Mit dem Zusammenschluss der australischen BHP und Anglo American entstünde dar grösste Kupferförderer weltweit. Das Metall ist zentral für die Energiewende.
In der Bergbaubranche bahnt sich womöglich das grösste Geschäft seit über einem Jahrzehnt an. Die australische BHP-Gruppe, der weltgrösste Minenkonzern, hat am Donnerstag bekanntgegeben, ein Übernahmeangebot für den britisch-südafrikanischen Rivalen Anglo American abgegeben zu haben. Das Angebot liegt in der Höhe von 38,9 Milliarden Dollar.
Falls die Übernahme zustande kommt wäre es eines der zehn grössten je abgeschlossenen Bergbaugeschäfte – und das grösste seit der Übernahme von Xstrata durch Glencore 2013.
Das Angebot von BHP zielt in erster Linie darauf, die Position der Gruppe im Geschäft mit Kupfer zu stärken. Kupfer ist von grosser Bedeutung für die Energiewende. Der Wert des Metalls ist allein seit Jahresbeginn um 15 Prozent gestiegen. Übernimmt BHP den Konkurrenten Anglo American, entstünde der mit Abstand grösste Kupferförderer der Welt, mit einem Marktanteil von rund 10 Prozent.
Anglo American schlingert
BHP verdient bisher am meisten Geld mit seinem Eisenerzgeschäft, der Konzern fördert unter anderem auch Kohle, Kaliumkarbonat und Nickel. BHP hat zuletzt versucht, seine Geschäfte an die Energiewende anzupassen. Vor einem Jahr erwarb die in Melbourne beheimatete Gruppe den australischen Rivalen Oz Minerals für 6,4 Milliarden Dollar, um sein Kupfergeschäft zu stärken. 2022 hatte BHP sein Öl- und Gas-Geschäft an Woodside Energy verkauft.
Anglo American ist für BHP attraktiv, weil der Konzern in Peru und Chile einige der wertvollsten Kupferminen der Welt besitzt. Zu Anglo American – 1917 in Südafrika ursprünglich als Goldförderer gegründet – gehört unter anderem das legendäre Diamantenunternehmen De Beers.
Das Übernahmeangebot von BHP dürfte auch dadurch motiviert sein, dass Anglo American unter Druck ist. Das Unternehmen korrigierte Ende 2023 seine Förderprognosen stark nach unten. Die Preise von mehreren Metallen, die das Unternehmen fördert, sind eher tief, unter anderem Nickel und Platin. Der Gewinn von Anglo American fiel 2023 um 94 Prozent gegenüber dem Vorjahr, der Aktienwert ist seit Anfang 2023 um mehr als ein Drittel gefallen. Erst nach Bekanntwerden der Übernahmepläne von BHP stieg der Aktienkurs von Anglo American am Donnerstag.
Kupferfunde lösen Aufregung aus
BHP begründete die Übernahmepläne aber nicht mit der Schwäche von Anglo American, sondern mit dem Kupfer-Portfolio der Konkurrentin. Die Übernahme würde BHPs Beteiligung an «zukunftsorientierten Rohstoffen durch Anglo Americans Weltklasse-Kupfer-Anlagen» erhöhen, hiess es von BHP. BHP besitzt wie Anglo American bereits Kupferminen in Chile und Peru. Die gemeinsame Fördermenge könnte 2,6 Millionen Tonnen jährlich betragen.
Der Wärme- und Stromleiter Kupfer wird unter anderem für Elektrofahrzeuge und Windparks benötigt. Experten gehen davon aus, dass der Wert des Metalls weiter steigen wird, auch weil die bekannten Vorkommen die steigende Nachfrage nur mit Mühe bedienen können. Stossen Geologen auf grosse neue Vorkommen, löst dies entsprechend Aufregung aus. So zum Beispiel, als die Firma KoBold Metals, die mit Hilfe künstlicher Intelligenz nach «grünen» Mineralien sucht, im Februar bekanntgab, sie habe in Sambia das grösste Kupferreservoir seit einem Jahrhundert gefunden.
Bei Anglo American heisst es, man prüfe das Übernahmeangebot von BHP. Laut britischen Übernahmeregeln hat BHP bis zum 22. Mai Zeit, um ein definitives Angebot abzugeben. Falls die Übernahme stattfindet, könnte sie einen Domino-Effekt in der Bergbaubranche auslösen – indem andere Konzerne versuchen könnten, sich durch Zusammenschlüsse attraktive Bestände «grüner» Mineralien zu sichern.