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Startseite » Der Meister der Entrüstung: Jürgen Habermas mischt sich noch immer ins politische Handgemenge, wenn er Errungenschaften der Aufklärung gefährdet sieht
Feuilleton

Der Meister der Entrüstung: Jürgen Habermas mischt sich noch immer ins politische Handgemenge, wenn er Errungenschaften der Aufklärung gefährdet sieht

MitarbeiterVon MitarbeiterJuni 12, 2024
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Bald wird er fünfundneunzig. Vor sechzig Jahren wurde Jürgen Habermas Professor in Frankfurt und etablierte seinen eigenen Stil. Ein damaliger Student erinnert sich.

Endlich sei es gelungen, eine würdige Nachfolge auf den vakanten Lehrstuhl von Max Horkheimer zu finden, erklärte Theodor W. Adorno mit Genugtuung. Es war im Frühling 1964 auf einer Vollversammlung an der Frankfurter Uni. Die Studierenden hatten den Mangel an Professuren für Soziologie beklagt, der sich damals zuspitzte. Jürgen Habermas habe den Ruf angenommen, gab Adorno bekannt – die Berufungskommission hatte den Fünfunddreissigjährigen einstimmig vorgeschlagen, ohne weitere Namen auf die Liste zu setzen.

Die Neugier war gross. Habermas war bekannt, er galt als Multitalent. Einige wussten, dass er es als Student gewagt hatte, in der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» Martin Heidegger zur Rede zu stellen wegen dessen beharrlichem Schweigen zu seiner Haltung während der Naziherrschaft. Uns Studierende beeindruckte damals neben Habermas’ Engagement für die Hochschuldemokratie vor allem seine Habilitationsschrift «Strukturwandel der Öffentlichkeit».

Das 1962 veröffentlichte Buch war für die Demokratieforschung, die sich formierte, von eminenter Bedeutung. Es gab der Demokratiebewegung der Achtundsechziger wichtige Impulse und wurde bald zum sozialwissenschaftlichen Klassiker. Ich selbst habe diese Studie über Aufstieg und Fall der Öffentlichkeit damals gelesen und darin etwas gefunden, was in Hinblick auf Terminologie, Darstellung und im Ton grundlegend anders war.

Anders als die kritische Gesellschaftstheorie, die ich in den Büchern von Adorno und Horkheimer und in den Seminaren am Institut für Sozialforschung kennengelernt hatte. In «Strukturwandel der Öffentlichkeit» war nicht die Geschichtsphilosophie Hegels der primäre Bezugspunkt, sondern Kants Idee des öffentlichen Vernunftgebrauchs.

Sprachkunst contra Strenge

Meine damalige Wahrnehmung von Habermas als dem Anderen unter seinesgleichen wurde dadurch bestärkt, dass ich, wie viele meiner Kommilitoninnen und Kommilitonen, die Gelegenheit nutzte, die Vorlesungen von Habermas und die von Adorno parallel zu besuchen. Das lief praktisch darauf hinaus, beide miteinander zu vergleichen.

Habermas las beispielsweise donnerstags und freitags über «Probleme einer philosophischen Anthropologie» oder über «Durkheim, Pareto, Freud»; Adorno dienstags und donnerstags über «Fragen der Dialektik» und «Metaphysik». Thematisch nahmen die beiden kaum Bezug aufeinander. Und sie hatten ein völlig unterschiedliches Verständnis von der Rolle des Dozenten.

Neben der rhetorischen Meisterschaft, mit der Adorno seine Vorlesungen als sprachliche Kunstwerke im grössten Hörsaal vor einer in den Bann geschlagenen Hörerschaft zelebrierte, waren Habermas’ Vorlesungen strikt akademisch. Seine Sprache war nicht weniger elaboriert als die des negativen Dialektikers. Aber nach dem 1968 erschienenen Buch «Erkenntnis und Interesse» hatte er mit seiner eigenwilligen, analytisch entfalteten Begrifflichkeit einen ganz neuen Weg eingeschlagen.

Er begann an einer Theorie der kommunikativen Kompetenz zu arbeiten, die dann auch Gegenstand einiger Seminare war. In den oft hitzigen Diskussionen ging es weniger hierarchisch zu als in anderen Seminaren. Den Studierenden wurde allerdings ein einschüchterndes Lektürepensum abverlangt, wenn sie mithalten wollten. Aber Habermas vermied alle begrifflichen Anleihen und stilistischen Manierismen, die ihn als Fortsetzer der Frankfurter Tradition hätten ausweisen können.

Das Ich des Denkers

In seinen Vorlesungen praktizierte Habermas eine am ausgearbeiteten Manuskript orientierte, nüchterne Darstellung, die analytisch gegliedert war und die Probleme schrittweise systematisch entfaltete. Dennoch verwendete er metaphorische Redewendungen. Etwa wenn in der Antrittsvorlesung, in der er auf Horkheimers Differenzierung zwischen kritischer und traditioneller Theorie Bezug nimmt, von den «Fallstricken des Positivismus», den «Trümmern der Ontologie» oder der «Finsternis der blossen Dezision» die Rede ist.

Bei Habermas sind solche Wortkonstruktionen der Versuch, die eigene These zu veranschaulichen. Das tat er nicht ohne Polemik und Ironie. Aber weder in seinen Vorlesungen noch in seinen Seminaren stand Sprachartistik im Stil Adornos im Vordergrund. Und bei aller Strenge des wissenschaftlichen Anspruchs hatten seine Lehrveranstaltungen nie etwas universitär Rituelles, Apodiktisches oder Abgehobenes.

Habermas hatte es sich früh zur Regel gemacht, sein philosophisches und soziologisches Projekt durch die Konfrontation mit konkurrierenden Theorien auf eigene begriffliche Füsse zu stellen. Die Pointe dieser rekonstruierenden Aneignung von Denkfiguren bestand darin, die eigene Theoriearchitektonik argumentativ zu entfalten und in der Auseinandersetzung begrifflich zu profilieren.

Von Frankfurter Orthodoxie war nichts zu spüren, auch wenn Habermas aus seinem Bekenntnis zur interdisziplinär materialistischen Tradition der kritischen Theorie und seiner Bewunderung für Adorno nie ein Hehl machte. Schon damals hatte er in seinen Vorlesungen wie dann auch in seinen Büchern die Gewohnheit, von sich in der ersten Person Singular zu reden: Das Autoren-Ich entfaltet seine Gedanken, um den Adressaten in das Wir eines gemeinsamen Denkprozesses einzubeziehen. Das hatte nichts von Vereinnahmung, sondern zielte auf Verständigung.

Wegmarken der Republik

So verschieden wir als Studierende den Sprachstil und akademischen Habitus bei Habermas und Adorno erlebten, es gab auch Gemeinsamkeiten. An erster Stelle das Engagement beider, sich als öffentliche Intellektuelle in den Medien zu Wort zu melden. Beiden war das restaurative Klima im Nachkriegsdeutschland ein Dorn im Auge, ebenso wie die in jenen Jahren verbreitete Weigerung, sich zur deutschen Schuld zu bekennen.

Dass mit einem Nachleben des Nationalsozialismus gerechnet werden musste, stand für Adorno wie für Habermas fest. Während Adorno den Massstab für seine Kritik reaktionärer kultureller Manifestationen und gesellschaftlicher Missstände aus den Errungenschaften der künstlerischen Avantgarde und ihrer radikalen Freiheitsansprüche bezog, war der Bezugspunkt von Habermas völlig anders. Seine politischen Interventionen orientierten sich schon damals an einem linksrepublikanischen Politik- und Demokratieverständnis.

Habermas war prononcierter als Adorno ein «homo politicus». Er mischte und mischt sich noch heute immer dann ins politische Handgemenge, wenn er demokratische Lebensformen gefährdet sieht. Oder wenn es gilt, Tendenzen entgegenzutreten, die hinter das erreichte Niveau von Aufklärung und Freiheit zurückfallen. Habermas kann nicht nicht politisch reagieren.

Die Kontroversen, in die er meist mit einer gewissen Entrüstung eingegriffen hat, sind Wegmarken in der Mentalitätsgeschichte der Bonner und der Berliner Republik: sei es Terrorismus, Nato-Einsätze, die deutsche Wiedervereinigung, die Euro-Krise oder der Krieg in der Ukraine, zu dem er sich im vergangenen Jahr zweimal mit prononcierten Beiträgen geäussert hat.

Tage vergehen wie im Flug

Auch seine schriftstellerische Produktivität hat nicht nachgelassen. Die 2019 erschienenen zwei Bände des Spätwerks «Auch eine Geschichte der Philosophie» liegen mittlerweile in zweiter Auflage vor. In der Studie zum «Neuen Strukturwandel der Öffentlichkeit» wandte sich Habermas erneut seinem beinahe ältesten Forschungsthema zu: den Medien –diesmal unter dem Eindruck der Gefährdung der Infrastruktur der öffentlichen Kommunikation durch die digitalen Medienkonzerne.

Nächste Woche, am 18. Juni, wird Jürgen Habermas fünfundneunzig Jahre alt. Auf ihn trifft zu, was Paul Auster den Protagonisten seines letzten Romans, den Princeton-Professor Seymour Baumgartner, sagen lässt: «Ich bin alt geworden, aber weil die Tage wie im Flug vergangen sind, fühle ich mich im Wesentlichen noch jung, und solange ich einen Stift in der Hand halten und den Satz vor mir noch sehen kann, werde ich wohl weitermachen.»

Stefan Müller-Doohm ist emeritierter Professor für Soziologie an der Carl-von-Ossietzky-Universität in Oldenburg. Im Herbst erscheint im Suhrkamp-Verlag ein von ihm und Roman Yos herausgegebener Band von Gesprächen mit Jürgen Habermas.

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