Mit einem Kapitalfonds von 30 Millionen Franken soll eine neu gegründete Förderstiftung in Zukunft Blockbuster-Ausstellungen finanzieren helfen. Das Schuldenloch des defizitären Kunsthauses stopft sie allerdings nicht.
Blockbuster-Ausstellungen werden immer teurer. Die Versicherungskosten für Kunstwerke grosser Namen sind ins Astronomische gewachsen. Ausstellungen von internationaler Strahlkraft sind aber matchentscheidend für Museen, denn sie generieren Besucherströme. Wenn das Kunsthaus Zürich weiterhin eine Rolle als bedeutende Institution in der internationalen Museumslandschaft spielen will, braucht es solche Ausstellungen.
Davon ist Philipp Hildebrand fest überzeugt. Der Präsident der Zürcher Kunstgesellschaft spricht denn auch von einem einmaligen Konzept für das Kunsthaus, um solche Ausstellungen in Zukunft zu ermöglichen: Die neue Stiftung des Schweizer Ehepaars Marianne und Martin Haefner zu genau diesem Zweck stelle eine substanzielle finanzielle Unterstützung dar, die auf fünfzig Jahre hinaus angelegt sei, erklärt Hildebrand in einem Telefongespräch.
Das Stiftungsvermögen sei so ausgestaltet, dass es wachsen könne – sowohl durch Erträge aus den Vermögensanlagen als auch durch Beiträge weiterer Mäzeninnen und Mäzene, erklärt Hildebrand: «Dieses Endowment ist ein beispielhaftes Modell zukunftsfähiger, langfristiger privater Kulturförderung.» Der Louvre habe etwas Vergleichbares, in der Schweiz sei das Prinzip des Endowment aber noch wenig bekannt.
Neue Freiräume
Die initiale Widmung von 30 Millionen Franken als dauerhaft angelegter Kapitalfonds stellt eine solide Grundlage dar. Als finanzielle Mittel für die Ausstellungsförderung sollen Erträge aus den Vermögensanlagen dienen. Zudem ist die Stiftung unabhängig vom Kunsthaus organisiert und entscheidet frei, welche Ausstellungsprojekte sie unterstützen will.
Gemäss der designierten Stiftungsrätin Marianne Haefner besteht die Absicht dieses Finanzkonstrukts darin, «eine nachhaltige Wirkung zu erzielen – über Jahre und Jahrzehnte hinweg». Das sieht auch die Direktorin Ann Demeester so: Die grosszügige Spende sei «eine wichtige Investition in das internationale Renommee der Ausstellungskultur im Kunsthaus Zürich. Dass wir nun jährlich aus diesem Fonds schöpfen können, eröffnet Freiräume.»
Die Familie Haefner ist dem Kunsthaus schon lange verbunden. Martin Haefners Vater Walter Haefner war der Gründer der Auto-Importfirma Amag. Er finanzierte 1973 den Chagall-Saal im Kunsthaus und stiftete 1995 Teile seiner bedeutenden Kunstsammlung, darunter Werke von Monet, van Gogh, Gauguin, Degas, Seurat und Magritte.
Weiterhin rote Zahlen
Die neue Förderstiftung für bedeutende Ausstellungen des Kunsthauses Zürich, so ihre genaue Bezeichnung, verfolgt allerdings nur gerade den festgeschriebenen Zweck. Das Kapital ist somit gebunden und wird die Schulden von 6 Millionen Franken des defizitären Kunsthauses nicht decken können. Obwohl das Kunsthaus im letzten Jahr eine halbe Million Eintritte verbuchen konnte, stiegen die Schulden um weitere 1,5 Millionen Franken.
Das Kunsthaus finanziert sich zur Hälfte aus privaten Mitteln. Das ist selten für ein öffentliches Museum und im schweizerischen und europaweiten Vergleich ziemlich einmalig. Diese Parität ist Philipp Hildebrand sehr wichtig. Wenn die Erhöhung der öffentlichen Subventionen im Raum stehe, dann müsse auch von privater Seite ein entsprechender Beitrag geleistet werden, meint er.
Damit unterstreicht er auch, dass es weitere Mittel aus privater wie öffentlicher Hand brauche, um die Kosten für den Betrieb des gut um das Doppelte erweiterten Kunsthauses Zürich zu tragen. Diese seien viel höher ausgefallen als ursprünglich vorgesehen. Deshalb halte man am Antrag bei der Stadt auf Subventionserhöhung fest. Und deshalb sei man auch weiterhin auf der Suche nach privaten Unterstützern.