knapp 40 Prozent seines Umsatzes in Nordamerika sowie 47 Prozent in Europa und 13 Prozent im Rest der Welt. In den USA lief es allerdings schon im vergangenen Jahr nicht besonders gut. Die Haushalte leiden unter den gestiegenen Lebenshaltungskosten und einer hohen Verschuldung. Lindt & Sprüngli vermochte die Verkaufsvolumen hier nur knapp zu halten.
Für zusätzliche Verunsicherung sorgt nun der Zollkrieg, den US-Präsident Trump angezettelt hat. Direkt davon betroffen ist Lindt & Sprüngli zwar nicht. Das Unternehmen unterhält fünf Fabriken in den USA und stellt 95 Prozent der Produkte, die es in den Vereinigten Staaten verkauft, vor Ort her.
Dennoch könnte der Konzern indirekte Folgen spüren. Trumps Importzölle dürften die allgemeine Inflation in den USA nach oben treiben und so die Konsumentenstimmung dämpfen. Zudem hat Kanada Gegenzölle angekündigt. Dies verteuert die Schokolade, die Lindt & Sprüngli in den USA produziert und nach Kanada exportiert.
Laut dem Konzernchef Lechner hat Lindt & Sprüngli einen Plan B. Man könne den kanadischen Markt auch vollständig von Europa aus beliefern, sagte er. Durch eine solche Verlagerung würden Trumps Pläne, die Produktion in den USA zu stärken, durchkreuzt.