Der kanadische Leitindex TSX schlägt sich seit Februar deutlich besser als der S&P 500. Die politischen Unsicherheiten, schwache Währungen und seine Goldlastigkeit sorgen für Rückenwind.
Die Kanadier haben gewählt. Der für die Liberalen angetretene ehemalige Notenbanker Mark Carney rettet sich und seine Partei knapp über die Ziellinie. Für eine absolute Mehrheit im Parlament reicht es ihm nicht, Carney wirbt noch um einen Koalitionspartner. Ohne die Spannungen mit den USA wären die Parlamentswahlen am vergangenen Montag sicher zugunsten des Konservativen Pierre Poilievre ausgegangen und auch an der Börse in Toronto wäre die Stimmung eine andere.
Poilievre lag bis Januar in den Meinungsumfragen deutlich vorn. Doch er sympathisierte inhaltlich und im Politikstil mit dem US-Präsidenten Donald Trump, was ihm zum Verhängnis wurde, nachdem Trump Kanada mit hohen Strafzöllen drohte und ernsthaft forderte, das Land zum 51. US-Bundesstaat zu machen.
Schwacher Loonie und schwacher Greenback helfen TSX
Die politischen Unsicherheiten schwächten die Währungen beider Länder und beeinflussten daher auch den Aktienmarkt. Der US-Dollar ist seit Jahresbeginn auf Talfahrt, gleichzeitig wertete auch der kanadische Dollar (Loonie) markant ab. Aktuell kostet 1 $ 0.82 Fr. Der Loonie ist gar für 0.59 Fr. zu haben, und auch gegenüber dem Dollar verliert er stetig an Wert.
Im Vergleich beider Börsen war der technologielastige S&P 500 dem kanadischen Leitindex S&P/TSX mit seinen Finanz-, Energie- und Rohstoffkonzernen seit Jahren überlegen. Doch seit Februar zeichnet sich ein deutlicher Vorsprung des kanadischen Leitindex ab. Wenn beide Indizes in $ betrachtet werden, wird der Unterschied sogar noch deutlicher.
Die Währungsentwicklung und die Rohstofflastigkeit (rund 14%) des TSX hängen eng zusammen. Denn ein schwächerer Dollar stützt den Goldpreis (plus 25% seit Jahresbeginn) und damit auch einen grossen Teil der in Toronto kotierten Unternehmen.
Ein Zuhause für Gold
Der kanadische Index gilt seit jeher als Heimat für Goldunternehmen – egal, ob es sich um Explorations-, Produktions- oder Lizenzunternehmen handelt und auch unabhängig vom Standort ihrer Minen. Reine Goldunternehmen machen derzeit fast 10% der Marktkapitalisierung des TSX aus. Dazu zählen etwa Titel wie Canadian Gold Corp und Agnico Eagle Mines, die von der anhaltenden Gold-Hausse profitieren konnten.
Ein schwacher Loonie wiederum ist gut für den Export, ebenfalls eine Stärke der im TSX kotierten Unternehmen. Der TSX ist global ausgerichtet, ein beträchtlicher Teil der Einnahmen der kotierten Unternehmen stammt aus dem Ausland. Laut Schätzungen der Canadian Imperial Bank of Commerce (CIBC) kommen 48% der Einnahmen der im Index vertretenen Unternehmen aus dem Heimmarkt.
«Da die meisten Einnahmen des S&P/TSX ausserhalb Kanadas verbucht werden, dürfte dies den Erträgen für 2025 Rückenwind verleihen», so die CIBC-Analysten. Zu den Gewinnern zählten daher Unternehmen mit grossen nicht-kanadischen Umsätzen, die aber in kanadischen Dollar bilanzieren. Sie profitierten nicht nur von ihrer Diversifizierung ausserhalb des Landes, sondern dürften auch bei den ausgewiesenen Gewinnen 2025 noch positiv überraschen.
ETF können eine gute Wahl sein
Schweizer Anleger, die erste Schritte im kanadischen Aktienmarkt versuchen möchten, können Engagements in ETF in Erwägung ziehen. Etwa über den UBS ETF MSCI Canada (ISIN: LU0446734872, TER 0,33%). Der ETF deckt schwerpunktmässig die Sektoren Finanzen und Energie ab. Anleger investieren so in Unternehmen wie Royal Bank of Canada, Enbridge, Canadian Natural Resources und Toronto-Dominion Bank.
Die meisten kanadischen Unternehmen sind zudem als regelmässige und gute Dividendenzahler bekannt. Anleger, die regelmässige Dividendenerträge schätzen, können daher auf (Dividenden-)ausschüttende ETF setzen.