Der Kanton hat jährlich sechs Millionen Franken für Wegprojekte zur Verfügung. Einige sollen bald umgesetzt werden.
Der Fall ist schnell klar am Sonntag: Ein durchgehender Uferweg am Zürichsee hat im Kanton Zürich keine Chance. 64 Prozent der Stimmbürgerinnen und Stimmbürger lehnen die Initiative ab. Kein einziger Bezirk sagt Ja, nicht einmal die linke Stadt Zürich. Eine lauwarme Zustimmung gibt es einzig in den Stadtzürcher Kreisen 3, 4 und 5, 6, 10 und drei von sieben Stadtkreisen in Winterthur.
Der SVP-Kantonsrat Domenik Ledergerber vom Nein-Komitee hat eine Ablehnung erwartet. Aber auch er ist überrascht über das klare Resultat. «Von links-grüner Seite hiess es, dass das Interesse an einem durchgehenden Uferweg gross sei. Dem ist offensichtlich nicht so.»
Für Ledergerber ist klar: «Es handelte sich um eine klassenkämpferische Initiative. Kaum jemand wollte einen Seeuferweg mit der Brechstange.» Die Zürcherinnen und Zürcher hätten sich an den drohenden Enteignungen, den schädlichen Folgen für die Natur und den exorbitanten Kosten gestört. Die Regierung ging davon aus, dass die Umsetzung der Initiative bis zu einer halben Milliarde Franken kosten könnte.
Auf der Verliererseite versucht Tobias Mani Zuversicht zu verbreiten. Der EVP-Kantonsrat aus Wädenswil sagt, das Thema sei bei der Bevölkerung angekommen. Und deshalb, so glaubt er, werde es bei künftigen Wegprojekten am Zürichsee schneller vorwärtsgehen. «Die Vorgaben sind auch ohne Initiative da.»
Auch Ledergerber spricht sich dafür aus, nun unter der bestehenden Gesetzgebung geplante Projekte voranzutreiben. «Natürlich braucht es punktuelle Aufwertungen.»
Tatsächlich stehen gemäss dem kantonalen Strassengesetz jährlich sechs Millionen Franken für Uferwegprojekte zur Verfügung. Die Initianten hatten kritisiert, dass der Kanton diese in den letzten Jahren sträflich vernachlässigt habe. Am Sonntag wurden nun aber auf kommunaler Ebene gleich zwei Vorlagen angenommen, die einen Uferweg beinhalten.
So haben die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger von Uetikon einen Planungskredit von 4,8 Millionen Franken für einen Park auf dem Areal der ehemaligen Chemiefabrik angenommen. Dort planen Gemeinde und Kanton Wohnungen, Gewerberäume und eine Kantonsschule; durch den Park, der bis zum Jahr 2031 realisiert werden soll, wird ein über 700 Meter langer Weg führen.
Auf der anderen Seeseite in Thalwil haben sich die Stimmberechtigten für die Neugestaltung des Seeufers bei den Badeanstalten Bürger I und II ausgesprochen. Kostenpunkt: 10,3 Millionen Franken. Insgesamt entsteht hier ein Weg von knapp 500 Metern Länge. Unabhängig davon ist ein 300 Meter langer Weg vom Ortsteil Ludretikon zur Schiffstation geplant.
Zu einer essenziellen Weglückenschliessung soll es ausserdem in Wädenswil kommen: Der Kanton will den bestehenden Uferweg, der von Richterswil zur Halbinsel Giessen führt, 800 Meter weiter zum Seeplatz beim Bahnhof Wädenswil ziehen. Im Frühsommer werde ein entsprechendes Projekt öffentlich aufgelegt, berichteten die Tamedia-Zeitungen.