Rotwein
Der Zweigelt ist eine typische Rebsorte aus Österreich. Die Sorte stand stets im Schatten des Blaufränkisch. Namentlich aus dem Anbaugebiet kommen einige hoch bewertete Weine.
Österreichs Weinbau fokussiert sich beim Rotwein hauptsächlich auf zwei einheimische Sorten: Dabei stand der Zweigelt stets im Schatten des als höherwertig geltenden Blaufränkisch. Das scheint sich gerade zumindest in Teilen zu ändern.
Dem Zweigelt, auf rund 6000 Hektaren angebaut, werden plötzlich hohe Ehren zugesprochen. Das heisst, internationale Kritiker verteilen Topbewertungen. Sind diese gerechtfertigt? Ich habe einige Rotweine degustiert.
1. Der Favorit: Zweigelt Ried Kirchweingarten 2020
Der Beste war der Zweigelt Ried Kirchweingarten 2020 des Weinguts Markowitsch aus dem Anbaugebiet Carnuntum, das östlich von Wien an der Grenze zur Slowakei liegt. Der Lagenwein, ausgebaut in Holzfässern von 500 Litern, überzeugt durch eine aromatische Komplexität sowie mit viel Druck, Eleganz und Ausgewogenheit im Gaumen.
Die lediglich 1,2 Hektaren grosse Parzelle bietet dank einer leicht abfallenden, südwestlichen Ausrichtung und einem Boden mit hohem Tonanteil ideale Voraussetzungen für die Produktion aussergewöhnlicher Weine. Dies beweist auch der Nachfolgejahrgang 2021, der von der englischen Kritikerin Jancis Robinson mit 18 von 20 Punkten hoch eingestuft worden ist.
Das Weingut wird von Gerhard und seiner Tochter Johanna Markowitsch geleitet. Sie ist eine jener zahlreichen Winzertöchter, die im Carnuntum in die Fussstapfen ihrer Eltern treten und für frischen Wind im kleinen, feinen Anbaugebiet sorgen. Zu dieser Gruppe zählt auch die erst 22-jährige Hanna Glatzer, die den Familienbetrieb in rund fünf Jahren übernehmen wird.
2. Weingut Glatzer in Niederösterreich
Der Zweigelt Dornenvogel des Guts Glatzer jedenfalls ist ein gelungenes Beispiel für diese Rebsorte: fruchtbetontes Bouquet mit Noten von Zwetschgen und würzigen Noten, im Gaumen mittelschwerer Körper mit einer gut integrierten Säure, feine Tannine, elegant, gute Länge.
3. Philipp Grassl überzeugt mit nur 40 Prozent Zweigelt
Zu den besten Produzenten im Carnuntum zählt Philipp Grassl. Sein Bärnreiser 2021 ist kein reinsortiger Zweigelt, sondern der Anteil beträgt in dieser Cuvée 40 Prozent, die durch je 30 Prozent Blaufränkisch und Merlot ergänzt werden.
Der Rotwein überzeugt auf der ganzen Linie. Das beginnt mit dem intensiven Bouquet (Brombeeren, würzige Noten). Eindrücklich geht es im Gaumen weiter: kräftiger Körper, präsente, reife Gerbstoffe, gute Säure, komplex, elegant lang anhaltend, mit einem sicheren Potenzial von zehn und mehr Jahren.