NASA / JPL-Caltech
Die Nasa ist die treibende Kraft hinter der Erforschung des Mars. Ein Bildband präsentiert nun die spektakulärsten Aufnahmen – von der ersten Marsmission bis heute.
Der Mars fasziniert – und das schon länger, als es Teleskope gibt. Unser Nachbarplanet ist in sternklaren Nächten mit blossem Auge zu sehen und hebt sich mit seiner blutroten Farbe von anderen Planeten im Sonnensystem ab. Im alten Ägypten wurde der Mars als Horus der Rote bezeichnet, im antiken Rom assoziierte man ihn mit dem Kriegsgott Mars. Darauf ist sein heutiger Name zurückzuführen.
Auch die moderne Astronomie hat den Mars nicht entzaubern können. Zwar wissen wir inzwischen, dass es die Marskanäle nicht gibt, die der italienische Astronom Giovanni Schiaparelli 1877 erstmals erblickt zu haben glaubte und die er für Bewässerungskanäle einer fortgeschrittenen Zivilisation hielt. Aber nach wie vor gilt der Mars neben der Erde als jener Planet im Sonnensystem, auf dem am ehesten Leben entstanden sein könnte.
Bild links: Die erste Nahaufnahme vom Mars, aufgenommen während eines Vorbeiflugs der Mariner-4-Sonde. In diesem Bild ist der Mars oben und der Weltraum unten. Bild rechts: Wie die Erde besitzt auch der Mars eine dünne Atmosphäre. Aufgewirbelte Staubpartikel verleihen ihr eine lachsrosa Farbe, wie diese Aufnahme der Viking-Sonde aus dem Jahr 1976 zeigt.
Denn der Mars war nicht immer so unwirtlich wie heute. Es gibt diverse Hinweise darauf, dass auf seiner Oberfläche vor einigen Milliarden Jahren riesige Mengen an Wasser geflossen sind. Und wo Wasser war, könnte es auch Leben gegeben haben.
Die wissenschaftliche Erkundung des Mars begann in den 1960er Jahren. Federführend war die Nasa. Im Jahr 1964 startete die Raumsonde Mariner 4. Einige Monate später flog sie in einem Abstand von zehntausend Kilometern am Mars vorbei und schickte die ersten Nahaufnahmen zur Erde. Die Auflösung war mit 1,25 Kilometern pro Pixel bescheiden. Trotzdem brachten die grobkörnigen Bilder eine Überraschung. Sie zeigten eine mondähnliche, von Kratern geprägte Landschaft. Von Kanälen war nichts zu sehen.
Bild links: Diese hochaufgelöste Aufnahme aus dem Marsorbit zeigt den 800 Meter breiten Victoria-Krater. An dessen Rand, auf der 10-Uhr-Position, ist ein winziger schwarzer Punkt zu erkennen. Dabei handelt es sich um den Rover Opportunity. Bild rechts: Der Mars Global Surveyor macht im Frühling eine Detailaufnahme vom Südpol des Mars. Der weisse Frost, eine Mischung aus Wassereis und gefrorenem Kohlendioxid, ist zu dieser Jahreszeit bereits auf dem Rückzug.
Seither ist viel geschehen. Einen guten Eindruck davon vermittelt ein kürzlich erschienener Bildband. Die Nasa hat ihr Archiv geöffnet und die besten Bilder aus 60 Jahren Marsforschung zur Verfügung gestellt. Der Fortschritt ist unverkennbar. Der Mars ist inzwischen vollständig kartiert. Die schärfsten Bilder aus dem Orbit lassen Details erkennen, die kleiner als 50 Zentimeter sind.
Noch mehr hat man von den diversen Robotern der Nasa gelernt, die in den letzten Jahrzehnten über die Oberfläche des Mars gerollt sind. Sie haben Panoramabilder geschossen, Boden und Gestein analysiert und neuerdings sogar Proben gesammelt, die bei einer zukünftigen Mission zurück zur Erde gebracht werden sollen.
Bild links: Der Rover Opportunity hinterlässt Spuren im Sand. Der fahrbare Roboter war von 2004 bis 2018 aktiv und legte in dieser Zeit 45 Kilometer zurück. Bild rechts: Dieses Bohrloch stammt vom Rover Curiosity, der seit 2012 den Gale-Krater untersucht.
In diesen Proben steckt vielleicht die Antwort auf die Frage, die das zentrale Leitmotiv der Marsforschung ist: Hat es eine Zeit gegeben, in der der Mars von primitiven Einzellern besiedelt war? Und ist es möglich, dass sich unter seiner Oberfläche immer noch Leben tummelt? Bis es darauf eine Antwort gibt, wird das Archiv der Nasa wohl noch um etliche Bilder reicher sein.
James L. Green (Hg.): Mars. Photographs from the NASA Archives. Taschen-Verlag, Köln 2024. 340 S., Hardcover mit Ausklappseiten, Fr. 50.–.