Guter Umgang mit Geld legt das Fundament für Reichtum und Wohlstand. Die Buchautorin und Finanzexpertin Olga Miler gibt dazu Tipps.
«Wer euch sagt, dass ihr anders reich werden könnt als durch Arbeit und Sparsamkeit, betrügt euch – der ist ein Schelm!», soll der amerikanische Staatsmann und Erfinder Benjamin Franklin einst gesagt haben. Auch Jahrhunderte später gilt dieser etwas ernüchternde Grundsatz noch – nimmt man diejenigen aus, die durch Erbschaften, die Heirat mit einem reichen Partner oder durch den schlauen Umgang mit Geld wohlhabend geworden sind.
Wie man reich wird, zeigt die Zürcher Unternehmerin Olga Miler in ihrem Buch «Rich, Richer . . . Me!» sowie auf ihrer unabhängigen Finanzbildungsplattform Smart Purse. Im Gespräch ist es ihr zunächst einmal wichtig, Reichtum nicht nur materiell zu definieren. «Es geht dabei um viel mehr als Geld: um Gesundheit, um Freundschaft, um zwischenmenschliche Beziehungen, um Freiheit», sagt sie. Schaue man auf die maslowsche Bedürfnispyramide, sei der Grossteil der Menschen in der Schweiz bereits reich, denn ihre Grund- und Sicherheitsbedürfnisse seien erfüllt. «In der Schweiz kratzen wir vor allem an der Spitze der Pyramide, der Selbstverwirklichung.»
Zwei Millionen Franken für den Ruhestand
Wirklich Spass macht das Leben in Städten wie Zürich aber auch nicht, wenn man nichts auf der hohen Kante hat. Zudem ist dann der Ausblick auf den Ruhestand wenig erbaulich. Jüngst hat ein Finanzdienstleister errechnet, dass es für einen sorgenlosen Ruhestand in der Schweiz rund 2 Millionen Franken braucht.
Mit noch ganz anderen Zahlen hatte Miler in ihrem früheren Job als Beraterin von sehr wohlhabenden Kunden bei der Grossbank UBS zu tun. Einer von ihnen habe ihr einmal gesagt, aus seiner Sicht liege das optimale Vermögen bei 10 Millionen Franken – für ihn ein überschaubarer Betrag. «Dann regiert einen das Geld nicht, und man kann sich trotzdem alles kaufen, was man sich ausdenken kann.»
Mit Unternehmertum zum Millionär
Für Leute, deren Vermögen von dieser Summe noch etwas entfernt ist, hat Miler einige Tipps parat. Schaue man auf die Menschen, die schnell reich geworden seien, dann werde klar, dass Unternehmertum dabei eine wichtige Rolle spiele. «Wenn man schnell reich werden will, muss man etwas herstellen und verkaufen, das sich einfach skalieren lässt und das die Leute unbedingt wollen», sagt sie. Natürlich lasse sich Reichtum auch mit einer steilen Karriere in einem Unternehmen erreichen. Planen könne man dies allerdings nicht. «Garantiert reicher wird man nur durch langweiliges, regelmässiges Investieren und durch Geduld», sagt sie.
Man könne diesen Prozess auch beschleunigen, so wie es die Vertreter der sogenannten Fire-Bewegung versuchen. Das Kürzel steht für «financial independence, retire early». Anhänger dieser Gruppe wollen bereits in relativ jungen Jahren finanziell unabhängig werden und früh in Rente gehen. Ermöglichen sollen dies ein sehr bescheidener Lebensstil, eine hohe Sparquote in jungen Jahren sowie die Anlage von Geld in Aktien und Immobilien.
Nebeneinkommen durch Dividenden und Mieteinnahmen
«Der Ansatz ist asketisch, hat aber interessante Aspekte», findet Miler. Es sei nachvollziehbar, danach zu streben, weder von einem Arbeitgeber noch vom Staat abhängig zu sein. Auch die Idee, sich durch Vermögensaufbau ein Zusatzeinkommen zu generieren – beispielsweise durch Dividenden oder Mieteinnahmen – halte sie für einen guten Gedanken. So steigere man seinen Verdienst und verbreitere die Einnahmequellen.
Als ersten Schritt hin zu Reichtum empfiehlt Miler, Ordnung in die Finanzen zu bringen, am besten mit einem Budget und einem Finanzplan. Viele Finanzdienstleister predigten heute, grosse Teile der Bevölkerung hätten riesige Vorsorgelücken. «Das ist oftmals Angstmacherei», sagt sie. Viele Leute stellten beim Erstellen eines soliden Finanzplans fest, dass sie gar keine Lücke hätten.
Natürlich geht es beim Vermögensaufbau auch darum, weniger auszugeben, als man einnimmt. «Ideal wäre es, 20 Prozent des Einkommens nach Steuern für die langfristige Zukunft zu sparen», sagt Miler. Das müsse man allerdings differenziert anschauen. «Wenn man in der Schweiz zwei kleine Kinder hat, die beide in die Kita gehen, dann wird man als normaler Haushalt Schwierigkeiten haben, 20 Prozent des Einkommens auf die Seite zu legen», sagt sie. Möglicherweise könne man dann dafür in den Lebensphasen vorher und nachher mehr sparen. Dies sieht sie als «lebensfreundlichen Finanzplan».
Ziele für den Vermögensaufbau setzen
Miler hält es auch für sehr wichtig, sich Ziele für den Vermögensaufbau zu setzen. Sie rät, die Finanzen auf vier Töpfe verteilt zu planen: einen Notgroschen, das Vermögen im nächsten Jahr, das Vermögen in den nächsten drei bis fünf Jahren und dann die langfristige Zukunft. «Das durchzudenken, ist wirklich wichtig.»
Für den Vermögensaufbau sei es essenziell, das gesparte Geld in Wertschriften zu investieren, anstatt es auf dem Konto liegen zu lassen. «Das Motto muss lauten: weg von den Sparschweinen und hin zu den Depots», sagt sie. Nur so entfalte der Zinseszins seine segensreiche Wirkung. Ausserdem lasse sich so die Inflation aushebeln. Die Aktienquote bei der Geldanlage hängt indessen vom jeweiligen Risikoprofil des Privatinvestors ab. «Bei den meisten Leuten ist das ein Aktienanteil von 50 bis 60 Prozent.» Mit Anleihen könne man das Depot absichern.
Indexprodukte einsetzen und auf die Kosten achten
Beim Investieren empfiehlt Miler, günstige Anlageprodukte wie Exchange-Traded Funds (ETF) und Indexfonds einzusetzen und strikt auf die Kosten zu achten. Als Kernanlage eigne sich ein breit diversifizierter Welt-Aktienfonds. Obendrauf könne man dann Anlageprodukte auf bestimmte Themenbereiche, Gold oder auch Kryptowährungen packen – eine Art «Spekulationstopf». Schliesslich solle das Anlegen ja auch Spass machen. «Allerdings kann man auch mit stinknormalen, langweiligen Portfolios reich werden», sagt Miler. «Es ist nur eine Frage der Disziplin.» Sofern die Steuervorteile der Säule 3a bestehen bleiben – dies ist gerade Teil der Spardiskussion in Bundesbern – hält sie auch diese Art der Vorsorge für sehr attraktiv.
In die Anlageprodukte könne man dann kontinuierlich und stur jeden Monat einen festen Betrag investieren. Dies lasse sich mit ETF-Sparplänen oder Online-Vermögensverwaltern, sogenannten Robo-Advisors, gut umsetzen, sagt Miler. So investiert man quasi per Autopilot. Dies sei sehr nützlich, schliesslich stünden sich viele Menschen beim Vermögensaufbau selbst im Weg und liessen sich zu sehr von ihren Gefühlen leiten. Später bereuten es viele, nicht mehr investiert zu haben.