Vorsicht bei UBS und Postfinance, High Risk bei der Zürcher Kantonalbank: Die Schweizer Banken gingen mit unterschiedlichen Strategien in den Zollstreit. Eine Zwischenbilanz.
Der Fonds mit dem kryptischen Namen Amundi SMI Daily (-2x) Inverse folgt wie viele andere dem Swiss-Market-Index (SMI). Doch er hat eine Besonderheit: Der Wert steigt, wenn der SMI fällt – und dies sogar um den Faktor zwei. Bricht der SMI an einem Tag um 5 Prozent ein, gewinnt der Amundi-Fonds 10 Prozent.
Der Fonds wurde im Nachgang zur Finanzkrise 2010 aufgelegt. Weil der SMI seither um 67 Prozent zugelegt hat, verloren die Anleger viel Geld. Der Verlust bis Ende 2024 betrug knapp 90 Prozent.
Als Versicherung für schlechte Zeiten hielten manche Anleger gleichwohl am Fonds fest. Jetzt sind diese gekommen – auch für die Amundi-Kunden. Die Firma hat den Inverse-Fonds auf den SMI am 10. Februar liquidiert. Die Investoren hätten das Interesse daran verloren, begründet Amundi den Entscheid. Das Anlagevolumen habe zuletzt weniger als 10 Millionen Franken betragen.
Die Episode zeigt, wie blind professionelle Anleger darauf vertrauten, dass Trump für ein Bonanza an den Aktienmärkten sorgen würde. Nach seinem Amtsantritt brachen viele Investoren in Euphorie aus. Sie wiegten sich im Glauben, dass der US-Präsident nur pokert, wenn er mit höheren Zöllen droht. Doch Trump hat nicht geblufft: Am 2. April brach er einen globalen Handelskrieg vom Zaun.
UBS baute Sicherung gegen Crash von US-Aktien ein
Wie gut haben die Schweizer Banken ihre Kunden vor dem Crash geschützt? Haben sie vorgesorgt für den Fall, dass Trump seine Drohung wahr macht? Eine Umfrage bei UBS, Postfinance, Raiffeisen und Zürcher Kantonalbank (ZKB) zeigt grosse Unterschiede bei den Anlageempfehlungen.
Einen guten Riecher hatte die UBS. Als die Aktienmärkte Anfang 2025 historische Höchststände verzeichneten, baute sie Absicherungen ein. «Ende Februar haben wir in unseren Vermögensverwaltungsportfolios eine Put-Optionsstruktur beigefügt, um einen Teil des US-Aktien-Risikos abzusichern», sagt Daniel Kalt, Chefökonom und Chief Investment Officer von UBS Schweiz.
Das funktionierte so: Die potenziellen Gewinne für den Fall, dass die Märkte nochmals um mehr als 5 Prozent ansteigen sollten, wurden über eine Call-Option verkauft. Gleichzeitig wurde das Verlustrisiko durch den Kauf einer Put-Option auf minus 5 Prozent beschränkt. Der Schutz war zwar beschränkt, weil er nur US-Aktien und auch davon nur einen Teil betraf, doch immerhin wurden die Verluste abgefedert. Angesichts der Rückschläge habe sich die Sicherung ausbezahlt, sagt Kalt.
Parallel zur Options-Strategie hat die UBS auch defensive Anlageklassen wie Gold und US-Staatsanleihen übergewichtet. Diese gerieten zuletzt allerdings ebenfalls unter Druck. Anders als in früheren Krisen taugten die Schuldpapiere des US-Schatzamtes nicht als sicherer Hafen.
Postfinance trat aufs Bremspedal
Auch Postfinance darf für sich in Anspruch nehmen, das Unheil geahnt zu haben. Schon im Januar reduzierte sie den Anteil von US-Aktien in ihrer Anlagestrategie, wie der monatliche Anlage-Kompass zeigt. Im März trat sie noch stärker aufs Bremspedal: US-Aktien wurden stark untergewichtet und die gesamte Aktienquote reduziert.
Gleichzeitig habe man bei Aktien von Wachstums- in Substanzwerte umgeschichtet und das Klumpenrisiko durch die Tech-Aktien reduziert, sagt Philipp Merkt, Chief Investment Officer bei Postfinance. Forciert wurden hingegen Investments in Schweizer Immobilien und den japanischen Yen, die den Stürmen bislang widerstanden.
Raiffeisen startete ebenfalls vorsichtig ins neue Jahr und reduzierte die Aktienquote. Die US-Aktien blieben davon aber ausgenommen: Die Raiffeisen-Ökonomen warnten zwar vor politischen Unsicherheiten, liessen die Quote für amerikanische Titel aber auf neutral. Übergewichtet wurden Gold und Schweizer Immobilienfonds.
Einen Teil der Ernte eingefahren hat Raiffeisen bei Schweizer Aktien, die sie Anfang Jahr übergewichtet hatte: «Aufgrund der starken Entwicklung in den ersten beiden Monaten haben wir Ende Februar bei Schweizer Aktien erste Gewinnmitnahmen getätigt», sagt Matthias Geissbühler, Chief Investment Officer. Das erwies sich als richtig.
High Risk bei Zürcher Staatsbank
Mit dem grössten Risiko in den Crash fuhr die ZKB. Sie senkte die Quote der US-Aktien erst im März von übergewichten auf neutral, sonst liess sie ihre Anlagestrategie unverändert, auch als der Zollhammer Anfang April niederging. «Wir haben eine konstruktive Haltung gegenüber Aktien im Portfolio beibehalten», sagt Manuel Ferreira, ZKB-Chefstratege.
Er zeigt sich für die Zukunft optimistisch. Die Anleger dürften darauf vertrauen, «dass mittel- bis langfristig die wirtschaftlichen Gesetzmässigkeiten mit ihren selbst korrigierenden Mechanismen funktionieren», sagt Ferreira. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis der «Druck aus Innenpolitik und Finanzmärkten einen deeskalierenden Effekt» habe. Eine globale Rezession hält er für unwahrscheinlich.
Alle vier Banken halten derzeit an ihrer Investmentstrategie fest. Von schnellen Umschichtungen raten sie ab, zu gross sei die Gefahr, dass der Schaden dadurch nur grösser werde.
Bislang dürften die Kunden von UBS und Postfinance besser gefahren sein, sofern sie den Anlageempfehlungen folgten. Doch abgerechnet wird erst Ende Jahr. Wird der Handelskrieg schnell beigelegt, könnte sich das Vertrauen der Zürcher Staatsbank in die Selbstregulierung der Märkte doch noch auszahlen. Die Wette läuft.
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