Design und mehr
Design-Districts sind meist an Orten entstanden, die vorher niemand kannte oder sehen wollte – und die jetzt plötzlich als «the place to be» gelten.
Von Tokios Roppongi-Viertel bis zum Stadtteil Shoreditch in Londoner – überall auf der Welt entstehen designorientierte Enklaven. Anders als Antiquitäten-Viertel oder Modemeilen sind die sogenannten Design-Districts meist nicht über die Jahre natürlich gewachsen, sondern wurden von visionären Menschen und Design-Fans geschaffen – oft an Orten, die vorher niemand kannte oder sehen wollte und die jetzt plötzlich als «the place to be» gelten.
1. Miami Design District
Die Mutter aller Design-Districts befindet sich in Miami. Natürlich nicht am Beach oder Downtown, wo der Quadratmeter unbezahlbar ist, sondern in einem ehemals heruntergekommenen Industrieviertel mit dem schönen Namen Buena Vista, irgendwo in Midtown.
In den 1990er Jahren begann Baumogul und Kunstsammler Craig Robins das Areal Block um Block aufzukaufen und renommierte Architekten wie Sou Fujimoto, Aranda/Lasch und Leong Leong mit dem Bau avantgardistischer Hallen oder dem Umbau historischer Strukturen zu beauftragen. Sein Ziel: einen vergessenen Teil Miamis wiederzubeleben und ihn durch aussergewöhnliche Architektur, Design und Erlebnisse in eine kreative Community zu verwandeln. Die Vision für das Viertel wurde tatsächlich verwirklicht. Heute ist der Design-District ein höchst lebendiger Stadtteil, der Miami-Bewohnern und Besuchern phantastische Einkaufsmöglichkeiten, preisgekrönte Restaurants und Museen von Weltrang bietet.
Ein paar Namen? Zwischen den teilweise spektakulären Flagship-Stores von Tom Ford, Hermès, Loewe, Maison Margiela und Bulgari stehen das Institute of Contemporary Art und die renommierte Privatsammlung De la Cruz Collection sowie die kunterbunte, siebenstöckige Museum Garage mit Läden und Platz für 800 Autos. Alles absolut sehenswert!
Miami Design District
Schlafen
Direkt im Design-District gibt es (noch) keine Hotels und die in der Nähe sind nicht besonders attraktiv. Es lohnt sich, über den Julia Tuttle Causeway bis nach Miami Beach zu fahren und dort zu übernachten, zum Beispiel im Mondrian South Beach Hotel, einem durchgestylten Spass-Palast mit Pool und dem schönsten Sonnenuntergang über der Biscayne Bay.
Essen
Das gemütliche Bistro Michael’s Genuine war eines der ersten Lokale, das hungrige Gäste in den Design-District lockte, und es ist immer noch eines der besten des Viertels. Die überwiegend amerikanisch geprägte Speisekarte bietet Austern und Floridas berühmte Stone Crabs, aber auch opulente Steaks und eine stadtbekannte Black Truffel Pizza. Dazu: gute Cocktails und Terrasse.
2. Dubai Design District
Wenn es um aufstrebende Viertel geht, ist Dubais Design-District (auch als d3 bekannt) kaum zu übertreffen. Es ist eine Art kreativer Inkubator, in dem sich die Welten der Mode, der Kunst und des Designs in Ateliers, Einzelhandelsflächen, Büros und Wohnungen treffen. Mit gemütlichen Cafés, diversen Restaurants und coolen Kunstgalerien hat sich dieser Ort zu einem Zentrum für lokales Design, Mode, Architektur und Kunst entwickelt.
Wie es sich für Dubai gehört, besteht der District aus einer Ansammlung hochmoderner Glas-und-Stahl-Bauten, in denen sich weltweit führende Luxusmarken, Designunternehmen und Kreative mit ihren Büros und Showrooms eingerichtet haben. Jedes Jahr im November findet hier die Dubai Design Week mit einer Vielzahl von Ausstellungen, Installationen und Aktivitäten statt – vor zwei Jahren beteiligte sich Stella McCartney mit ihrer Installation« Future of Fashion» an der Aktion.
Auch die Dubai Fashion Week und die Sole DXB, bei der kreative Ideen zu Strassenmode und Musik, Kunst und Sport präsentiert werden, gehen hier über die Bühne. Doch der Dubai Design District ist nicht nur ein Ort für Veranstaltungen. Es ist auch ein lebhaftes kulinarisches Zentrum, in dem es von japanischem Streetfood im Akiba Dori über gesundheitsbewusste Bowls im 1Life Kitchen & Café bis hin zu syrischer Hausmannskost im Mum’s Table gibt. Wer shoppen möchte, geht in den Concept-Store The Lighthouse, wer sich für Kunst interessiert, kann sich im Art Hub Dubai umsehen, und wer Blumen mag, findet bei Maison des Fleurs die allerschönsten Bouquets.
Dubai Design District
Schlafen
Designfreaks werden das ME Dubai lieben: Es ist das weltweit einzige Hotel, das komplett von der preisgekrönten Architektin Zaha Hadid gestaltet wurden. Spektakulär ist nicht nur die Fassade – auch von innen punkten glänzende Oberflächen, fliessende Linien und ikonische Möbel, die Zaha Hadid entweder selbst entworfen oder ausgewählt hat.
Essen
Am Rande des Design-District lockt das angesagte «Yui» mit hausgemachten Nudeln für das besten Ramen der UAE. Das minimalistisch gestaltete und in leuchtendes Rot getauchte Lokal hat aber auch anderes zu bieten: Yakitori-Fleischspiesse, knusprige Hühnchen Gyozas oder Beef Baos – köstlich!
3. Roppongi Design District, Tokio
Der wohlhabende Tokioter Stadtteil Roppongi hat sich dank einer beständig wachsenden Zahl von Museen, Galerien und Kreativzentren zu einem Kunst- und Design-Hub entwickelt. Als Hauptattraktion gilt das renommierte Mori Art Museum, das sich im 53. Stock des Roppongi Hills Mori Tower befindet und neben gut kuratierten Ausstellungen zu Design, zeitgenössischer Kultur und bildender Kunst auch grandiose Ausblicke auf die japanische Hauptstadt bietet.
Ein Mekka für Kunstliebhaber sind auch das National Art Center, das auf einer Fläche von 150 000 Quadratmetern wechselnde Ausstellungen aus aller Welt zeigt, und das Suntory Museum of Art mit Kunst und japanischem Kunsthandwerk, das sich mit dem Thema der Schönheit im Alltag beschäftigt. Ausserdem: durchgestylte Läden von Luxusbrands wie Bottega Veneta, Hoka, Louis Vuitton und anderen, coole Concept-Stores wie Estnation oder Roppongi Hills Art & Design Store sowie jede Menge schicker Restaurants.
Roppongi Design District
Schlafen
Das «Grand Hyatt Tokyo» steht mitten in Roppongi Hills und gilt als Lifestyle-Destination, weil man hier nicht nur schön schlafen, sondern auch viel erleben kann. Vor der Tür warten rund 200 Luxusläden und Lokale, im Hotel selbst 387 in japanischer Ästhetik gestaltete Zimmer und Suiten sowie ein knappes Dutzend Restaurants und Bars.
Essen
Es ist laut, es ist voll, es ist lustig – das «Gonpachi Nishi-Azabu» wurde als Drehort einer Szene in Quentin Tarantinos Film «Kill Bill» weltweit bekannt. Einheimische und Besucher kommen wegen des betont altmodischen Looks, der einzigartigen Atmosphäre, aber auch wegen der frischen Soba-Nudeln, des Gemüse-Tempuras und der grillierten Fleischspiesschen.
4. Helsinki Design District
Helsinki wurde vor ziemlich genau zehn Jahren von der Unesco zur Creative City of Design gekürt, und das nicht ohne Grund. Finnisches Design hat eine ganz eigene Ästhetik, Fans erkennen es auf den ersten Blick. Um es kennenzulernen (und Produkte zu kaufen), gibt es keinen besseren Ort als die finnische Hauptstadt, und es verwundert nicht, dass dort schon 2005 ein Design-District entstanden ist. Inzwischen ist er auf über 150 Mitglieder angewachsen, die sich in den Strassen um den zentralen Diana Park niedergelassen und dort Design- und Antiquitätengeschäfte, Modeläden, Showrooms und Kunstgalerien eröffnet haben.
In diesem Stadtteil steht auch das Designmuseo, in dem die Arbeiten von finnischen und internationalen Grafikdesignern, Modeschöpfern und Kunsthandwerkern eine Heimat gefunden haben, sowie der interessante Concept-Store Armas Design mit aufregenden Textil-, Glas- und Keramikkreationen. Und natürlich darf man Helsinki nicht verlassen, ohne bei Marimekko vorbeizuschauen und ein ungewöhnliches Outfit oder wenigstens ein paar Papierservietten mit nach Hause zu nehmen.
Helsinki Design District
Schlafen
Das Art-Déco-Hotel Lilla Roberts steht mitten im Design-District und vereint Dinge aus der Vergangenheit mit topaktuellen Design. Die 130 Zimmer und Suiten sind grosszügig, gemütlich, designverliebt und voller interessanter Details. Es gibt ein feines nordisches Frühstück und ein lässig-elegantes Restaurant mit angesagter «modern nordic cuisine».
Essen
Zum Glück kürzen selbst Finnen das Restaurant Luovuus Kukkii Kaaoksesta mit «LKK» ab – aber nicht nur der Name ist crazy, sondern das ganze Lokal. Es ist der Kreativität gewidmet, und tatsächlich ist alles, was aus der Küche kommt, ungewöhnlich. Aber auch ungewöhnlich gut. Dazu: bunte Wandgemälde, Neon-Schriftzüge und coole, ziemlich laute Musik.
5. Design District, London
Erstaunlich neu – erst 2021 eröffnet – und erstaunlich kompakt präsentiert sich Londons Design-District, der sich auf 16 völlig unterschiedlich gestaltete, sehr eklektische Gebäude verteilt und fast direkt an der Themse an der Spitze der Greenwich-Peninsula im Süden der Stadt steht. Inzwischen arbeiten über 1800 kreativ tätige Mieter in den Gebäuden, die ein dichtes Netzwerk von interdisziplinären Verbindungen geschaffen haben und einen regen Erfahrungsaustausch pflegen.
Um dieses Kreativzentrum herum – dessen sehenswertes Café und dessen Kantine für jedermann geöffnet sind – entsteht gerade ein spannendes Viertel, das natürlich vor allem Design-affin ist. Da ist die in einer Art Glashaus residierende NOW Gallery für Kunst, Mode, Fotografie und Design. Da ist der erhöhte Spazierweg The Tide, der direkt am Wasser entlang führt und von derzeit einem Kilometer Länge auf fünf Kilometer wachsen soll. Da sind die grossformatigen Kunstwerke, die entlang des Spazierweges zu sehen sind, unter anderem von Damien Hirst, Antony Gormley und Gary Hume. Und da sind Läden und Outlets, Klubs und Lokale sowie die gigantische O2 Arena, in der die wichtigsten Musik-, Sport- und Unterhaltungsveranstaltungen Londons stattfinden.
Design District in London
Schlafen
Mitten zwischen hochmodernen Gebäuden hat das 200 Jahre, ursprünglich für die örtlichen Kohlearbeiter gebaute Pub The Pilot überlebt. Heute übernachten Hipster in den zehn ungewöhnlichen, völlig unterschiedlich gestalteten, zum Pub gehörenden Cottages und geniessen das charmante Ambiente, den Biergarten und die unverfälschte britische Küche.
Essen
Es gibt mehrere «Wagamamas» in London, und zwar immer dort, wo etwas los ist. Also auch in unmittelbarer Nähe des Design-District. Wie in allen Lokalen der Gruppe sitzt man im «Wagamama North» Greenwich in einem japanisch-minimalistisch gestylten Raum an langen Gemeinschaftstischen und freut sich über köstliche Chicken Yakitori, Tofu Hot Pot oder Prawn Pad Thai.
6. Maboneng Precinct, Johannesburg
Dieses in vieler Hinsicht einzigartige Viertel umfasst nur ein paar wenige Strassen mitten in Downtown Johannesburg. Ungewöhnlich ist es schon allein, weil man bedenkenlos zu Fuss gehen kann, selbst am Abend. Ungewöhnlich auch, weil sich hier eine kreative Gemeinschaft mit Läden, Ateliers, Lokalen und Studios angesammelt hat, die in ganz Südafrika ihresgleichen sucht.
Maboneng befindet sich in einem ehemaligen Industriequartier im Stadtzentrum – eine Gegend, die vor nicht allzu langer Zeit als eine der gefährlichsten jenseits von Kriegsgebieten galt. Dank Investitionen und viel Security sind die Industriehallen des Bezirks ein bevorzugtes Wohn- und Arbeitsquartier für kreative Menschen geworden.
Der weltweit berühmte Künstler William Kentridge hat hier sein Atelier und betreibt zudem den experimentellen Kunstraum The Centre for The Less Good Idea. Gleich daneben kann man David Kruts Druckerei mit Kunstgalerie und Buchhandlung besuchen – eine Fundgrube für schöne Bildbände über afrikanische Textilien, Fotografien und Kunst. Es gibt Läden wie den Curious Concept Store mit coolen Klamotten und Nonsens-Accessoires, Dachterrassenklubs wie «The Living Room» und den Atelier-Complex Arts on Main mit seinen beliebten Tagen der offenen Tür.
Maboneng Precinct in Johannesburg
Schlafen
Das 12 Decades Art Hotel thront auf den obersten Etagen des schicken Apartmenthauses «Main Street Life», jedes der zwölf Zimmer wurde von einem anderen Künstler/Designer aus Südafrika gestaltet und steht für eine bestimmte Zeit in der Geschichte der Stadt.
Essen
Eine Deutsche und eine Südafrikanerin stehen hinter The Social Table, einem Projekt, das sowohl Restaurant als auch Treffpunkt und Kunstgalerie sein möchte. Aus der Küche kommen südafrikanische Fusion-Kreationen und neu interpretierte Traditionsgerichte.