Bis 2029 löst die Bundesliga knapp viereinhalb Milliarden Euro für die TV-Rechte. Das ist beachtlich, zumal die Liga international zuletzt kaum an Attraktion gewonnen hat.
Manchmal muss der Begriff der Stagnation gar nicht negativ gemeint sein. Und zwar dann, wenn es sich um eine Stagnation auf hohem Niveau handelt und zuvor ein Absturz befürchtet worden war. Genau so lässt sich die Situation des deutschen Fussballs nach der Vergabe der Bildrechte für die Bundesliga beschreiben.
Der Fussball in Deutschland bleibt ein Milliardenspiel. 4,484 Milliarden Euro insgesamt, 1,121 Milliarden pro Saison, erbrachten die Rechte für den vier Spielzeiten umfassenden Zeitraum von 2025/26 bis 2028/29. Die erste und die zweite Bundesliga erhalten sogar etwas mehr Geld als nach der letzten Ausschreibung im Jahr 2020, insgesamt 84 Millionen Euro, 21 Millionen pro Jahr. Das ist zwar ein bisschen weniger als die 1,16 Milliarden, die vor der Covid-19-Pandemie an die Profiklubs flossen. Doch es ist allemal beachtlich, dass das Niveau gehalten wurde.
Keine Entwicklung wie in Frankreich
Die Klubvertreter äusserten am Donnerstag denn auch allenthalben Zufriedenheit. Hans-Joachim Watzke, der Chef von Borussia Dortmund, der zugleich dem Aufsichtsrat der Deutschen Fussball-Liga (DFL) vorsteht, sprach von Einigkeit unter den Abgesandten der Klubs, niemand habe sich unzufrieden gezeigt. Watzke sprach von einem Erfolg: «Das ist ein grossartiges Ergebnis für die DFL.» Schliesslich, so Watzke, habe er den Eindruck gehabt, dass es medial «ein Überbietungs-Wettbewerb an Kassandrarufen» gegeben habe, «werden es nun 200 Millionen weniger oder nur 150 oder 250 Millionen wie in Frankreich», sagte Watzke auf der Pressekonferenz in Frankfurt.
Er berichtete ausserdem davon, dass ihn bereits Gratulationen aus dem Ausland erreicht hätten. Watzke, der selten um markige Worte verlegen ist, hat für einmal recht: Die Liga kann sich für diesen Vertragsabschluss tatsächlich feiern lassen. Und so wäre alles andere als grosse Zufriedenheit unter den Klubvertretern erstaunlich gewesen. Denn die Liga hat in den letzten Jahren international nicht unbedingt an Attraktivität gewonnen, so dass hohe Erträge aus den TV-Rechten selbstverständlich gewesen wären.
Ausserdem war das Vergabeprozedere in diesem Jahr beschwerlicher als sonst: DAZN hatte schwere Vorwürfe gegen die DFL erhoben, Verstösse gegen das Kartellrecht wurden moniert. Die DFL hatte das Gebot von DAZN, das seinerzeit das höchste war, nicht angenommen, weil sie die Finanzgarantien des Streaming-Anbieters nicht akzeptiert hatte. Danach unterbrach die DFL, die die Vorwürfe damals zurückwies, das Bieterverfahren.
DAZN jedenfalls ist nach wie vor dabei. Wer die Bundesliga live sehen will, der braucht nach wie vor zwei verschiedene Abonnements: DAZN überträgt die Konferenz am Samstagnachmittag und die Spiele am Sonntag, Sky überträgt das Freitagspiel und die Einzelspiele am Samstag, darunter auch das Spitzenspiel am Samstagabend. Frei zugänglich werden nach wie vor die Berichte der Sportschau in der ARD sein.
Die Premier League bleibt das Mass der Dinge
Ob dieser TV-Deal Europa nun «aufhorchen» lasse, wie Watzke bei der Bekanntgabe sagte, ist indes fraglich. Die Distanz zur massgeblichen Liga dieser Tage, der englischen Premier League, bleibt nach wie vor gross. Insgesamt erhalten die Engländer nahezu zwei Milliarden Euro aus den TV-Rechten, was auch die weltweite Attraktivität dieser Liga spiegelt. Dass die Bundesliga mit der Premier League nicht konkurrenzieren kann, versteht sich trotz Dortmunds Teilnahme im Champions-League-Final in der vergangenen Saison von selbst.
Die Bundesliga-Vertreter sind sich dieser Schwächen durchaus bewusst. Bisher erwirtschaften sie mit der Auslandsvermarktung der Rechte, die genauso zentral ist wie die der Inlandrechte, einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag. Wesentlich mehr soll in Zukunft zusammenkommen, doch die Frage ist, wie das geschehen soll: Im Frühjahr scheiterte der Deal mit einem Investor, der die Rechte im Ausland vermarkten sollte, am Widerstand der Fans. Sie befürchteten eine zu grosse Einflussnahme auf die Rahmenbedingungen des Spielbetriebs wie etwa Anstosszeiten.
Daher dürfte sich an den Bedingungen nun nicht allzu viel geändert haben. Die Geschäftsleitung der DFL versicherte, sie sei an dem Thema dran, es geniesse einen hohen Stellenwert. Bei realistischer Betrachtung aber dürften die Zuständigen zu dem Urteil kommen, dass hier keine gewaltigen Sprünge zu erwarten sind.