Andrew Ebbett sorgte mit personellen Rochaden für Irritationen. Der einst dominante Klub sucht weiter nach seiner DNA.
Dem SC Bern läuft es zwar sportlich besser, personell aber kommt er nicht zur Ruhe. Am Donnerstagvormittag kommunizierte er, dass der Sportchef Andrew Ebbett den Klub Ende der Saison verlassen muss und durch Patrik Bärtschi ersetzt wird. Der neue Sportdirektor Martin Plüss sagt: «Wir sind uns seit längerem einig, dass dieser Entscheid für beide Seiten sinnvoll ist.»
Der 41-jährige Kanadier war als Spieler eine der Schlüsselfiguren in der sportlich erfolgreichen Phase der Berner mit drei Meistertiteln zwischen 2016 und 2019. Seither befindet sich der Grossklub im Tief und auf der Suche nach Konstanz. Seit der Trennung von Sven Leuenberger, der während neun Jahren als Sportchef für den SCB gearbeitet hat, haben Alex Chatelain, Florence Schelling, Raeto Raffainer und Andrew Ebbett versucht, den Klub zu führen. Erfolg hatte dabei einzig Chatelain.
Änderung auf der Sportchef-Position: Patrik Bärtschi folgt nach dieser Saison auf Andrew Ebbett.
Zur Newsmeldung: https://t.co/Q3PFsF5J4k#SCB #SCBern #Sportnews
— SC Bern (@scbern_news) February 8, 2024
Ebbett sorgte mit seinen personellen Rochaden für Irritation
Es gibt durchaus plausible Gründe für die Trennung von Ebbett. Der Kanadier hatte zuletzt vor allem mit seinem Aktionismus und mit nur schwer nachvollziehbaren Spielertäuschen für Irritation gesorgt. So holte er Marco Maurer aus Genf und Simon Kindschi aus Kloten. Beide sind Spielertypen, die man eigentlich aus dem eigenen Nachwuchs rekrutieren sollte.
Zur Ruhe haben diese personellen Rochaden nicht beigetragen. Plüss wird in der Medienmitteilung des Klubs zitiert, für die strategische Ausrichtung sei es von Vorteil, auf der Position des Sportchefs eine Anpassung vorzunehmen. Weiter will er den Entscheid noch nicht kommentieren.
Bärtschi spielte in seiner Aktivkarriere drei Jahre für den SCB, ehe er seine Karriere bei den ZSC Lions beendete. Der 39-Jährige sammelte danach bei seinem Stammklub Kloten kurz Erfahrung als Sportchef. Zuletzt arbeitete er als Leiter einer Sportschule. Der neue Sportchef und sein künftiger Chef kennen sich aus der gemeinsamen Zeit im Nachwuchs der ehemaligen Kloten Flyers.
Bern machte jüngst auch mit Marc Lüthis Rücktritt vom Rücktritt Schlagzeilen. Der starke Mann kehrte nach nur einem Jahr im Amt des Präsidenten in die operative Rolle des CEO zurück. Von Raeto Raffainer, den der SCB im Februar 2020 Davos abgeworben hatte und der als Nachfolger des charismatischen Lüthi aufgebaut werden sollte, trennte sich der Klub nach nur drei Jahren wieder. Auch auf der Trainerposition kam es immer wieder zu Rochaden. Wie lange sich der gegenwärtige Coach Jussi Tapola halten kann, ist offen. Noch hat der Finne das Team auf dem Eis nicht wie erhofft stabilisieren können.
Martin Plüss steht viel Arbeit bevor
Trotzdem befindet sich der SC Bern vor dem Qualifikationsendspurt auf Kurs für die direkte Play-off-Qualifikation. Alarmierender als die Auftritte auf dem Eis ist die Orientierungslosigkeit des Klubs daneben. Ganz offensichtlich sucht der SCB nach seiner DNA. Eigene Spieler verlassen ihn ohne Not. Der talentierte Verteidiger Mika Henauer wechselt zu den Rapperswil-Jona Lakers, der Stürmer Joshua Fahrni nach Langnau. Sie folgen dem Beispiel anderer vielversprechender Junioren wie André Heim, Marco Müller oder Samuel Kreis, die sich erst nach dem Wegzug aus Bern in der Liga und im erweiterten Kreis der Nationalmannschaft etablieren konnten. Kreis ist mittlerweile nach Bern zurückgekehrt.
Martin Plüss wird seinen Job als Sportdirektor offiziell erst im Frühjahr antreten. Doch schon jetzt steht fest: Die Arbeit wird ihm in Bern nicht ausgehen. Doch der ehemalige Klotener Junior hat bereits bewiesen, dass er sich und seine Vorstellungen durchzusetzen weiss. Für den SC Bern kann das nur Gutes bedeuten.