Die SNB erzielt in drei Monaten einen Gewinn von 59 Milliarden Franken. Dennoch ist eine Gewinnausschüttung an den Staat per Ende Jahr unwahrscheinlich. Das ist keine Katastrophe.
Soll man sich nun freuen oder nicht? Die Frage ist nicht einfach zu beantworten. Denn der rekordhohe Gewinn, den die Schweizerische Nationalbank (SNB) für das erste Quartal ausweist, hat einen bitteren Beigeschmack. Zu verdanken ist das gigantische Ergebnis von 58,8 Milliarden Franken nämlich vor allem der Abschwächung des Frankens. Der Gewinn wurde gewissermassen erkauft durch eine geringere Kaufkraft der heimischen Währung.
Erfolg mit Gold und Aktien
Warum führt ein schwächerer Franken zu einem höheren Gewinn der SNB? Weil die Aktiven der Notenbank zu 87 Prozent aus Devisenanlagen bestehen. Wenn nun der Franken an Aussenwert verliert, resultiert bei der Umrechnung dieser Devisen in Franken ein höherer Betrag. Und das war in den ersten drei Monaten sehr ausgeprägt der Fall. So büsste der Franken gegenüber dem Euro um knapp 5 Prozent und gegenüber dem Dollar sogar um über 7 Prozent an Wert ein.
Der Quartalsgewinn ist denn auch primär mit dem 52 Milliarden hohen Gewinn auf Fremdwährungspositionen zu erklären. Von diesem Betrag sind dabei fast drei Viertel auf den Wechselkurs zurückzuführen. Zum Gewinn trugen aber auch der Boom an den Aktienmärkten und der Goldbestand bei. Mit Obligationen verlor die SNB hingegen Geld, was unter anderem auf die gestiegenen Renditen für amerikanische Staatsanleihen zurückzuführen ist.
Der Gewinn stellt das bisherige Rekordergebnis von 39 Milliarden Franken im zweiten Quartal 2020 in den Schatten und beeindruckt angesichts in seiner Grösse. Reale Auswirkungen hat er aber kaum. Denn massgeblich ist, welche Zahlen die SNB per Jahresende ausweist. Dieses Jahresergebnis entscheidet, ob die Nationalbank eine Gewinnausschüttung an den Bund und die Kantone vornehmen kann. Und danach sieht es momentan trotz Rekordgewinn nicht aus.
Gewinnausschüttung eher unwahrscheinlich
Gemäss Berechnungen der UBS müsste die SNB für das Gesamtjahr einen Gewinn von 65 Milliarden Franken erwirtschaften, damit eine minimale Ausschüttung möglich würde. Für die maximale Ausschüttung von 6 Milliarden Franken müsste der Gewinn gar über 105 Milliarden klettern. Beides ist unwahrscheinlich, da die SNB zuerst noch den letztjährigen Bilanzverlust von 53 Milliarden Franken tilgen und Zuweisungen an Rückstellungen tätigen muss.
Kommt hinzu, dass die Entwicklung der Finanzmärkte im ersten Quartal aussergewöhnlich war. Das gilt nicht nur mit Blick auf die Kursgewinne an den Börsen. Auch die Abwertung des Frankens wird sich kaum in diesem Mass fortsetzen. Gemäss UBS-Ökonomen hat sich nun vielmehr die Unterbewertung des Frankens gegenüber wichtigen Währungen wie dem Dollar verstärkt, weshalb nicht auszuschliessen sei, dass der Franken im Verlauf des Jahres wieder aufwerten werde.
Niemand weiss, wie sich die Finanzmärkte bis Ende Jahr entwickeln werden. Angesichts der riesigen SNB-Bilanz können aber schon kleine Kurskorrekturen grosse Folgen haben für den Gewinn. Das zeigte sich auch 2023, als ein ebenfalls sehr hoher Gewinn im ersten Quartal doch noch zu einem Jahresverlust führte. Die Finanzpolitiker des Bundes und der Kantone, die schon in den letzten zwei Jahren leer ausgingen, sind jedenfalls gut geraten, keine SNB-Ausschüttungen zu budgetieren.
Sparpotenzial beim Staat
Das mag die Finanzsorgen beim Staat vergrössern. Dass es dort aber Sparpotenzial gibt, zeigen die am Donnerstag vom Bund publizierten Daten zur Lohnentwicklung. Während 2023 landesweit ein Plus von 1,7 Prozent resultierte, legten die Löhne in der öffentlichen Verwaltung um 3,7 Prozent zu. Damit liess der Staat alle privaten Sektoren weit hinter sich. Angesichts solcher Grosszügigkeit wird man das Jammern über versiegende SNB-Milliarden getrost ignorieren dürfen.