Der «Reva Flat» von Tory Burch war einst ein Bestseller, dann wurde seine Produktion eingestellt. Nun ist der Schuh zurück und begeistert neue Fans.
Haben Trends ihren Zenit einmal überschritten, möchte man sie gern für immer vergessen. Doch aufgrund der alten Weisheit «Alles kommt wieder» lagern wir Röhrenhosen und Römersandalen trotzdem ein – man weiss ja nie.
Die aktuellen Beweise: Die schmalen Sneaker, die gerade an jedem Fuss zu sehen sind, vom Fussball inspirierte Noppenschuhe oder Flipflops mit Keilabsatz – sie alle gingen schon durch ungeheuer unbeliebte Phasen. 2025 ist jedoch ihr Jahr! Zusammen mit einem Schuhklassiker aus den frühen 2000er Jahren des Labels Tory Burch.
Die Amerikanerin Tory Burch gründete ihr gleichnamiges Label 2004. Zwei Jahre später zeigte sie ihre erste Herbst-Winter-Kollektion voller wilder Muster und klassischer Silhouetten, Fellwesten und knielanger Röcke. Sie entwarf alle Must-haves des damaligen Modejahrzehnts: Ankle-Boots, Taillengürtel und riesige Clutches.
Damit traf die Designerin den Zeitgeist und überzeugte die damals regierenden It-Girls, die sich durch ein ganz bestimmtes Accessoire zu ihr bekannten: den «Reva Flat», einen simplen Ballerinaschuh, benannt nach Tory Burchs Mutter Reva und zu einem Preis von 195 Dollar zu erwerben.
Das Modell, auf dessen Oberleder das doppelte T-Logo der Marke in Gold oder Silber prangte, gab es in jeder Farbe des Regenbogens. Burch schlug vor, den Schuh zur weissen Dreiviertelhose und Tunikabluse zu kombinieren.
Die Hotelerbin Paris Hilton, das damalige It-Girl der Stunde, wurde in den Ballerinas gesichtet, die Schauspielerin Hilary Duff und der Reality-TV-Star Audrina Patridge auch. Die Schuhe schafften es an das «Gossip Girl»-Set und dann sogar zur Moderatorin Oprah Winfrey – der «Reva» war bald an jedem wichtigen Fuss. Die Uniform dieser Modevorbilder bestand nebst den «Reva Flats» meist aus einer engen Röhrenjeans, einer Designertasche in der Armbeuge und einer Statement-Kette um den Hals.
Im Jahr 2013 hatte Tory Burch fünf Millionen Paare verkauft. Doch wie es der Trendzirkel so will, verschwand der Schuh nach einem Peak und etlichen Kopien um die 2010er Jahre herum aus dem Modegedächtnis. Tory Burch stoppte die Produktion im Jahr 2017.
Genau zur richtigen Zeit wieder im Rampenlicht
Wie ihre berühmte Ballerina-Schlappe geriet auch die Marke Tory Burch, eine Konstante während der New Yorker Modewoche, aber keine besonders aufregende oder inspirierende, ein wenig in Vergessenheit.
Bis das Label acht Jahre nach Produktionsende seinen Bestseller zurück auf den Laufsteg begrüsste, inmitten der Frühlings-/Sommerkollektion 2025, die als eine der besten des Labels in den letzten Jahren gilt.
Das Comeback begann 2024, als Tory Burch einen stillen Relaunch hinlegte. Die Gründerin gab die Position als CEO ab, konzentrierte sich ausschliesslich auf das Design und überraschte und überzeugte Modekritiker gleichermassen. Die Ästhetik wurde moderner, weniger «Einkaufsmeile» und mehr «New York City chic». Insbesondere ihre «gepiercten» Schuhe und Taschen taten es den neu gewonnenen Fans an.
Man fokussierte auf das Schuhwerk: Neben einer avantgardistischen Peeptoe-Neuinterpretation war auch der «Reva Flat» plötzlich wieder da – es fühlte sich an, als ob man das Gesicht eines alten Bekannten inmitten einer Menschenmenge wiedersähe.
Wenige Wochen nach dem «Reva»-Revival veröffentlichte der Trendprognose-Account «Databutmakeitfashion» eine Statistik, die einen Beliebtheitsanstieg der Marke auf Social Media von 226 Prozent aufzeigte.
In Zusammenarbeit mit der kanadischen Online-Boutique «Ssense» begann Tory Burch schliesslich den offiziellen Relaunch ihres Bestsellers im April. Das Modell ist neu etwas schlanker, mit einem glänzend silbernen Doppel-T-Medaillon und in den Farben Braun oder Schwarz erhältlich. Es gibt den Schuh auch als Mule-Version.
Schlauchige Stiefel, Keilsandalen und Ballerinas sind zurück
Der Schuh trifft auf ein in Modenostalgie schwelgendes Publikum, das momentan so einige Trends aus den frühen 2000er Jahren feiert.
So wurde mit der Debütkollektion von Chemena Chamali für Chloé für das Frühjahr 2024 etwa der Boho-Chic wieder zu einer gefragten Ästhetik. In dem zuletzt um 2005 von Vorreiterinnen wie den Olsen-Twins Mary-Kate und Ashley, der Schauspielerin Sienna Miller oder auch der Stylistin Rachel Zoe gross gemachten Stil spielen breite Rüschen, weich fallende Oversized-Kleider und gigantische Schultertaschen eine Hauptrolle.
Und an den Füssen? Hier sind schlauchige Stiefel, Keilsandalen und seit einigen Jahren natürlich wieder Ballerinas gefragt. Letztgenannte schauen nun unter Baggy Pants, eleganten Palazzo-Jeans und zwischen Tribal- und Tiermustern hervor.
Der «Reva Flat» wagte sich also genau zur richtigen Zeit wieder ins Rampenlicht. Vor einigen Jahren von der Generation Z noch als «cheugy», also veraltet und aus der Mode geraten, beschrieben, ist er der Schuh der Stunde. Und Tory Burch eindeutig eine Marke, die man dieses Jahr im Auge und am Fuss behalten sollte.