Ein Sträfling als Gastgeber einer Friedenskonferenz. Der aus Katar stammende Besitzer jener Hotelanlage, wo im Juni ein Friedensplan für die Ukraine gesucht wird, ist zu sechs Jahren Haft verurteilt worden.
Die Schweizer Regierung will Mitte Juni auf dem Bürgenstock eine hochrangige Ukraine-Friedenskonferenz durchführen. Der Anlass ist umstritten. Denn Russland will nichts wissen von der Konferenz und schickt keine Delegation in die Innerschweiz. Die Suche nach einem Frieden muss somit ohne die massgebliche Kriegspartei erfolgen. Nun ist ausserdem auch noch bekannt geworden, dass der Chef des Bürgenstock-Resorts für mehrere Jahre ins Gefängnis muss.
Mehr als 15 verurteilte Männer
Gemäss einem Bericht der «Sonntagszeitung» ist Scheich Nawaf bin Jassim bin Jabor Al-Thani, ein hochrangiges Mitglied der katarischen Herrscherfamilie, zu sechs Jahren Gefängnis und einer Busse von 207 Millionen Franken verurteilt worden. Der Schuldspruch erfolgte bereits im Januar, er fand bisher aber nicht den Weg in die hiesigen Medien. Die «Sonntagszeitung» beruft sich in ihrem Artikel auf einen Bericht der «Khaleej Times», einer Zeitung der Vereinigten Arabischen Emirate.
Dem Scheich wird vorgeworfen, öffentliche Gelder veruntreut zu haben. Die Verurteilung, gegen die Berufung eingelegt werden kann, erfolgte im Rahmen eines grossen Korruptionsprozesses, bei dem 15 weitere Männer schuldig gesprochen wurden. Zu den Verurteilten gehört auch der frühere Finanzminister Katars, Ali Sherif al-Emadi. Er muss 20 Jahre ins Gefängnis und eine Strafe von umgerechnet über 15 Milliarden Franken zahlen, unter anderem wegen Amtsmissbrauch und Geldwäsche.
Scheich Nawaf ist Präsident von Katara Hospitality. Dabei handelt es sich um den Hotelzweig des milliardenschweren katarischen Staatsfonds. Dieser besitzt oder betreibt laut eigenen Angaben weltweit 42 Hotels. Zum Schweizer Portfolio gehört nicht nur das luxuriöse Resort auf dem Bürgenstock, das von Katara Hospitality für mehr als 500 Millionen Franken renoviert und neu gebaut wurde. Auch das Hotel Schweizerhof in Bern und das Royal Savoy in Lausanne sind im Besitz des Fonds.
Eine aussergewöhnliche Aktion
Die Verurteilung wirft einen Schatten über das Engagement der katarischen Herrscherfamilie in der Schweiz. Dies nicht zum ersten Mal. Denn auch der Bruder von Scheich Nawaf hat wiederholt für negative Schlagzeilen gesorgt. Dabei handelt es sich um Hamad bin Jassim Al-Thani, der von 2007 bis 2013 Premierminister von Katar war und als einer der reichsten Männer der Welt gilt. Er stand 2021 im Verdacht, die islamistische Al-Nusra-Front finanziell unterstützt zu haben.
Bereits im Januar hatte auch die Nachrichtenagentur Reuters über das am 10. Januar erlassene Urteil berichtet. Der Agentur lag das fünfseitige Gerichtsdokument vor, wobei darin die Art der Korruption nicht näher erläutert wird. Auch blieben Anfragen bei den Beschuldigten und bei Katar Hospitality unbeantwortet. Gemäss Reuters hat das Urteil das katarische Finanzwesen erschüttert. Eine so öffentlichkeitswirksame Aktion sei in der Golfregion ungewöhnlich, da hochrangige Personen selten öffentlich untersucht oder strafrechtlich verfolgt würden.